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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands
Autoren: Suzanne Barclay
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ihn gewann.
    „Cathal! Du vergisst dich“, rief Niall aus. „Lucais ist hier der Laird, und von dem Augenblick an, wo ihn unser alter Herr zu seinem Erben ernannte, hat er sich dieses Titels als würdig erwie-sen. Hast du vergessen, dass es uns nun um vieles besser geht? Wie wohlhabend wir geworden sind? Hast du vergessen, dass wir seit drei Jahren keinen Überfall der Munros mehr erleiden mussten, weil Lucais den alten Seamus dazu gezwungen hatte, Frieden zu schließen?“
    Lucais warf seinem Vetter ein dankbares Lächeln zu. Niall war zwar sechs Jahre jünger als Lucais, der jetzt im fünfundzwanzigsten Jahr stand, indes, er war auf Kinduin Castle geboren und aufgewachsen, und viele hatten ihn schon als den nächsten Clanführer gesehen. Das Vertrauen von Niall zu gewinnen war einer der ersten Kämpfe gewesen, die Lucais mit seinen Fäusten, dem Schwert und Worten auszufechten hatte, als er so unerwartet der Erbe seines Großvaters geworden war.
    Doch trotz aller Kriegskünste waren Lucais’ scharfer Verstand und seine leichte Zunge die besten Waffen. „Cathal, du und ein anderer bringen Bran nach Kinduin, so dass seine Wunden versorgt werden können.“ Als der Mann etwas entgegnen wollte, fügte Lucais hinzu: „Dein Sohn ist mein Freund. Ich werde dafür sorgen, dass er die beste Pflege erhält und seinen verwundeten Arm bald wieder gebrauchen kann. Niemand kann mehr dabei mithelfen als sein eigener Vater.“ Nachdem er Cathal damit an seine Pflichten erinnert hatte, wandte Lucais seine Aufmerksamkeit der Jagd nach den Schurken zu, die vier Gehöfte niedergebrannt, zwei seiner Leute getötet und sechs verwundet hatten und für den Verlust zahlreicher wertvoller Schafe und Rinder verantwortlich waren.
    Der Mond hatte seinen Zenit erreicht und warf keinen Schatten, der die Spurenleser, die den Clan der Sutherlands über das grasbedeckte Moor und in die Wälder führten, von ihrer Fährte ablenken konnte. Dunkelheit und Stille umgaben sie hier, nur unterbrochen durch das Rascheln der Äste und das Geräusch der Hufe im feuchten Waldboden. Der Geruch von nassem Laub und Erde war eine willkommene Abwechslung für Lucais’ Nase, in der er noch immer den Rauch verspürte.
    Verdammt. All diese Angriffe trugen die Handschrift des Munro-Clans. Gierig, grausam und arbeitsscheu, hatten die Munros seit Generationen nichts anderes getan, als schwächere Clans zu überfallen und zu berauben. Dank seiner ausgezeichneten Ausbildung und der englischen Rüstung und Waffen, die Lucais erworben hatte, nachdem er zum Clansführer ernannt worden war, konnten die Sutherlands die Munros überzeugen, besser woanders nach Beute zu jagen, wenn sie nicht den Tod riskieren wollten. Warum hatte sich das so plötzlich geändert? War dies Raeberts Werk?
    Hass stieg in Lucais auf. Obgleich sie sich nur einmal von Angesicht zu Angesicht gesehen hatten, verabscheute er Seamus’
    Sohn und Erben. Raebert hatte ihm die einzige Frau genommen, die er jemals geliebt hatte. Elspeth. Himmel, selbst jetzt noch, vier Jahre später, schmerzte der Gedanke, dass sie ihn zurückgewiesen und Raebert geheiratet hatte. Und dann war die Geschichte mit Jean. Der Verlust von Elspeth hatte Lucais tief ins Herz getroffen, aber was Jean geschehen war, hinterließ einen dunklen Makel auf seiner Seele, wenngleich Raebert die schreckliche Tat begangen hatte.
    „Lucais! Sieh her!“ rief der Fährtenleser, tief über den Morast gebeugt.
    Lucais verbannte die Gedanken an die beiden Frauen aus seinem Kopf und stieg vom Pferd, um die Spuren besser zu erkennen. Zwei Pferde waren den Weg weiter bergauf geritten. Nur ein abgebrochener Zweig verriet die Stelle, wo die anderen Männer tiefer in den Wald gedrungen waren. Wären die Sutherlands in Eile den Flüchtigen gefolgt, hätten sie diese Stelle übersehen.
    „Das stopft den anderen das Maui“, murmelte Niall.
    Lucais wies die anerkennenden Worte ab. Das Murren hinter ihm verstummte zwar, doch Lucais war nicht schadenfroh. Er richtete seine Aufmerksamkeit nach vorne, erstaunt, jedoch nicht überrascht, dass die Plünderer die Richtung nach Kinduin eingeschlagen hatten.
    „Glaubst du, der Überfall war nur ein Trick, um uns wegzulocken und dann die Burg anzugreifen?“ übertönte Nialls Frage das Klappern der Hufe.
    Lucais schüttelte den Kopf. „Seamus bräuchte sechsmal mehr Männer, als er aufstellen kann, um uns aus dem alten, finsteren Turm herauszuholen.“ Doch in dem Bestreben, so schnell als möglich
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