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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd
Autoren: M Quandt
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ihrem Brustkorb.
    »Hallo?«, rief sie, doch die einzige Antwort, die sie erhielt, war das Echo, das von den Kachelwänden widerhallte. An der Wand entdeckte sie eine Uhr, die in großen Ziffern 09:44 anzeigte. Demnach konnten unmöglich alle nach Hause gegangen sein, denn bis zum Feierabend würden sicher noch einige Stunden vergehen.
    Ihr Blick fiel auf das besagte Tor an der gegenüberliegenden Wand. Genau wie sie vermutet hatte, war es geöffnet. Dann wurde ihr klar, was geschehen sein musste: Das Spektakel, das sie in der Besenkammer gehört hatte, war hier natürlich noch erheblich deutlicher zu vernehmen gewesen, und dieser Krach hatte die Neugier der Leute geweckt, sodass sie wohl allesamt auf dem Hof standen und gafften, was auch immer es dort zu begaffen gab. Ja, das war eine plausible Erklärung, fand sie.
    Wenn sie gewusst hätte, dass Hauptkommissar Steiner vom BKA die Halle vor zwanzig Minuten hatte räumen lassen, da er keine Unbeteiligten in der Nähe haben wollte, wenn Smertins Schergen zurückkehrten, und wenn sie darüber hinaus die leiseste Ahnung gehabt hätte, dass zwei jener Schergen, die für ihre Entführung verantwortlich waren, just in dieser Sekunde aus einem Autowrack kletterten, um sich in die Schlachthalle zu flüchten … Nun, wenn sie all das gewusst hätte, wäre sie garantiert wieder in die Besenkammer zurückgekrochen und hätte den Kopf eingezogen. Doch da sie keine Ahnung von den Vorgängen hatte, lief sie den beiden geradewegs in die Arme.
    Der eine war der Irokese, was sie lediglich an seiner unförmigen Gestalt und an der Haartracht erkannte, denn sein Gesicht war über und über mit Blut besudelt, seinem eigenen Blut, das aus einer Platzwunde auf der Stirn pulsierte. Seine kleinen Schweinsäuglein wirkten schneeweiß inmitten dieser grotesken Maske.
    Bei dem anderen handelte es sich um den Gutaussehenden, und auch er hatte eine Blessur davongetragen, denn er zog das rechte Bein nach.
    Beide Männer waren komplett in Schwarz gekleidet, und einer trug ein monströses Gewehr bei sich, wie Laura es nur aus dem Fernsehen kannte, wenn über einen Krieg irgendwo auf der Welt berichtet wurde und Soldaten ins Bild kamen.
    Die Männer eilten durch das Tor in die Halle, genau in dem Moment, als Laura ins Freie treten wollte. Sie wirkten wie Ungeheuer. Einen Lidschlag später wurde Laura gepackt und von den Ungeheuern weggezerrt.
    Sie schrie.

Kapitel 55
    Knapp drei Minuten zuvor …
    Die Bremsen des Panzerwagens packten macht- und geräuschvoll zu, die Reifen radierten über den Untergrund. Das milderte den Zusammenprall mit dem Lastwagen, verhinderte ihn jedoch nicht.
    Mara und die anderen Insassen bekamen zu spüren, was es mit dem Gesetz der Trägheit auf sich hatte, das der englische Physiker und Mathematiker Sir Isaac Newton als Erster definierte. Newton hätte ihnen schon vor mehr als 250 Jahren erklären können, dass ein Fahrzeuginsasse genauso schnell unterwegs ist wie das Vehikel, in dem er sich gerade befindet. Demnach waren die Personen in dem Geldtransporter nicht wirklich reglos, sondern bewegten sich mit exakt 61 km/h vorwärts, also mit derselben Geschwindigkeit wie ihr Fahrzeug, als es gegen den Laster donnerte. Dieser Vorwärtsdrang, der 17 Metern pro Sekunde entsprach, wurde am ersten Hindernis gestoppt.
    Im Führerhaus war dieses Hindernis die gepanzerte Windschutzscheibe. Da weder der Fahrer noch Petrow auf dem Beifahrersitz angeschnallt waren, wurden sie aus den Polstern gehoben. Der Fahrer versuchte, sich am Lenkrad abzustützen, was kläglich scheiterte, und dann zertrümmerte der obere Lenkradkranz seinen Brustkorb. Gleichzeitig klatschte Petrows Schädel wie eine Bowlingkugel gegen die gepanzerte Windschutzscheibe, wodurch er geknackt wurde, als wäre er eine Nuss.
    Hinten im Wagen hatte ebenfalls die Physik das Regiment übernommen.
    Der bleiche Aufpasser, der sich übergeben hatte, sauste wie eine Rakete zwischen Fahrer- und Beifahrersitz nach vorn, da er das Pech hatte, sich im Augenblick der Kollision genau in der Lücke zwischen den Sitzen zu befinden. Im Fußraum des Führerhauses angekommen, machte er mit dem Schalthebel Bekanntschaft. Dieser hielt der plötzlichen Belastung nicht stand und brach. Eins der Bruchstücke bohrte sich von unten nach oben in den Hals des Gangsters, zerfetzte seine Kehle, seine Stimmbänder, schraubte sich durch seinen Unterkiefer und die Zunge.
    Die übrigen Personen im Fahrzeug kamen glimpflicher davon, da sie allesamt von
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