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Stundenlohn für flotte Gangster

Stundenlohn für flotte Gangster

Titel: Stundenlohn für flotte Gangster
Autoren: Stefan Wolf
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Paukerin an unserer Penne. Gibt zwar in unserer 9 b keinen Unterricht,
aber wir haben sie als Respektsperson zu behandeln und sie uns als Schüler.
Eine einzige Woche unseres Abenteuer-Daseins wiegt zwar mehr als die 15 Jahre
Lebenserfahrung, die sie uns voraus haben müsste. Trotzdem — erst mal müssen
die Grenzen beachtet werden.
    „Es hat angefangen mit
Verleumdung“, sagte sie leise. „Anrufe von unbekannten Leuten — mal Männer mal
Frauen — in der Schule. Im Kollegium (Lehrkörper). Die Anrufer wollten
natürlich anonym bleiben. Lügen und Behauptungen haben sie verbreitet. Ich
würde mich rumtreiben. Ich wäre drogenabhängig. Ich würde Schulden machen. In
gleicher Weise hat man mich bei meinen Nachbarn in Verruf gebracht. So was ist
grausam. Zunächst glaubt es ja keiner. Es ist erkennbar als Rufmord, als
Terror, als Mobbing (Schikanen — meist von Arbeitskollegen). Aber
irgendwann fragt sich doch der eine oder andere, ob nicht ein Körnchen Wahrheit
dabei ist.“
    Sie schwieg. Das
Papiertaschentuch war durchweicht. Gaby gab ihr ein Neues.
    „Danke, Gaby. Wo habe ich denn
nur meine Tasche. Da muss ich selbst welche haben/’
    „Sie sprachen von einem
Verdacht“, sagte Gaby.
    Anna nickte. „Der Mann heißt
Benito Mugani. Ein Italiener. Er ist heißblütig und jähzornig. Er hat mich
umworben wie... also, eigentlich hätte ich geschmeichelt sein müssen. Aber ich
mag ihn nun mal nicht. Und schon gar nicht seine grobe und unsensible Art.
Alles in allem hat er mir mindestens 500 Rosen geschickt. Und seine so genannte
Zuneigung, seine Anbetung — wie er es nennt — ist längst in Hass umgeschlagen.
In Wut darüber, dass er nicht landen kann. Ein selbstherrlicher,
rücksichtsloser Typ wie er akzeptiert einfach nicht, dass er abgewiesen wird.
Er glaubt, er kann alles kriegen — und jede. Trotz seiner Wut versucht er’s
immer mal wieder. So auch heute.“

    „Wir haben ihn gesehen“, sagte
Tim, „ein schwarzlockiger Bodybuilder mit Goldkette auf der Brust und rotem
Ferrari unterm Hintern.“
    Anna lächelte. „Das ist er.“
    „Vorhin muss er Ihren Unfall
mitgekriegt haben. Trotzdem ist er seelenruhig abgefahren. Hat Sie sozusagen
Ihrem Schicksal überlassen. Das spricht für Ihren Verdacht, Anna.“
    „Wir hatten schlimme
Auseinandersetzungen. Er war drauf und dran, mich zu schlagen. Ich habe mit der
Polizei gedroht. Das hat er nicht gern gehört. Vielleicht hat er was zu
verbergen. So genau kenne ich ihn nicht. Aber ich traue ihm zu, dass er sich
nun mit Heimtücke rächt. Dass er meinen Ruf zerstört, dass er mich in einen
Nervenzusammenbruch treiben will.“
    „Erzählen Sie doch mal“,
schaltete sich Karl ein, „wie das war mit den anderen Unfällen. Könnte das, was
eben Tim aufgefallen ist, auch da zutreffen?“
    Die Lehrerin dachte nach und
hob zögernd die Schultern. Was sie dann berichtete, ließ Karls Vermutung durchaus
zu. Mit etwas Aufmerksamkeit der Unfallgegner wären die Zusammenstöße zu
vermeiden gewesen.
    Aber es konnte auch anders
sein. In keinem der Fälle hatte man die Polizei hinzugezogen. Bei den anderen
Fahrzeugen hatte es sich um betagte Kleinwagen gehandelt.
    „Von der Versicherung habe ich
bislang nichts gehört“, sagte Anna. „Aber es ist ja noch nicht lange her. Die
meldet sich schon.“
    „Ihre Unfallgegner
interessieren uns“, sagte Tim. „Die würden wir uns gern mal ansehen — ganz
unverbindlich.“ Er grinste. „Haben Sie die Namen und Adressen?“
    Anna begann im Handschuhfach zu
suchen. Ein Zettel, auf dem alles stand, wurde gefunden und Karl schrieb die
Adressen in sein Notizbuch. Die Adressen von: Ludwig Kittvogel, Beethoven-Str.
102; Friedemann Läutsälig, Kronbecher Weg 22 und Alma Neupott, Heidarmer Allee
87. „Bitte, handelt euch keinen Ärger ein“, sagte Anna. Aber es klang, als
sagte sie: Bitte, helft mir! Von euch weiß man ja, was ihr drauf habt.
    „Wegen der verleumderischen
Anrufe“, meinte Tim, „sollten Sie Anzeige erstatten. Gegen unbekannt. Das
bringt sicherlich nichts. Aber so hat’s seine Ordnung.“
    „Wahrscheinlich nehme ich mir
einen Anwalt“, erwiderte Anna.
    „Hat dieser Benito Mugani eine
Adresse?“
    „Ganz bestimmt. Aber ich kenne
sie nicht. Erreichen könnt ihr ihn im Sunrise-Hotel. Er ist dort der Pächter
der Tagesbar. Die betreibt er auf eigene Rechnung.“
    „Das Sunrise ist ja die
absolute Nobel-Herberge“, rief Gaby. „Sehr teuer und luxuriös wie der Palast
eines Sultans. Die Bar muss klotzig
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