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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd
Autoren: M Quandt
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Biker-Braut, was?« Er stellte sich auf die Zehenspitzen und beschattete die Augen mit der flachen Hand, so als spähe er angestrengt in die Ferne. »Na, wo ist er denn, dein Feuerstuhl? Ist das Küken vom Bock gefallen?« Er starrte sie mit unverhohlenem Spott an.
    Von Küken konnte derweil keine Rede sein, denn dieses Alter lag längst hinter ihr, das sah man deutlich. Sie war eine ausnehmend attraktive Frau mit ebenmäßigen Gesichtszügen, hohen Wangenknochen und vollen Lippen. Der einzige Fehler in ihrem Gesicht, zumindest auf den zweiten Blick, war die Nase, die etwas zu klein wirkte. Doch war es vielleicht gerade dieser Makel, der ihre Erscheinung so anziehend und natürlich machte.
    Im Übrigen war sie tatsächlich mit dem Motorrad gekommen, was ihre ungewöhnliche Kluft erklärte. Doch anders als der Türsteher geäußert hatte, war sie nicht vom Bock gefallen, sondern hatte die Maschine bewusst ein paar Straßen weiter abgestellt, gleich gegenüber dem dortigen Taxistand. Das war eine wohl überlegte Vorsichtsmaßnahme, denn dadurch entzog sie das Motorrad den Blicken des hiesigen Publikums, dem es höchstwahrscheinlich ein Vergnügen gewesen wäre, die Reifen des sichtbar teuren Gefährts zu zerstechen, sobald es unbeaufsichtigt war. Oder das Polster des Sitzes aufzuschlitzen. Oder in ihren Helm zu urinieren, der mit einer Kette an den Radspeichen befestigt war. All das hatte sie schon erlebt, und das feindselige Verhalten der Prostituierten war eine erneute Mahnung gewesen, stets vorsichtig zu sein.
    Bei dem Motorrad handelte es sich im Übrigen um eine Suzuki MAB-Hayabusa Turbo. Was sich tatsächlich hinter dieser zunächst unspektakulären Typenbezeichnung verbarg, konnte man vielleicht erahnen, wenn man die wörtliche Übersetzung des japanischen Wortes Hayabusa kannte, denn dann wusste man, dass ein Wanderfalke als Namensgeber für das Motorrad Pate gestanden hatte. Dieser galt als schnellstes Tier der Welt, und die MAB-Hayabusa Turbo war der Wanderfalke unter den Motorrädern. Punktum.
    Sie war ohne ihren Willen zu diesem ungewöhnlichen Gefährt gekommen, denn es war ein Geschenk ihres Bruders. Irgendwann hatte sie beiläufig geäußert, mit ihrer BMW nicht gut zurechtzukommen, da sie viel zu schwer sei und bereits das Aufbocken eine Menge Kraft erfordere. Also hatte ihr Bruder die Misere beendet und ihr ein handlicheres Motorrad geschenkt. Und was für eins! Erst wollte sie »die Höllenmaschine«, so ihr O-Ton, gar nicht annehmen, doch mittlerweile hatte sie sich daran gewöhnt. Gewöhnt? Sie liebte ihren heißen Ofen!
    »Richtet Jo bitte aus, dass Mara mit ihm sprechen möchte«, sagte sie beherrscht. Das Gespött der Türsteher prallte von ihr ab.
    Aus Grinsen wurde Gelächter. »Jo will aber nicht mit dir sprechen, Täubchen!«, prustete der Glatzkopf. In Gedanken hatte sie ihn längst Meister Proper getauft. »Er ist ein viel beschäftigter Mann. Du verschwindest jetzt besser.«
    Sie rührte sich nicht von der Stelle. Stattdessen zog sie eine Braue hoch, was spöttisch wirkte. Ihre Augenbrauen waren hauchdünn, dafür jedoch eindrucksvoll geschwungen. Wer sie näher kannte, wusste, dass dieses Hochziehen der Braue entweder ein Ausdruck von Belustigung war oder ein Warnsignal.
    »Buh!«, machte Meister Proper und stampfte mit dem linken Fuß auf, dass es krachte. Dabei spannten sich seine gewaltigen Muskeln, so als wolle er sich augenblicklich auf sie stürzen, wie ein Bulle, der mit gesenkten Hörnern auf einen Torero losgeht. Das wirkte, denn sie wich hastig zurück, wobei sie fast gestolpert wäre.
    Nun gab es kein Halten mehr, das Amüsement der breitschultrigen Männer mit dem nicht ganz so breitschultrigen IQ machte sich lautstark Luft.
    »Du heißt Mara?«, fragte der Kollege des Glatzenmannes, nachdem er sich halbwegs beruhigt hatte. »Schöner Name.«
    Sie nickte ernst. »Ja, ich bin Mara. Und wer seid ihr? Ich kenne euch nicht, demnach müsst ihr neu sein.« Während sie die Braue noch höher zog, hielt sie dem Goldkettenträger die Linke zum Gruß hin. Die Geste kam so überraschend, dass er ohne zu zögern nach der dargebotenen Hand griff.
    »Ich bin Olli«, murmelte er, sichtlich aus dem Konzept gebracht.
    Was dann passierte, war schier unglaublich.
    Die Frau, Mara, drehte dem Riesen, Olli, den Rücken zu. Das tat sie in einer atemberaubend schnellen, seidenweichen Bewegung. Gleichzeitig schlang sie den rechten Arm um seine breite Hüfte, während ihre Linke an seinem Ärmel
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