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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer
Autoren: Tom Lloyd
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würde. Die duftende Brise war noch immer wahrnehmbar, kühlte aber die von der gnadenlosen Sonne geröteten Gesichter nicht. Die meisten Leute trugen breitkrempige Hüte, Isak aber machte sich diese Mühe selten. Seine Haut war so hell wie die aller anderen, aber sie verbrannte oder schälte sich niemals, ebenso wie alle Verletzungen schnell heilten. In dieser Hinsicht, und das wusste er, war er gesegnet. Der ganze Rest war es, der die Leute beunruhigte.
    Ein Stück zu seiner Linken sah Isak ein Waldtauben-Pärchen auf einem Ast sitzen und den Wagenzug mit mäßigem Interesse mustern. Er wollte nach der Armbrust hinter sich greifen, aber da ertönte das Geräusch erneut, und er hielt inne. Eine Stimme rief. Er stellte sich auf den Holzsitz, um besser sehen zu können.
    Von der erhöhten Position aus konnte Isak einen herankommenden Reiter erkennen, den Speer erhoben. Seine Zöpfe schwangen durch die Luft.
    Carel hatte den Reiter ebenfalls entdeckt und war bereits auf den Rücken seines eigenen Pferdes geglitten, das geduldig neben dem Wagen hertrottete. Das gedrungene Pony war nicht so beeindruckend wie die Pferde, die er bei den Geistern geritten hatte, und es trug nur wenig Schmuck, abgesehen von den Tätowierungen seiner Herkunft und einem Segen Nyphals, der Göttin der Reisenden. Aber es hatte ihm über die Jahre treu gedient.
Mit einer Hand bedeutete Carel Isak zurückzubleiben, bevor er sein Pony vorwärts lenkte.
    Der Wagenzug kam schließlich hinter ihm zum Stehen, und eine nervöse Stille senkte sich herab. Dies war zum größten Teil ungezähmtes Land, darum waren die Leute gleichermaßen neugierig wie vorsichtig. Als Carel den Reiter erreichte, erschienen hinter der Wegbiegung Gestalten. Sechs Männer näherten sich ihnen, fünf davon waren die Wachen des Zuges, ebenfalls auf Ponys, und ein Mann, ein Fremder, ging zu Fuß. Die fünf Berittenen überragten drohend den Neuling, aber sie wirkten seltsam eingeschüchtert von seiner Gegenwart.
    Carel hielt an und stieg ab, sobald er den vordersten Wagen passiert hatte. Während er darauf wartete, dass der Mann herankam, blickte er sich um und erfasste die Umgebung. Er sah sonst niemanden, ließ aber seine Hand auf dem Schwertgriff, während sich der Mann näherte. Er wirkte zwar ruhig, doch ein Fremder, allein und zu Fuß, war hier draußen mehr als ungewöhnlich.
    Isak ertappte sich dabei, dass er sich die Nägel vor Aufregung in die Handflächen bohrte. Der Fremde war sogar noch größer als Isak, der doch schon auf den Rest der Mitglieder des Wagenzuges herabsehen konnte. Er trug von Kopf bis Fuß Schwarz, und das gehärtete Leder und der schwere Schuppenpanzer, die er trug, zeigten, dass er nicht aus dieser warmen Gegend stammte, wo sich die Wachen wenig oder gar nicht mit Rüstungen beschwerten. Trotz seiner Größe war der Mann eindeutig kein Farlan, und stammte auch aus keinem der Stämme, die Isak während ihrer Reisen gesehen hatte.
    Dass der Mann sein Schwert gezogen hatte, gab jedoch Anlass zur Beunruhigung, aber Carel beachtete diese Tatsache gar nicht. Er ließ seine eigene Waffe in der Scheide, während er näher trat, um mit dem Mann zu sprechen.
    Isak bemerkte plötzlich, dass seine Aufmerksamkeit von der
Klinge gebunden wurde, nicht von dem Mann selbst, was allem widersprach, was Carel ihm beigebracht hatte. Das Schwert verrät dir nichts darüber, was dein Gegner tun wird; lass deine Augen auf der Klinge ruhen, und du kannst ihr dabei zusehen, wie sie in deinen Bauch gleitet.
    Obwohl er dies wusste, konnte er den Blick nicht von der Waffe lösen, denn ihre Form und Farbe waren anders als alles, was er bisher gesehen hatte. Matte Lichtblitze tanzten so sanft auf der schwarzen Oberfläche, dass er sie beinahe für Einbildung hielt. Allein der Anblick der Klinge ließ Isak erschaudern, als rege sich eine uralte Furcht in seinem Innern.
    Der Fremde sagte etwas, aber zu leise, als dass Isak es hören konnte.
    »Wir sind nur Händler, die nach Tirah zurückkehren. Wir wollen keinen Ärger, sind aber auf ihn vorbereitet«, antwortete Carel so laut, dass die Wagenlenker, die Waffen besaßen, nach ihnen greifen konnten. Isak bemerkte, dass Carel verwundert und auch etwas besorgt aussah: Die Situation ergab keinen Sinn – wer reiste hier draußen allein und zu Fuß? War das ein Hinterhalt? Er warf einen Blick zurück in Carels Wagen, um sich zu vergewissern, dass der Speer des Söldners in Reichweite war.
    Der Fremde besaß keine Haare und wirkte
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