Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland
Autoren: Frances G. Hill,
Vom Netzwerk:
kannst du einen von uns für den Augenblick entbehren?«
    Der Zwerg nickte nur, zu konzentriert und zu angespannt, um zu antworten.
    »Geh, ruh dich aus«, befahl mir Auberon.
    Ich gehorchte und ließ mich für einen Moment in einen breiten Sessel fallen, schloss meine Augen und ließ mein Gemüt zur Ruhe kommen.
    Als ich mich ein wenig erholt fühlte, kehrte ich zu den anderen zurück und sah Daina an. Sie schüttelte energisch den Kopf und wies auf Auberon. Ich legte ihm die Hand auf die Schulter, deutete auf den Sessel und begann selbst wieder damit, Kraft durch den anscheinend unermüdlichen Zwerg in das Dämonentor zu senden.
    Die Zeit dehnte sich endlos. »Sverre, du brauchst auch eine Pause«, sagte Daina nach einer Weile. Inzwischen war Auberon zurückgekehrt und hatte Aindru zum Ruhen geschickt.
    Sverre schüttelte den Kopf. Er biss so fest die Zähne aufeinander, dass die Sehnen an seinem Hals hervortraten.
    Dann geschah etwas, das wie ein Schlag durch unsere Gemeinschaft ging. Ich spürte, wie der Energiefluss abbrach. Sverre stöhnte auf und sank nach vorne auf Hände und Knie. Wir ließen uns los und sahen uns voller Angst und Sorge an.
    »Was ist geschehen?«, rief Daina.
    Der Zwerg schüttelte benommen den Kopf. »Ich weiß es nicht«, erwiderte er gepresst. »Ich habe die Verbindung verloren. Ich kann sie nicht mehr spüren.«
    Ich kniete mich neben ihn und half ihm auf. »Was jetzt?«, fragte ich. »Soll ich versuchen, ihnen zu folgen?«
    Der Zwerg packte meinen Arm. »Auf keinen Fall«, erwiderte er. »Du hast keinerlei Erfahrung damit. Wenn einer gehen kann, dann bin ich es.«
    Ich erwiderte seinen Blick. »Das würdest du tun? Für zwei Elfenkinder?«
    Sverre nickte. »Sie sind mir ans Herz gewachsen, Kerkermeister. Und Alana ist meine Steinnichte.« Er senkte den Blick nicht, forderte meinen Widerspruch heraus. »Ich war es, der ihr den Stein gegeben hat, und dafür werde ich mich vor meinem König zu verantworten haben ‒ wie auch dafür, dass ich euch helfe.«
    Auberon, der sich matt die Augen rieb, murmelte: »Ich denke, dass die Fehde zwischen unseren Völkern nun endgültig der Vergangenheit angehört. Wenn es nach mir geht, werden Trond und ich einen Frieden schließen, der zu unseren Lebzeiten nicht mehr infrage gestellt werden soll.«
    Sverre sah ihn ungläubig an. Dann riss er den Kopf hoch, als hätte er einen Ruf vernommen. »Auf«, sagte er laut, »ich brauche eure Kraft. Ich gehe hinüber.« Er gab mir eine kurze Anweisung, wie ich ihn zu verankern hatte. Ich tat, was er von mir verlangte, und konnte dann nur noch hilflos dastehen und zusehen, wie der Zwerg sich ebenfalls in eine schwarze, heulende, lichtlose Silhouette verwandelte.
    Daina, die schweigend und blass neben mir gestanden und die Arme um sich geschlungen hatte, griff nach meiner Hand und schloss die Augen. Ich sah, dass sich ihre Lippen beschwörend bewegten. Alana, sagte sie stumm. Alana.
     
    Ein dumpfes Donnern grollte durch die Luft. Die Umrisse des Dämonentores begannen zu flimmern, und dann brach das Tor mit einem saugenden, nervenzerfetzenden Geräusch in sich zusammen. Der kurze, grelle Lichtblitz, der den Kollaps begleitete, blendete mich.
    Als ich wieder etwas sehen konnte, lagen Alana und Ivaylo vor uns auf dem Boden und Sverre kniete neben ihnen. Die beiden lagen so reglos da, dass ich befürchten musste, zwei tote Kinder zu betrachten.
    Daina schob mich energisch beiseite und kniete neben Sverre nieder. Sie entzündete ein Feenlicht, und in seinem Schein sah ich, dass Alanas Lider flatterten und sich einen Spaltbreit öffneten. Sie blickte in Sverres Gesicht und ihre Lippen bewegten sich. Dann schloss sie die Augen. Ich schlug erleichtert die Hände vor mein Gesicht. Zumindest meine Nichte lebte!
    Dainas Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Sie sagte etwas von Blut und Ivaylos Bein, und dann hörte ich, wie sie voller Entsetzen etwas über Alanas Hand bemerkte. Ich ging zu ihr und sah auf das Mädchen nieder. Was auch immer geschehen sein mochte, der Anblick ihrer Hand drehte mir schier den Magen um.
    »Das ist eine Steinverbrennung«, hörte ich Sverre sagen. »Sie muss einen ungedämpften und ungebundenen Stein berührt haben.«
    Er begann mit Daina die Maßnahmen zur ersten Versorgung der furchtbaren Verbrennung zu besprechen, während Auberon sich wortlos um den zerfleischten Unterschenkel des immer noch reglos daliegenden Jungen kümmerte. Ich musste an den unwirschen alten Zwerg denken, der mich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher