Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands
Autoren: Suzanne Barclay
Vom Netzwerk:
Unwahrscheinlich, doch nicht unmöglich, wie die Zeit letztendlich bewiesen hatte. Könnte die Zeit doch auch ein Wunder an mir vollbringen, dachte Elspeth.
    „Mama sagt, wir dürfen keinen Honigkuchen haben, bis du und Tante Elspeth kommt, Papa“, erklang die neun Jahre alte Flora. Ihre zarte blonde Schönheit war durch eine runzelige Brandnarbe verunstaltet, die über ihre rechte Wange den Nacken hinab und einen großen Teil ihres Rückens lief. Doch trotzdem war sie kein Mauerblümchen, sondern vielmehr die Anführerin der Rasselbande.
    Noch ein Beweis von Megans Zauberkraft, dachte Elspeth, als sie sich von Thomas und Timothy, zwei lebhaften fünf Jahre alten Zwillingen, deren Familie von der Pest dahingerafft wurde, nach oben führen ließ. Kara, sechs Jahre und ebenfalls Waise, schob sie von hinten. Ross bildete die Nachhut mit der drei Jahre alten Anne auf dem Arm.
    Sosehr Elspeth sie liebte, bereitete ihr die Kinderschar schmerzlichen Kummer. Die Vorstellung, Raeberts Kind zu empfangen, hatte sie stets von sich gewiesen, doch der Gedanke, niemals ein Kind zu haben, machte sie traurig. Ihre düstere Stim-mung hob sich, als sie das sonnendurchflutete Gemach im zweiten Stockwerk betrat, das ihrer Mutter als Söller diente, und ihre Freundin am Fenster sah.
    „Frances!“ Elspeth stürmte quer durch den Raum und warf sich in die Arme der älteren Frau.
    „Ich war nicht sicher, ob du über meine Gesellschaft erfreut sein würdest.“ Lady Frances umarmte sie flüchtig und schob sie dann auf Armeslänge von sich. Wie immer war Frances nach der neuesten Mode gekleidet. Das dunkle Haar war unter einem Kopfschmuck aus roter Seide verborgen, der farblich genau zu ihrem Surkot passte. Trotz ihrer fünfunddreißig Jahre war ihr Gesicht makellos, die Figur schlank und ihre Kraft schier unerschöpflich. Sie behauptete, das komme daher, weil sie keinen Gemahl habe, der an ihren Kräften zehre.
    „Es ist immer eine Freude, dich zu sehen“, antwortete Elspeth aufrichtig. In Frances hatte sie einen gleichgesinnten Geist gefunden, eine Frau, deren scharfer Verstand und spitze Zunge zu ihr passte. Hätte sie nicht bei Hofe die Freundschaft dieser Frau gehabt, wäre sie wahrscheinlich verrückt geworden. Doch selbst Frances hatte nicht genug Macht besessen, sie vor Raebert zu beschützen.
    Die Augen von Lady Frances funkelten unruhig. „Elspeth, ich ...“
    „Kommt, nehmt von den Erfrischungen, ehe die Kinder alles verschlingen“, rief Lady Carina, und die beiden Frauen wandten sich vom Fenster ab.
    „Einen Augenblick, Mama“, antwortete Elspeth. „Was gibt es, Frances?“
    „Später“, raunte ihr die Freundin zu und näherte sich dem Kamin. Eine böse Ahnung erfasste Elspeth, während sie die höfliche Maske aufsetzte, die sie trug, seit sie nach Hause gekommen war. Sie nahm den Weinbecher aus der Hand ihrer Mutter. „Wie geht es Vater heute?“ fragte sie.
    Ein Lächeln spielte um den Mund der Mutter. „Besser. Das Sitzen im Garten ermüdete ihn ..."
    „Das hat es nicht getan“, brummte eine tiefe Stimme, und Elspeth wandte sich um und sah den Vater in der Türöffnung stehen. Er trug einen langen roten Hausmantel und stützte sich schwer auf zwei seiner Knappen.
    „Lionel! Du solltest doch nicht aufstehen!“ rief ihre Mutter aus.
    „Es geht mir gut“, knurrte er. Für seine Größe war er noch immer viel zu mager. Sein Gesicht, von einer dichten Haarmähne umgeben, die nun mehr weiß als schwarz war, schien Elspeth viel zu blass.
    Oh, Vater! schrie ihr Herz, und die Fesseln der Angst schnürten ihre Brust zusammen. Sosehr ihr auch danach verlangte, sich in seine Arme zu werfen und über seinen Zustand zu weinen, so wusste sie auch, dass er so wie sie Mitleid hasste.
    Er hob eine seiner buschigen Augenbrauen, dann lachte er leise und warf seiner Frau einen selbstgefälligen Blick zu. „Ich bin es leid, dass so viel Aufhebens um mich gemacht wird. Ich hielt es für das Beste, herunterzukommen und nachzusehen, welche Dummheiten Ross gemacht hat, da er nun an meiner Stelle die Verantwortung trägt.“ Die Worte hatte er mühelos gesprochen, doch feiner Schweiß stand auf seiner Stirn, und Elspeth überlegte, wie sie ihn wohl dazu bewegen könnte, sich zu setzen.
    „Du bist gerade zum rechten Zeitpunkt erschienen, Vater“, warf Ross ein. Er entließ einen der Knappen und legte seinen Arm um die Schultern des Vaters, um Lionel in den hochlehnigen Stuhl zu helfen. „Es gibt Ärger“, begann er, dann senkte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher