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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands
Autoren: Suzanne Barclay
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Schmerz sich wie ein Leichentuch über sie legte und sie nicht wussten, wie sie es abwerfen sollten. Der Aufschrei eines der Kinder brach den Bann. Megan und ihre Schwiegermutter gingen, nach der Ursache dafür zu sehen, während die beiden Männer sich wieder ihrer Unterredung widmeten.
    „Ich habe Neuigkeiten für dich“, flüsterte Lady Frances und zog sich mit Elspeth an das Fenster zurück, von wo aus man die Gärten überblicken konnte. „Alain Munro ist in die Highlands geritten, um seinem Bruder Seamus vom Tode Raeberts zu berichten.“
    Elspeth erschauderte. Seamus war bösartiger, als Raebert je gewesen war. Sollte er jemals herausfinden, wie sein einziger Sohn starb ... „Ich schulde Alain sehr viel.“ Für seine Freundschaft über die Jahre hinweg. Für seine Hilfe in der Nacht, als das Feuer ausbrach. Er hatte sie aus dem brennenden Inferno ihres Schlafgemaches gerettet und war nochmals zurückgekehrt, um nach seinem Neffen zu sehen. Doch zu spät. Raebert war bereits tot. Ein weiteres schreckliches Geheimnis, das es galt zu bewahren, oder ...
    „Er möchte dich heiraten.“
    „Alain? Aber ... aber er ist alt.“
    Frances lächelte wehmütig. „Vierunddreißig ist gewiss kein hohes Alter. Ich selbst bin ein Jahr älter.“
    „Du siehst kaum älter aus als ich, und das weißt du“, sagte Elspeth und runzelte die Stirn. „Alain war niemals verheiratet. Warum jetzt? Warum mich?“
    „Er war dir schon immer zugetan. Du warst indes zu sehr in den Kummer mit Raebert verstrickt, um es zu bemerken. Nun bist du frei.“
    „Nein.“ Sie war noch immer gefangen in der Erinnerung an Raebert. „Du hast nicht wieder geheiratet ... und das werde ich auch nie wieder tun“, erklärte Elspeth.
    „Mein Fall war anders“, sagte Frances sanft. „Meine Burg und die Ländereien gehörten mir, als ich heiratete. Mein Gemahl liebte mich aufrichtig, und in unserem Ehekontrakt stand geschrieben, dass sie auch mein bleiben sollten, selbst wenn er vor mir sterben würde. Daher habe ich ein Zuhause und ein Einkommen. In den letzten Jahren mussten meine Leute ein oder zwei Angriffe abwehren, wenn habgierige Männer versuchten, mich zu entführen und zur Ehe zu zwingen, um meinen Besitz zu erlangen.“
    „Männer!“ stieß Elspeth verächtlich hervor.
    „Ah, du verleumdest uns wieder?“ fragte Ross, der an ihre Seite trat.
    „Ja. Männer benützen ihre Stärke, um uns zu verletzen und gefangen zu halten.“
    „Einige tun das“, sagte er gleichmütig, und sie fürchtete, sein durchdringender Blick könnte zu viel sehen. „Doch ich bin nicht gekommen, um mein Geschlecht zu verteidigen. Ich kam, um nach dem Besitz in den Highlands zu fragen. Gewiss hatte Raebert diesen nicht verkauft. “
    „Wenn du Scourie Castle meinst, das fällt mit dem Titel eines Laird der Munros an Alain, wenn Seamus stirbt.“
    Ross’ Blick verdüsterte sich. „Du warst wohl zu sehr von Raebert eingenommen, um den Ehevertrag zu lesen. Es gibt da ein Stück Land am Loch Shin mit einer Festung, das dir gehört. Da Vater und ich damals wollten, dass auch du etwas bekommst, bestanden wir darauf, dass dieser Besitz auch dann dein Eigentum bliebe, wenn Raebert vor dir stirbt.“
    „Ich besitze Land und eine Burg?“ Elspeth blickte überrascht und versuchte, das soeben Gehörte in sich aufzunehmen. Warum hatte Raebert nie etwas davon erwähnt? Wahrscheinlich wollte er sie in dem Glauben lassen, schwach und völlig von seiner Gnade abhängig zu sein. „O Ross. Ich danke dir.“ Sie umarmte ihn, dann begann sie herumzutanzen. „Ich werde dahin reisen.“
    Ein Chor des Widerspruches setzte rundum im Söller ein, als ihre Mutter, der Vater und Megan gegen ihre Absicht protestierten. Lediglich Ross stimmte nicht ein. Mit sanftem Blick brachte er sie zum Verstummen und erklärte Elspeth, dass sie vielleicht die Ländereien besuchen könne.
    „Ich stimme allem zu, wenn ich nur reisen kann“, versprach Elspeth atemlos. „Frances, komm mit mir, während die Mägde mit dem Packen beginnen.“ Ihre Wangen waren vor Eifer gerötet, die Augen glänzten, und sie sah lieblicher aus als je zuvor in den vergangenen vier Jahren.
    „Hast du völlig den Verstand verloren?“ brüllte Lionel, nachdem sich die Tür hinter der frohgemuten Elspeth geschlossen hatte.
    „Nicht ganz.“ Ross ging im Zimmer auf und ab, dann lehnte er sich gegen die Kamineinfassung und betrachtete seine besorgte Familie. „Sie hat eine schlimme Zeit hinter sich, und ich möchte
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