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Sturm der Herzen

Sturm der Herzen

Titel: Sturm der Herzen
Autoren: Shirlee Busbee
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höfliche Marcus - entschlossen ist, mit einem Fremden einen Streit vom Zaun zu brechen! Verunsichert schaute sie in sein Gesicht, auf das energische Kinn und zu den kühlen grauen Augen, fragte sich, wohin der herzliche, freundliche und manchmal aufreizende Gentleman, den sie den größten Teil ihres Lebens gekannt hatte, verschwunden war.
    Da von Isabel keine Hilfe zu erwarten war, sagte Whitley leichthin: »Ich bin der Ansicht, dass Fremde die schönen Seiten einer Gegend eher bemerken als die, die dort leben.«
    »Das mag zwar stimmen«, pflichtete Marcus ihm bei. »Aber ich wüsste dennoch gerne, von welchen schönen Seiten Sie hier sprechen.«
    Whitleys Lippen wurden schmal. War der Mann blöde? Da er keine Lust hatte, weiter verschleierte Beleidigungen mit einem lästigen Fremden auszutauschen, erwog Whitley seinen nächsten Schritt sorgfältig. Gewöhnlich würde er sich angesichts der unverhohlenen Feindlichkeit des anderen einfach zurückziehen und ein andermal wiederkommen, aber er musste ohne zeitliche Verzögerung auf Isabels aufflackernden Widerstand reagieren. Wenn sie glaubte, sie könne ihn so leicht loswerden, irrte sie sich - und zwar zu ihrem Schaden, das würde er ihr schon noch zeigen. Er warf dem Neuankömmling einen weiteren abschätzenden Blick zu und verkniff sich ein Stöhnen. Wenn er sich nicht sehr irrte, würde der Kerl nicht so bald nachgeben und sich verziehen. Wer, zum Teufel, war dieser Landjunker eigentlich? Da ihm auffiel, dass der Fremde sich bislang noch nicht vorgestellt hatte, fragte Whitley: »Entschuldigen Sie, aber ich glaube, Sie haben mir noch gar nicht Ihren Namen genannt.«
    »Oh, ich bin Marcus Sherbrook«, antwortete Marcus ohne die gewohnte Freundlichkeit in seinem Ton.
    »Oh, doch nicht der knauserige Vormund des Grauens, der unsere liebe Mrs Manning aus England vertrieben hat?«, rief Whitley mit verwunderter Miene.
    Ohne zu lächeln oder sonst eine Miene zu verziehen, sah Marcus Isabel an, die ihre Augen niederschlug und den Anstand besaß, rot zu werden. Er schaute zu Whitley zurück und verneigte sich, während er kühl erklärte: »Derselbe. Allerdings glaube ich, dass ›ehemaliger knauseriger Vormund des Grauens‹ dieser Tage der korrekte Titel wäre.«
    »Ich muss sagen«, bemerkte Whitley, »dass ich sehr froh bin, Ihre Bekanntschaft zu machen. Da meine liebe Mrs Manning so oft von Ihnen gesprochen hat, habe ich fast das Gefühl, Sie schon ewig zu kennen.«
    Mit einem verächtlichen Funkeln in den Augen murmelte Marcus: »Was für ein glücklicher Umstand, dass mein Ruf mir vorauseilt.« Falls dieser schwarzäugige Schuft , überlegte Marcus grimmig, Isabel auch nur noch einmal »meine liebe Mrs Manning« in diesem kriecherischen Tonfall nennt … Seine Hand ballte sich zu einer eindrucksvollen Faust, er stellte sich vor, wie befriedigend es wäre, diese Faust Whitley ins Gesicht zu schlagen.
    Sein Gegenüber ahnte nicht, wie nah er davorstand, die Nase gebrochen zu bekommen, und lachte. »Nachdem ich Sie nun kennen gelernt habe, sehe ich selbst, dass das Bild, das Mrs Manning von Ihnen als absolutes Ungeheuer gezeichnet hat, irreführend war.«
    Mit gewisser Schärfe in der Stimme schaltete sich nun Isabel ein. »Wenn Sie sich bitte daran erinnern wollen: Ich war sehr jung, als ich diese Bemerkungen gemacht habe.«
    »Das stimmt allerdings«, erwiderte Whitley, »aber Sie waren sehr überzeugend. Ich erinnere mich noch gut, von Ihnen zahllose Klagen über das uneinsichtige Verhalten Ihres verflixten Vormunds und seine selbstsüchtige Gewohnheit, Ihre Pläne zu durchkreuzen, gehört zu haben.«
    Isabel riskierte einen zerknirschten Blick zu Marcus. »Es ist ewig her und gehört jetzt nicht in diese Unterhaltung«, stellte sie knapp fest.
    »Aber es ist so köstlich, meine Liebe«, wandte Whitley ein und schaute Isabel gehässig lächelnd an. »Nach Ihren Bemerkungen hatte ich erwartet, ein echtes Ungeheuer zu treffen, stattdessen sehe ich hier einen hochanständigen, vernünftigen Gentleman vor mir.«
    »Wie Mrs Manning schon sagte, es ist lange her«, erklärte Marcus mit ausdrucksloser Stimme; ihm gefiel Whitleys boshafte Freude, mit der er sich an Isabels Verlegenheit weidete, gar nicht - und die verstohlenen, besorgten Blicke, die Isabel ihm zuwarf, wann immer sie sich unbeobachtet fühlte, noch viel weniger. Sie hatte vor dem Kerl Angst, schloss Marcus daraus. Aber warum? Er erkannte, dass das Warum nicht wichtig war: Von Bedeutung war hingegen, dass
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