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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland
Autoren: Frances G. Hill,
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Anwesenheit Unruhe im Wald schüfe.
    Ich ritt mit Izar und einer Handvoll Jäger also zum Schattenwald und unser Informant geleitete uns zu Erramuns Versteck. Die Festnahme ging so reibungslos vonstatten, dass ich noch Muße fand, mich mit dem jungen Mann zu unterhalten, der sich nicht ganz unerwartet als ein alter Freund Ivaylos entpuppte. Ich berichtete ihm von meinem Neffen und den Geschehnissen der letzten Jahre, und er bat mich, seinem Freund die herzlichsten Grüße zu bestellen und ihm auszurichten, Calixto habe ihn nicht vergessen.
    Mit dem in kaltes Eisen geschlagenen, durch Feensilber gebannten Erramun ritten wir durch den schmelzenden Schnee des ersten Frühlings zurück zum Königsstein. Die Verschwörung war gescheitert, ihre Anhänger festgesetzt oder getötet worden, und da Auberons Friedensangebot bei König Trond und seinem Sohn Vetle auf mehr als offene Ohren gestoßen war, konnten wir nun darangehen, gemeinsam mit dem Zwergenvolk Pläne auszuarbeiten, wie wir künftigen Bedrohungen aus dem Dämonenreich einen Riegel vorschieben konnten.
     
    Über all dem vergaß ich nicht, immer wieder nach meinem Neffen und meiner Nichte zu sehen. Auberon verübelte es mir nicht, dass ich gegen die heilige Regel verstieß, in die ich mich so lange gefügt hatte, ohne aufzubegehren. Vielmehr zeigte er Sorge für meine Familie, als wäre es seine eigene, und festigte dadurch nur noch mehr meine Hingabe an ihn.
    Die beiden jungen Elfen waren durch die Geschehnisse im Dämonenreich schwer gezeichnet worden. Alanas verbrannte Hand schmerzte unablässig, und selbst die Künste der besten Heilerinnen im Land konnten ihr nicht die Beweglichkeit der Finger zurückbringen, ganz zu schweigen von dem Anblick, den die vernarbte, deformierte Hand auch nach einigen Wochen der Heilung bot ‒ und aller Voraussicht nach auch in Zukunft bieten würde. Alana war verkrüppelt und entstellt, und ich konnte nur ahnen, was das für die hübsche, fröhliche und tapfere junge Elfe bedeuten musste.
    Ivaylo war weniger stark getroffen worden, zumindest, was seine körperlichen Verletzungen betraf. Sein Bein heilte trotz der Dämonenbisse erstaunlich gut. Es waren große Narben zurückgeblieben und er würde wohl zeit seines Lebens einen hinkenden Gang behalten, doch das schien ihn nicht zu berühren.
    Viel schwerer wogen die seelischen Verletzungen, die sein Dämonenreiter ihm zugefügt hatte und die ungleich langsamer heilten als das verletzte Fleisch. Hier war es vor allem Alanas Gegenwart zu verdanken, dass er sich nach und nach von seinen bösen Erinnerungen befreien konnte. Alanas zuversichtliches Wesen, ihr heiteres Temperament und auch ihre Sanftmut schienen Ivaylo immer mehr vergessen zu machen, was er unter der Herrschaft seines Dämonenreiters erlebt und erlitten hatte.
    Es machte mich unerwartet glücklich, dass auch wir uns in der Zeit seiner körperlichen Genesung erneut einander nähern konnten und er zum ersten Mal, seit wir uns kannten, wirklich Vertrauen zu mir fasste. Einzig die Frage, was mit seinen Eltern geschehen war ‒ ein Umstand, der mir Schuldgefühle und große Pein verursachte, obwohl es niemals in meiner Macht gelegen hatte, das verhängte Urteil zu verhindern ‒, schnitten wir kein einziges Mal an.
    Meine Nichte Alana begegnete mir bis zu ihrer Abreise allerdings nach wie vor reserviert und mit gelindem Misstrauen. Sie schien es kaum glauben zu wollen, dass ich wirklich der Bruder ihrer Mutter war, und ich bemerkte, dass meine Gegenwart ihr nicht durchweg angenehm war.
     
    Alanas Reise war ein Thema, das Auberon, Daina und ich lange und heftig diskutiert hatten, während Sverre schweigend und rauchend neben uns saß und lauschte. Er war mit dem Vorschlag zu mir gekommen und ich hatte ihn nach kurzer Überlegung für gut und vernünftig befunden.
    »Sie leidet an einer schweren Steinverbrennung«, sagte Sverre zu mir. »Eure Elfenheilerinnen verfügen über bemerkenswerte Fähigkeiten, einen versehrten Körper dazu zu bringen, sich zu regenerieren. Aber diese Art der Verbrennung ist euch fremd und eure Heilkräfte sind damit überfordert. Dies ist Steinmagie, Kerkermeister. Das ist nicht euer Fachgebiet, sondern das unsere!«
    Ich rügte mit einem Lächeln, dass er mich scherzhaft immer noch mit diesem Namen belegte. In den vergangenen Wochen hatte ich den knurrigen Humor des Zwergenmagiers wirklich zu schätzen gelernt ‒ von seinen beachtlichen Fähigkeiten, mit denen er wahrlich nicht hausieren ging,
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