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Sturm ueber den Highlands

Titel: Sturm ueber den Highlands
Autoren: Suzanne Barclay
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Fackeln. Seine Haut wirkte lederartig und braun wie eine vertrocknete Pflaume. Kaum größer als sie selbst, betrachtete der dürre Mann Elspeth vom Scheitel bis zur Sohle, von der Krone ihres fest zusammengeflochtenen Haares bis zum Saum der wollenen Reitkleidung, die ein Abschiedsgeschenk von Lady Frances war.
    Elspeth widerstand dem inneren Drang, sich seinem durchdringenden Blick zu beugen. Sie hob das Kinn und stand fest wie ein Felsen. „Ich schulde keinem von Euch Rede und Antwort. Ich komme mit, und dieser Entschluss ist endgültig.“
    Wee Wat räusperte sich und spuckte auf den Boden. „Ross sagte, du bleibst hier.“
    „ Lord Ross ist nicht mein Wächter.“ Was mochte ihr Bruder an diesem groben, respektlosen kleinen Mann nur finden?
    „Nun, du brauchst einen, das ist sicher“, fauchte Wee Wat. Er ignorierte ihr empörtes Schnaufen und wandte sich an Sir Giles.
    „Besser, Ihr lasst noch ein Tier satteln. Ich kann leichter ein Auge auf dieses verzogene Balg werfen, wenn es neben mir ist und nicht hinter uns herschleicht.“
    Verzogenes Balg! Elspeth kniff die Augen zusammen. Am liebsten hätte sie die Hände um seinen spindeldürren Hals gelegt, doch sie hatte erreicht, was sie wollte. Und wenn sie Unruhe im Hof verursachte, könnte sie damit die ganze Burg aufwecken. Besser Wee Wats Sarkasmus als Lady Marys tränenreiches Händeschütteln, wenn sie entdeckte, dass ihr Gast abreiste.
    „Siehst du, du hast gelernt, dein Temperament zu zügeln“, brummte Wee Wat kurze Zeit später, als er Elspeth in den Sattel half. „Ich denke mir, dieser Ritt wird dir deinen ganzen Mut abverlangen.“
    „Du wirst keine Klagen von mir hören“, erwiderte sie unerschrocken, wenn auch nicht unbefangen. Ross’ Erzählungen von seiner lange zurückliegenden Reise durch die wilden Highlands ließen sie schon vermuten, dass dies kein leichter Ritt werden sollte. Nachdem sie die Küstenebene verlassen hatten und höher stiegen, kam ihr Entschluss ins Wanken. Die Welt um sie herum wurde zu einem schmalen Weg, begrenzt von zerklüfteten Mauern aus grob behauenem Fels. So weit das Auge reichte, erhoben sich kahle Berge wie Riesen in die Höhe und verdeckten den Blick auf den Himmel.
    Nebel hatte sich in die Bergschlucht herabgesenkt und mit der Luft vermischt. Erst nach einiger Zeit wurde Elspeth bewusst, dass es regnete. Sie blickte zu Sir Giles, der weit vor ihr als ein dunkler, verschwommener Punkt im Nebel erschien. „Ich denke, er wird anhalten und Zelte errichten lassen, um uns Unterstand zu gewähren.“
    Wee Wat grunzte. „In den Highlands anzuhalten ist gefährlich.“
    Elspeths Herz begann bei diesen geheimnisvollen Worten heftig zu schlagen. Nun, da ihr Zuhause weit hinter ihr lag und sie in diesem kalten, unwirtlichen Land war, war sie sich nicht mehr sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Was sollte geschehen, wenn Gesetzlose sie überfielen? Schlimmer noch, wenn sie mit Lucais Sutherland zusammenstießen? Sie kannte nicht den Ort, an dem er zu Hause war, wusste nur, dass dieser irgendwo nördlich von Curthill lag, ein entsetzlicher Zufall, den sie gerne vermieden hätte, wäre es ihr nicht erst jetzt eingefallen.
    Ihre Stimmung war so düster wie die Umgebung. Elspeth ließ ihre Gedanken in verbotenen Gefilden herumstreifen. Und Lucais gehörte dazu. Ein Dorn in ihrer Seite von dem Augenblick an, als sie sich zum ersten Mal trafen, eine Bedrohung für alles, was sie liebte. Eine Gefahr, der sie nur entgehen konnte ... indem sie jemand anderen ehelichte. Trotzdem ... Bedauern loderte tief in ihrer Seele. Sie hätte seinen Antrag nicht so grausam zurückweisen sollen.
    Vier Jahre konnten nicht die schreckliche Erinnerung auslöschen, wenn sie an seine dürre Gestalt dachte, die sich gequält zusammenkrümmte, als sie ihm ihre Antwort ins Gesicht schleuderte. Sollten sie sich jemals wieder treffen, würde sie alles erklären ... Was erklären? Dass sein Heiratsantrag sie in Angst und Schrecken versetzt hatte. Nein, sie konnte ihm niemals ihre geheimen Ängste offenbaren, die sie dazu getrieben hatten, ihn so zu verletzen, nur um sich selbst zu schützen. Sie hatte den Hass in seinen Augen gesehen, als er sich von ihr abwandte und aus ihrem Leben verschwand. Es war besser, er hasste sie weiterhin, als die schreckliche Wahrheit zu erfahren. Sollten sich ihre Wege erneut kreuzen, so würde er sie wohl eher anspucken als mit ihr reden.
    Außerdem waren die Highlands weit und ausgedehnt, und sie
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