Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm der Herzen

Sturm der Herzen

Titel: Sturm der Herzen
Autoren: Shirlee Busbee
Vom Netzwerk:
überraschte ihn das eigentlich?
    Sein Blick folgte ihrer zierlichen Gestalt, während sie im Büro auf und ab lief. In ihrem bernsteinfarbenen Reitkleid mit dem Besatz aus bronzefarbener Seidenlitze und mit ihrem roten Haar, das im Nacken von einer grün und braun gemusterten Schleife zusammengehalten wurde, den feinen Löckchen, die ihre Wangen umspielten, gab sie ein ganz reizendes Bild ab. Oder hätte es, musste er einräumen, wenn sie nicht so finster die Stirn gerunzelt hätte.
    Isabel ließ sich auf den gepolsterten Ledersessel hinter dem Schreibtisch fallen und stützte die Ellbogen auf die Tischplatte, sie barg ihr Gesicht in den Händen. So war sie nur gedämpft zu verstehen, als sie wissen wollte: »Wie konntest du nur so unüberlegt, überstürzt und leichtsinnig sein? Gütiger Gott! Was hast du dir nur gedacht?«
    Das war eine berechtigte Frage, fand auch Marcus. Er hatte keine Ahnung, was er sich gedacht hatte, als er seine vorschnelle Erklärung abgab. Das stimmt nicht ganz , flüsterte eine innere Stimme. Er wusste sehr gut, was er gedacht hatte. Ihm war von Anfang an aufgefallen, dass Isabel Angst vor Whitley hatte und somit Schutz benötigte vor welcher Gefahr auch immer, die der Schurke für sie darstellte. Die Verkündung ihrer Verlobung mit ihm hatte diesen Schutz gebracht. Ohne Zweifel hat es den Major erschüttert und ihm den Boden unter den Füßen weggezogen, überlegte Marcus zufrieden und rief sich den Gesichtsausdruck des anderen ins Gedächtnis. Marcus freute sich gewöhnlich nicht an dem Unbehagen eines Mitmenschen, aber er musste zugeben, dass ihm Whitleys verdutzte Miene und sein hastiger Rückzug ausnehmend gut gefallen hatten. Das Einzige, was ihm noch mehr Spaß gemacht hätte, wäre, dem Major einen Kinnhaken zu verpassen, aber er war guter Hoffnung, dass der andere ihm demnächst einen Anlass dazu liefern würde.
    Whitley hatte für den Moment einen Rückzug angetreten, aber Marcus gab sich nicht der Täuschung hin, dass er den Mann das letzte Mal gesehen hatte. Whitley hatte Isabel mit irgendetwas in der Hand; das war für ihn ganz offensichtlich, nicht so sehr anhand dessen, was Marcus mit angehört hatte, obwohl das an und für sich schon belastend genug war, sondern vor allem aufgrund von Isabels Reaktion. Er hatte die Angst in ihrem Blick nicht falsch verstanden oder das so gar nicht zu ihr passende Verhalten bei seiner Ankündigung ihrer Verlobung.
    Sie hatte nichts gesagt, ihm nur rasch einen schwer zu deutenden Blick zugeworfen, eine Mischung aus Verwunderung, Erleichterung, Abscheu und Fassungslosigkeit, ehe sie die Augen abgewendet hatte. Isabel wusste so gut wie er, dass er schlicht log, aber sie hatte Whitley gegenüber die Verlobung nicht abgestritten, was an und für sich schon merkwürdig genug war. Isabel war sehr wohl in der Lage und auch dazu fähig, ihn bei lebendigem Leib zu häuten, wenn er sie wütend genug machte. Marcus zuckte zusammen, als Erinnerungen an Auseinandersetzungen aus einer Zeit, als sie beide noch jünger gewesen waren, wieder lebendig wurden. Diesmal aber hatte sie seine Worte einfach nur mit stoischer Miene stehen lassen. Es hatte keinen Schrei der Empörung gegeben und auch kein leidenschaftliches Leugnen - dabei hatte er halb damit gerechnet, seine Worte wieder ins Gesicht geschleudert zu bekommen. Aber sie hatte nichts gesagt, selbst ihre Miene hatte nichts verraten, doch er erinnerte sich deutlich daran, wie ihre Finger sich fester um seine geschlossen hatten und wie sie unwillkürlich näher an ihn herangerückt war. Was auch immer sie jetzt sagte, sie war für sein Einschreiten dankbar gewesen. Jetzt war sie vermutlich auf sich selbst wütend, überlegte er mit einem Anflug von Belustigung, weil sie so empfunden hatte.
    Marcus stieß sich vom Türrahmen ab und kam ins Büro. »Ich würde mir nicht allzu viel Sorgen deswegen machen«, erklärte er abschließend. »Es ist ja nicht so, als hätte ich eine Nachricht an die Times geschickt.«
    Sie riss den Kopf hoch, und ihr Blick bohrte sich zornig in seinen. »Da du Whitley gegenüber diese empörende Ankündigung gemacht hast, brauchst du keine Nachricht an die Zeitung zu schicken; er ist die größte Klatschbase, die man sich nur denken kann. Mach dir keine Sorgen, noch vor Anbruch der Nacht weiß es halb Devon.« Sie senkte den Blick und fügte bitter hinzu: »Einer der Gründe, weshalb er in Bombay bei den Gastgeberinnen so beliebt war, war der, dass man sich darauf verlassen konnte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher