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 Sturm im Elfenland

Sturm im Elfenland

Titel: Sturm im Elfenland
Autoren: Frances G. Hill,
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Hinkebein und sie eine Hinkehand.« Er lachte laut über den nicht besonders guten Witz, und Alana stimmte fröhlich ein.
    Ich sah sie fragend an. »War dein Aufenthalt bei den Zwergen nicht von Erfolg gekrönt?«, fragte ich besorgt.
    Alana zwinkerte mir zu. Ihr Gesicht war nicht mehr so blass und kränklich, und die Linien, die der dauernde Schmerz gezeichnet hatte, waren beinahe gänzlich verschwunden. »Der Zwergenprinz und seine Leute haben sich sehr um mich bemüht«, sagte sie. »Schau, Onkel Munir.« Sie hob ihre verletzte Hand, die von einem dünnen Handschuh aus Fischleder bedeckt war. Der Anblick erweckte ungute Erinnerungen, aber Sverre hatte mir schon erklärt, dass dieses papierdünne Material nicht nur einen guten Schutz gegen die Energie der ungebundenen Steine bot, sondern dass es auch die Schmerzen einer Steinverbrennung zu lindern vermochte.
    Alana streifte den Handschuh ab und ich betrachtete staunend und beinahe ehrfürchtig ihre heilende Hand. Dann sah ich in ihr Gesicht und erkannte das Glück darin. Sie bewegte ihre Finger ‒ wenn auch vorsichtig und noch ein wenig steif ‒ und drehte die Hand vor meinen Augen. Das war kein unförmiger Klumpen vernarbtes Fleisch mehr, sondern eine ganz normale Elfenhand mit schlanken Fingern. Erst beim genaueren Hinsehen fiel mir die seltsam perlmuttschimmernde Haut auf, die ihre Hand bis zum Gelenk bedeckte.
    Auf meinen fragenden Blick hin antwortete Alana, erneut den Handschuh überstreifend: »Sie ist noch nicht vollständig geheilt, Onkel. Ich werde wohl noch einmal zur Kronfeste reisen müssen, aber dieses Mal nehme ich Ivaylo mit.« Sie lächelte dem jungen Elfen zu und drückte seine Hand. »Sverre und Prinz Vetle haben uns um unsere Hilfe gebeten. Es sind Zwerge in der Feste, die von einem Dämonenreiter besessen sind, und da wir so tief wie noch niemand zuvor in das Reich der Dämonen eingedrungen sind, können wir den Gelehrten vielleicht helfen, die Armen zu befreien.«
    »Alana ist immerhin die Erste, der es gelungen ist, einen Gefangenen von dort zurückzuholen«, setzte Ivaylo hinzu. Das Lächeln schwand bei diesen Worten aus seinem Gesicht.
    Alana wandte sich zu ihm und umarmte ihn. Er barg sein Gesicht an ihrer Schulter. Ich betrachtete die beiden voller Rührung.
    »Kannst du inzwischen wieder reiten?«, fragte ich, um Ivaylo von seinen bösen Gedanken abzulenken. Meine Frage war vielleicht nicht allzu taktvoll, aber sie tat die gewünschte Wirkung.
    Ivaylo löste sich aus Alanas Armen und schnaubte. »Reiten? Mit dem Bein? Ich werde mich wahrscheinlich in einer dieser verfluchten Kutschen durchrütteln lassen müssen wie ein Greis!
    Alana drückte tröstend seine Hand. »Ich begleite dich«, sagte sie. »Du musst das nicht alleine aushalten.« Ihre Blicke verschränkten sich ineinander, und ich sah, dass sie mich und die restliche Welt vollkommen darüber vergaßen.
    Ich ließ die beiden allein.

Kapitel 20

    Ivaylo zog einen Grashalm aus dem Boden und steckte ihn zwischen die Zähne. Er legte sich zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte träumerisch in den Himmel. Alana stützte sich auf die Ellbogen und betrachtete sein Gesicht. Sie kitzelte ihn mit einem Strohhalm an der Nase und lachte, als er niesen musste.
    »Ich habe wirklich Angst vor dieser Reise«, sagte er und rollte sich auf die Seite, um sie anzusehen. Seine Augen waren gegen das strahlende Sonnenlicht zu Schlitzen verengt.
    Alana setzte sich in den Schneidersitz und kämmte ihm mit gespreizten Fingern durch die störrischen Haare. Ihre Finger gehorchten ihr mit jedem verstreichenden Tag mehr, und sie verspürte kaum noch Schmerzen, wenn sie sie bewegte. »Es wird dir dort gefallen«, sagte sie aufmunternd. »Natürlich ist es ein wenig seltsam, so tief unter der Erde zu sein, daran habe ich mich auch erst gewöhnen müssen. Aber die Zwerge sind sehr freundlich und aufmerksam. Du wirst sehen, die Zeit vergeht wie im Flug.«
    Er nickte ohne große Überzeugung. »Ja, bestimmt ist es so, wie du sagst«, murmelte er. »Ich wäre allerdings wirklich heilfroh, wenn ich erst einmal dort wäre.«
    Alana drückte wortlos und mitfühlend seine Hand. Er sprach selten darüber, und in der Regel tat er es mit einem Lachen und einer wegwerfenden Handbewegung als Lappalie ab ‒ aber Alana wusste, wie sehr er darunter litt, dass sein Bein ihm immer noch den Dienst versagte. Es war ihm unmöglich, sich auf einem Pferderücken zu halten, und das Laufen fiel ihm so schwer,
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