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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands
Autoren: Suzanne Barclay
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„Warte einen Augenblick, Elspeth, ich habe mit diesem ungestümen Jungen zu reden.“ Ross zog Kieran zur Seite und sprach ernsthaft zu ihm. Seine Worte ließen Kieran das Gesicht verziehen, dann nickte er widerwillig. Die Stiefelabsätze hinterließen tiefe Spuren im Boden, als der Knabe den Hof durchquerte und durch das Tor verschwand, das zur unteren Außenmauer und zum Kampfplatz führte.
    „Was, um alles in der Welt, sagtest du zu ihm, dass er so zerknirscht war?“ wollte Elspeth von ihrem Bruder wissen.
    Ross seufzte. „Ich hatte vor, ihm ein eisernes Schwert zu geben ... mit einer stumpfen Spitze“, fügte er hinzu, als er sah, wie sie nach Atem rang. „Nun wird er warten müssen, bis er mir und seiner besorgten Mutter gezeigt hat, dass er es auch wirklich verdient.“
    „Kieran weiß nicht, dass er nicht dein Sohn ist, oder?“
    Wenn sie ihn geschlagen hätte, ihr Bruder hätte nicht betroffener aussehen können. „Kieran ist unser Sohn“, sagte er grimmig.
    „In allem außer einem“, antwortete Elspeth. „Was wird geschehen, wenn das Kind, das Megan unter dem Herzen trägt, ein Knabe ist? Als dein leiblicher Nachkomme sollte er der nächste Laird sein, nicht Kieran. Indes denkt Kieran ...“
    „Kieran bleibt mein Erbe, gleich wie viele Söhne mir Megan schenkt. Das habe ich an Lions Grab geschworen.“
    „Und Megan?“
    „Sie unterstützt mich darin. Siusan war ihre Schwester, also ist uns der Junge doppelt lieb.“
    „Ich frage mich, ob mein weiser Bruder nicht einen ernsthaften Fehler macht.“
    „Als ob du einen Fehler erkennen könntest“, spottete Ross.
    „Oh, wie niederträchtig“, ereiferte sich Elspeth über ihren Bruder, der schon immer gewusst hatte, wie er ihr Blut in Wallung versetzen konnte. Bei Gott, wie hasste sie Männer, die ihre Zunge dazu verwendeten, ihr die Worte im Mund umzudrehen. Genauso wie Lucais Sutherland, dachte sie, doch die bloße Tatsache, dass ... dass niemand mehr mit ihr solche Scherze trieb, ließ sie in unbeherrschter Wut erzittern.
    „Ja, ärgere dich ruhig.“ Ross ergriff ihren Arm. „Schlag ruhig auf mich ein, wie du es getan hast, als du jünger warst. Selbst ein blauer Fleck ist besser als das kränkliche Aussehen und der niedergeschlagene Ausdruck, den du hast, seit du nach Hause gekommen bist. Wahrlich, Megan und Mama tänzeln um dich herum und beunruhigen sich schrecklich. Selbst Vater musste bemerken, dass du nicht mehr du selbst bist.“
    „Ich bin Witwe“, antwortete Elspeth.
    Ross, ihr ruhiger Bruder, der sich immer unter Kontrolle hatte, stieß einen Fluch aus, der ihm in jüngeren Jahren die Peitsche gebracht hätte und der sie aufrüttelte. „Wenn du so blass und ausgezehrt geworden bist, weil du Raebert Munro betrauerst, fresse ich mein Schwert.“
    „Mit oder ohne Salz?“ gab Elspeth zurück, doch ihre Wut schwand unter seinem eindringlichen Blick. Sie fühlte, wie der Schmerz in ihrer Brust aufstieg und sie daran zu ersticken drohte. „Verdammt seist du. Verdammt dafür, dass du so viel siehst ..." Ihre Worte klangen dumpf, da er sie an seine Brust gezogen hatte und sie ihre Wange gegen die raue Wolle seines Wamses presste.
    „Sprich dich aus, Lizzie“, flüsterte er beruhigend und hielt sie fest, als ihre Beine schwach wurden. „Weine es aus dir heraus, Mädchen. “
    Wie gerne wollte sie dies tun. Heilige Jungfrau, ihre Brust schmerzte nach vier Jahren zurückgehaltener Gefühle, doch sie wagte es nicht aus Angst, dass mit ihren Tränen auch die schreckliche Wahrheit herauskommen könnte. Die Macht ihrer Gefühle ließ sie erschauern, und sie nahm kaum wahr, dass Ross sie zu der steinernen Bank im Garten der Kapelle führte. Er hielt sie fest, bis ihr Zittern nachgelassen und sie wieder Kontrolle über sich gefunden hatte. „Ross ... ich ... danke dir.“
    „Kein Dank nötig, Schwesterchen. Ich habe Erfahrung mit weinenden Frauenzimmern, seit Meggie ein Kind unter ihrem Herzen trägt.“ Ross lächelte und zog sie an einem ihrer Zöpfe, doch in seinen Augen schimmerten Tränen.
    Es überraschte sie, dass Ross weinen konnte, da er doch mutig und kraftvoll genug war, um seinen Clan anzuführen. Dieser Widerspruch zermürbte sie, hatte sie das zuvor doch nur bei einem anderen entdeckt... Lucais. Verdammt, warum tauchte er immer wieder in ihren Gedanken auf? „Ich bin kein heulendes Frauenzimmer.“ Sie entzog ihren schwarzen Zopf seinem Griff und warf ihn über ihre Schulter.
    Ross’ Blick wurde ernst. „Was ist nicht
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