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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd
Autoren: M Quandt
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das wollen Sie doch nicht. Fordern Sie das Schicksal nicht noch einmal heraus, Herr Strasser, Sie hatten mehr Glück als Verstand, doch das Glück sollte man nicht überstrapazieren. Fortuna ist ein launisches Wesen.«
    Sie lächelte flüchtig in Maras Richtung und verschwand wieder.
    Jo brummte. »Wieso muss ausgerechnet ich als Privatpatient an einen solchen Drachen geraten? Wieso lässt man mich nicht von einer blonden Schwesternschülerin verhätscheln, die sich zehn Mal am Tag nach meinem Befinden erkundigt und mich abends mit Kiefernöl einreibt? Ja, Fortuna ist in der Tat ein launisches Wesen. Das Essen hier ist übrigens ebenfalls unter aller Kanone. Wo waren wir stehen geblieben?«
    Mara saß auf einem bequemen Polsterstuhl, den sie sich ans Krankenbett gerückt hatte, und seufzte. »Bei meiner Suspendierung.«
    »Wieso tun die dir so was an?«
    » Die ist gut. Der wäre passender.«
    Jo legte die Stirn in Falten. »Aha, und wer ist dieser geheimnisvolle der ?«
    » Der ist unser neuer Polizeipräsident, Herr Dr. Waldemar Bohne. Er ist ein Büroklammernzähler der übelsten Sorte, der alles hundertzehnprozentig nach Vorschrift erledigt wissen will. Er hat seinen Neffen auf mich angesetzt, um mich auszuspionieren und mir eine Verfehlung nachzuweisen, damit er mich aus dem Dienst kicken kann.« Sie schürzte die Lippen. »Doch sein Neffe ist auf meiner Seite.«
    Bodo Lohmann lag nur drei Zimmer weiter den Gang hinunter, und Fortuna war ihm sogar noch gewogener gewesen als Jo, denn sie hatte dafür gesorgt, dass Kipplings überhastet abgefeuerte Schüsse ihm lediglich den Hüftspeck perforiert hatten, ohne die Knochen zu treffen oder die Muskulatur zu verletzen. Das heißt, ein Schuss war sogar gänzlich danebengegangen, während der zweite einen Striemen auf Lohmanns Haut hinterlassen hatte, der aussah, als stamme er von einem Peitschenhieb.
    »Typischer Streifschuss«, hatte der Chirurg in einem Tonfall erklärt, der so beiläufig klang, als hätte er in seinem Berufsleben schon mehre hundert Streifschüsse behandelt.
    Bei genauerem Hinsehen sah man, dass der Striemen nicht oberflächlich war, sondern sich durch die Haut und das darunterliegende Gewebe gefräst hatte.
    »Fünf Zentimeter tiefer, und das Projektil hätte die Leber erwischt. Dann wären Sie jetzt tot.«
    Die Haut um die künstliche Fräsrinne herum war grün und blau verfärbt, außerdem war eine dicke Schwellung zurückgeblieben. Lohmann hatte eine Menge Blut verloren, aber jetzt war er schon wieder einigermaßen bei Kräften.
    Am Vortag hatte Mara ihm einen Besuch abgestattet, und bei der Gelegenheit fragte sie ihn: »Hör mal, in der Bank, unmittelbar nachdem du getroffen wurdest, wolltest du mir etwas Wichtiges mitteilen. Was war das?«
    Er wurde verlegen, und hätte er nicht so viel Blut verloren, wäre er vermutlich wieder einmal knallrot geworden. »Ich wollte Ihnen etwas Wichtiges mitteilen?«, fragte er Unschuld heuchelnd.
    Sie nickte. »Ich nehme an, dass es wichtig war. Wer redet schon über Belanglosigkeiten, wenn er gerade angeschossen wurde und von Verbrechern umzingelt ist. Lass mich mal überlegen … Soweit ich mich entsinne, waren deine Worte: ›Ich muss dir noch etwas sagen.‹ Hat mir übrigens gut gefallen, dieses Du.«
    Nun, davon, auch in Zukunft beim Du zu bleiben, konnte sie ihn nicht überzeugen, aber immerhin gestand er freimütig, dass sein Onkel, der kein Geringerer war als der Polizeipräsident persönlich, ihn beauftragt hatte, sie zu bespitzeln. Auch die Hintergründe legte er erschöpfend offen.
    Mara war erst sauer, dann sprachlos.
    »Ich werde meinen Onkel davon überzeugen«, versprach er feierlich, »dass er Sie falsch eingeschätzt hat. Meiner Meinung nach sind Sie kompetent, engagiert, zuverlässig, sympathisch.« Er zählte die einzelnen Attribute an den Fingern ab. »Sie sind eine erstklassige Polizistin, daran gibt es keinen Zweifel.«
    Mara sah das anders. Wenn sie eine erstklassige Polizistin gewesen wäre, würde Greiner noch leben. Sein Tod war ihre Schuld, weil sie Skrupel gehabt hatte, das Richtige zu tun: ihrem Exgeliebten in den Kopf zu schießen!
    »Und das wolltest du mir sagen?«, fragte sie misstrauisch. »Dass du ein Spion im Auftrag deines werten Herrn Onkels bist? Merkwürdiger Zeitpunkt für eine solche Enthüllung, findest du nicht?«
    »Äh … also … ich hatte ein schlechtes Gewissen und war darauf erpicht, es so schnell wie möglich zu erleichtern. Ich konnte schließlich nicht
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