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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands
Autoren: Suzanne Barclay
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in Ordnung, Lizzie? Was auch immer es ist, ich werde es verstehen.“
    Nein. Das würde er nicht. Ross Carmichael, der vollkommene Ritter, der immer alles unter Kontrolle hatte, konnte nicht wissen, was es bedeutete, allein zu sein, verängstigt und verwundbar. Sie hatte es früher immer bedauert, als Mädchen geboren worden zu sein, und war immer hinter ihren Brüdern her gewesen, entschlossen, so wie sie ein Ritter zu werden. Erst als sie elf Jahre gewesen und Megan gekommen war, hatte sie diesen Gedanken abgelegt, denn Megan hatte ihr gezeigt, dass auch eine Frau stark, nützlich und mächtig sein konnte. Raebert Munro hatte nicht viel Zeit benötigt, all das wieder zu zerstören, und sie zu einem zitternden Bündel schwachen Fleisches erniedrigt.
    Ihre Seele zu erleichtern würde das Geschehene nicht ändern und Ross allenfalls erzürnen. „Ich wusste nicht, was ich tun sollte, wohin ich gehörte, nun da ich ... ich verwitwet bin.“ Das entsprach wenigstens zum Teil der Wahrheit.
    „Tun? Warum, du wirst einfach bei uns bleiben ... bis du dich wieder verheiratest.“
    Elspeth schüttelte den Kopf so heftig, dass ihre Zöpfe flogen. „Ich werde nie wieder heiraten ... niemals.“
    Ross blinzelte voll Erstaunen über diese entschlossenen Worte, seine feurige kleine Schwester tat ihm Leid. Stachelig, wie sie sich nach außen gab, hatte sie einen weichen Kern. Der Schmerz indes überschattete die so tapfer zur Schau getragene Maske, die sie für ihre Familie angelegt hatte. Das ist die Schuld von Raebert Munro, dachte er düster und wünschte, dass der Mann noch am Leben wäre, um ihn dafür zur Rechenschaft ziehen zu können, was er Elspeth angetan hatte.
    „Welcher Mann will mich schon?“ fragte sie. Ihre Wangen röteten sich. „Ich habe keinen Besitz und bin wahrscheinlich unfruchtbar.“
    „Was ist mit dem Land aus deinem Wittum geschehen? Den Gehöften?“
    „Raebert hatte sie bereits vor Monaten an Geldverleiher verpfändet.“
    „Verdammte Hölle!“ Ein Zornausbruch erfasste Ross.
    „Es tut mir Leid. Ich habe versucht, es zu verhindern, doch ..." Er hatte sie geschlagen und sie tagelang bei Wasser und Brot eingesperrt.
    Ross wandte sich ihr zu. „Du ..." Dumme Närrin, dass du damit nicht zu mir gekommen bist. Er seufzte, denn er erkannte den Stolz der Carmichaels in ihrer steifen Haltung und dem angriffslustig nach vorn geschobenen Kinn. „Als dein Gemahl konnte Raebert über die Besitzungen verfügen, doch die Ländereien waren gediegen und brachten guten Ertrag. Ich werde zusehen, dass ich sie zurückkaufen kann.“
    „Ross, ich danke dir.“ Elspeth erhob sich und legte die Hand auf seinen Arm, als wollte sie seine Wärme, seine Stärke in sich aufnehmen. Megan konnte glücklich sein, ihn zum Mann zu haben. „Es tut mir Leid, wenn ich eine Last für dich bin. Wenn
    „Still. Wir haben genug Platz hier, und Mama und Megan behaupten, dass du nicht einmal so viel isst wie ein Spatz.“
    „Trotzdem Elspeths Blick schweifte über die stattlichen, wehrhaften Mauern, die die Burg umschlossen, und weiter auf die sanften grünen Hügel, die sie als Kind durchstreift hatte. „Ich kann nicht für immer hier bleiben.“
    „Warum nicht? Nun, da sich dein Temperament so erfreulich abgekühlt hat, ist es eine Freude, dich bei uns zu haben“, neckte Ross und erwartete einen Zornesausbruch von ihr. Doch sie zuckte lediglich mit den Schultern, und das beunruhigte ihn mächtig. „Ich möchte einen Platz für mich selbst.“
    Ross’ Blick verfinsterte sich. „Ein Mädchen, allein? Wie willst du für dich sorgen, dich ernähren und beschützen ohne einen Ehemann?“
    „Ich werde Söldner dingen.“ Woher sie das Geld nehmen wollte, um diese zu bezahlen, danach fragte sie nicht. Elspeth hob das Kinn. „Viele Damen führen ihren eigenen Haushalt. Frances Gordon ist eine davon.“
    „Ah, bei Gott.“ Ross schlug sich an den Kopf. „Ich habe wahrlich vergessen, warum ich nach dir gesucht habe. Lady Frances Gordon wartet oben in Mamas Söller.“
    „Oh, wie schön.“ Leichteren Herzens als in den vergangenen Tagen schritt Elspeth an der Seite von Ross über den Burghof. Sie wurden am Hauptportal bereits von Megan und Ross’ Nachkommenschaft erwartet, fünf Knaben und Mädchen, die das Paar in den letzten Jahren unter seine Fittiche genommen hatte. Ein Sturz vom Pferd hatte nicht nur Megans Bein gelähmt, sondern es auch unwahrscheinlich gemacht, dass sie jemals eigene Kinder haben könnte.
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