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Sturm der Herzen

Sturm der Herzen

Titel: Sturm der Herzen
Autoren: Shirlee Busbee
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toten Sohn; er liebte den Jungen abgöttisch. Und man konnte nicht abstreiten, dass Edmund das Abbild seines Vaters im selben Alter war. Marcus’ Miene wurde weich, und um seinen Mund zuckte es. Einen netteren blonden, blauäugigen Lausebengel hatte er bislang nicht getroffen, überlegte er voller Zuneigung.
    Wenn sie gerade einmal nicht sein wohlgeordnetes Leben durcheinanderbrachte, und ohne den tragischen Tod ihres Gatten zu berücksichtigen, musste Marcus Isabels zehn Jahre zurückliegende Rückkehr als glücklichen Umstand für seinen Nachbarn ansehen. Wie ein willkommener Frühlingswind waren sie und Edmund durch Manning Court geweht und hatten die dräuenden Schatten vertrieben, die Lord Manning zweifellos vorzeitig ins Grab getrieben hätten. Innerhalb von Wochen nach ihrem Eintreffen wies der Gang des alten Mannes neuen Schwung auf, und ein Funkeln stand in seinen blassen blauen Augen. Dafür war Marcus Isabel dankbar, keine Frage. Eine steile Falte bildete sich auf seiner Stirn. Aber er war nicht dankbar für Isabels unerwünschtes Eindringen in sein sorgfältig arrangiertes Leben!
    »Willst du mir verraten, was Isabel diesmal angestellt hat?«, erkundigte sich seine Mutter und unterbrach seinen Gedankengang. »Oder willst du weiter dastehen und finster aus dem Fenster starren?«
    »Ich habe nicht finster gestarrt«, verteidigte sich Marcus. »Ich habe nur die Aussicht bewundert.«
    »Natürlich«, stimmte seine Mutter sogleich lächelnd zu. »Aber sag mir: Was hat Isabel getan, um dich derart aufzuregen?«
    Er seufzte, und sein Ärger verflog. »Es ist dieses Pferd - Tempest. Er ist über den Zaun gesprungen, genau den Zaun, bei dem ich sie gewarnt habe, sie müsse ihn erhöhen, um einen Hengst wie ihn auf der Weide zu halten. Heute Morgen habe ich das Tier gefunden, wie es mit einem halben Dutzend Stuten von uns herumtollte. Schlimmer noch, Jasmine, die kastanienbraune Stute mit der weißen Blesse, die ich heute Nachmittag von Nonesuch decken lassen wollte, war seinem Charme bereits erlegen. Es ist möglich, dass Tempest auch noch eine oder sogar mehrere andere Stuten begattet hat, aber das lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht feststellen.«
    Seine Mutter hielt den Blick auf ihre Nadel gerichtet. »Ich meine mich zu erinnern, dass du vor ein oder zwei Jahren mal erwähnt hast, wie gerne du von ihm noch ein paar Fohlen gehabt hättest, ehe du ihn an Isabel verkauft hast, nachdem sie aus Indien zurückgekommen ist.«
    Er zuckte die Achseln. »Das hätte ich auch, aber sobald sie wieder in England war, hatte ich keine andere Wahl, als ihn ihr zu überlassen - und zwar unverzüglich.«
    »Nun, das war nur fair, schließlich hatte sie ihn zuerst entdeckt.«
    »Das weiß ich, Mutter«, antwortete er trocken. »Ich hätte ihr von mir aus vorgeschlagen, ihn mir abzukaufen, nachdem sie sich auf Manning Court etwas eingelebt hatte, wenn sie mir nur die Gelegenheit dazu gelassen hätte.«
    Etwas, das verdächtig nach einem Kichern klang, entschlüpfte Mrs Sherbrook. »Wenn du nur dein Gesicht hättest sehen können, als sie herausgefunden hatte, dass er jetzt dir gehörte, und sie hereingestürmt kam, dich beschuldigte, ihn ihr hinter ihrem Rücken gestohlen zu haben.«
    Marcus grinste. »Sie war in selten guter Form, was? Ich musste meinen Kopf nachher abtasten, um zu überprüfen, ob ich noch Haare darauf hatte oder ob sie sie mir weggesengt hatte.«
    Seine Mutter wählte einen Faden blassgrüner Stickseide aus und fädelte ihn ein. »Was hat sie gesagt, als du ihr von Tempest und deinen Stuten erzählt hast?«
    Seine Lippen wurden schmal. »Sie war kein bisschen reuig oder zerknirscht! Es tat ihr überhaupt nicht leid. Sie hat mich von oben herab angeschaut und mir höchst gnädig mitgeteilt, wenn eine der Stuten von seinem … Besuch trächtig sein sollte, würde sie sie entweder liebend gerne kaufen oder das Fohlen, sobald es entwöhnt ist - was immer ich vorzöge.«
    »Und darauf hast du ihr erwidert?«
    Er schaute seine Mutter an, und dieses Mal kicherte sie unmissverständlich. »Oh, Marcus! Wenn du wüsstest, wie froh ich bin, dass jemand dich aus deiner verbiesterten Steifheit wachrütteln kann!«
    »Verbiestert!«, rief er gekränkt. »Warum glaubt eigentlich alle Welt, nur weil ich nicht jede Woche eine andere Balletttänzerin am Arm habe, mich regelmäßig unter den Tisch saufe oder mein halbes Vermögen am Spieltisch verschwende oder mein Pferd die Kirchentreppe hochreiten lasse, dass ich
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