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Sturm der Herzen

Sturm der Herzen

Titel: Sturm der Herzen
Autoren: Shirlee Busbee
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seufzte sie. Marcus war alles, was sich eine Mutter nur von einem Sohn erhoffen konnte: liebevoll, großzügig, ehrenhaft, ein höchst würdiger Mann, aber … Man konnte auch zu würdig sein. Sie starrte ihn an, und ihr Herz schwoll vor Liebe und Stolz. Er war hochgewachsen und breitschultrig, dabei schlank, und sie wusste, er zog die Aufmerksamkeit auf sich, wann immer er einen Raum betrat. Frauen bewunderten ihn; sie hatte schon viele interessierte Blicke gesehen, die ihm galten, von denen er aber keine Ahnung hatte, überlegte sie mutlos. Doch trotz all der Aufmerksamkeit, die er erregte, war er nicht klassisch schön. Seine Züge waren zu kühn geschnitten, sein Kinn zu energisch, doch sein schön gezeichneter Mund ließ die holde Weiblichkeit die kleineren Unzulänglichkeiten vergessen, nur noch an diese verheißungsvollen Lippen denken. Barbara Sherbrook dachte oft, dass es eigentlich eine Schande war, dass er nicht ihre dunkelgrünen Augen geerbt hatte, aber wenn sie in seine klugen grauen Augen sah, die sein Vater ihm vermacht hatte, war sie nicht unzufrieden; in seinem dunklen Gesicht wirkten sie faszinierend. Aber trotz der Intelligenz in seinem Blick konnte er nicht erkennen, dass etwas nicht in Ordnung war, wenn ein attraktiver Mann im besten Alter sich mit einem enthaltsamen Leben auf dem Land begnügte. Ihre Augen wurden schmal. Natürlich wusste sie nicht sicher, dass es enthaltsam war; ihr Sohn konnte sehr wohl irgendwo eine Mätresse haben, von der sie nichts ahnte, da es nahezu ausgeschlossen war, dass er es ihr sagen würde.
    »Oh, was für eine alberne Unterhaltung«, erklärte sie abrupt und legte ihr Stickzeug beiseite.
    »Und wer, wenn ich fragen darf, hat sie begonnen?«, fragte Marcus mit einem Glitzern im Auge, als er aufstand.
    Sie lächelte. »Das war wohl ich.« Auch sie erhob sich und schüttelte ihre Röcke aus, dabei fragte sie: »Ist alles für unsere Abreise nächste Woche nach London vorbereitet? Ich habe gestern einen Brief von Lady Bullard erhalten. Sie schreibt, dass das Parlament schon tagt und die Saison bereits begonnen hat. Ich möchte unsere Abreise nicht allzu lange aufschieben.«
    »Es ist alles in bester Ordnung«, antwortete Marcus, während er sie aus dem Raum geleitete. »Vorausgesetzt, du hast alle deine Kleider einpacken lassen und das Wetter hält, dann steht unserer Abreise am Dienstag nichts im Wege.«

    Alles verlief wie geplant. Am folgenden Dienstag brachte Marcus seine Mutter und deren Gesellschafterin Mrs Shelby sowie mehrere Bedienstete seines Landsitzes nach London und sorgte dafür, dass sie mit allem Komfort versorgt im Stadthaus der Sherbrooks untergebracht waren. Die jährliche Reise seiner Mutter in die Stadt verschaffte ihm die Gelegenheit, seinen Schneider aufzusuchen sowie den Schuster und sich mit den Dingen zu versorgen, die nur in London erhältlich waren. Er ließ sich bei White’s sehen und in ein paar anderen Herrenklubs, denen er ebenfalls angehörte. Er hatte nicht gelogen, als er behauptete, er begleitete seine Mutter gerne nach London. Das stimmte, so wie er das Tempo des Lebens dort gern hatte, das Gewühl in den Straßen, den Lärm und die vielen Farben, all das Neue. Er freute sich, alte Bekannte zu sehen und die neusten Gerüchte zu hören, ja sogar, einen Blick auf die jüngst eingetroffenen Debütantinnen zu werfen, die auf den Heiratsmarkt der Hauptstadt strömten. Aber mehr als vierzehn Tage hielt er es meist nicht aus, und Ende April war er wieder auf Sherbrook Hall zurück.
    Jasmine, die kastanienbraune Stute mit der Blesse, und eine elegante schwarze Stute, deren Stammbaum sich bis zu Darley Arabian zurückverfolgen ließ, waren nicht wieder rossig geworden. Marcus hatte sich damit abgefunden, dass er im nächsten März zwei Fohlen von Tempest erwarten durfte. Trotz seines Plans, die Stuten von seinem eigenen Hengst Nonesuch decken zu lassen, war er nicht unzufrieden, aber auch nicht glücklich. Schließlich konnte man nicht sagen, was dabei herauskam, wenn er mit Isabel zu tun hatte.
    Während er von den Stallungen zum Haupthaus schlenderte, ging er im Geiste durch, welche Möglichkeiten sich ihm boten. Er könnte sie im Unklaren lassen, bis die Fohlen geboren waren, oder er konnte ihr eine Nachricht schreiben, dass, wenn alles gut lief, es im kommenden Frühjahr zwei weitere Fohlen von Tempest gäbe. Oder er könnte einfach nach Manning Court hinüberreiten und es ihr persönlich sagen. Ein Brief, entschied er feige. Der
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