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Stundenlohn für flotte Gangster

Stundenlohn für flotte Gangster

Titel: Stundenlohn für flotte Gangster
Autoren: Stefan Wolf
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TKKG am Ort.
    Anna wirkte verstört. Ihre
Hände zitterten.
    Der Brüllaffe — er hieß
Paul-Egon Flappe — verfasste auf der Rückseite eines Verbraucher-Fragebogens ein
Unfall-Protokoll — in unbeholfenem Deutsch — samt Zeichnung.
    Tim prüfte, was Fakt war und
konnte nichts daran aussetzen. Als Unfallzeuge musste er unterschreiben.
    Dann sagte Flappe zu Anna, dass
er alles seiner Versicherung einreichen werde, setzte sich in den —
fahrbereiten — BMW und räumte den Unfallort.
    Braune Lacksplitter auf dem
asphaltierten Boden blieben zurück.

2.
Die schöne Anna unter Terror
     
    Ab und zu fuhr ein Wagen ab. Fernes
Stimmengewirr im Schwimmbad und das Klatschen bei missglücktem Salto vom
Sprungturm — drang her. Aber in unmittelbarer Nähe herrschte Stille.
    Nur Annas jämmerliches Weinen
schmerzte in den Ohren der Kids.
    Gaby stand neben der geöffneten
Fahrertür und zerfloss fast vor Mitleid.
    Die Lehrerin hatte sich wieder
hinters Lenkrad geflüchtet, war darüber zusammengesunken und konnte ihren
Weltschmerz nun nicht mehr zurückhalten.
    Die Jungs fühlten sich hilflos.
    Himmel!, dachte Tim. So ein Unglück
ist das ja nun auch wieder nicht. Bedauerlich! Aber deshalb geht die Welt nicht
unter.
    „Dieser... dieser Unfall“,
schluchzte Anna, „ist schon mein vierter Zusammenstoß — innerhalb einer Woche.“
    „Wie bitte?“, fragte Gaby. „Ihr
vierter Unfall, Frau Riedel?“
    „Ja. Und jedes Mal war ich
schuld.“
    „Das ist unmöglich, Frau
Riedel. Wir kennen Sie. Sie sind gewissenhaft. Nicht leichtsinnig. Und Sie
können doch Auto fahren.“
    Die Jungs brummten zustimmend.
    Anna seufzte zum
Steinerweichen. „Ich glaube, es liegt an meinen Nerven. Ich bin... völlig
geschafft. Und da passiert es mir einfach. Wenn das so weitergeht, wird meine
Versicherung nicht mehr mitspielen. Bestimmt muss ich bald diesen... diesen
Idiotentest machen. Und da falle ich durch. O Gott! Was ist mit mir los? Aber — ich weiß es ja-“
    Tim räusperte sich. „Was für
Zusammenstöße waren das, Frau Doktor?“
    „So ähnlich wie eben. Einmal
vor dem Supermarkt. Einmal in meiner Straße, als ich in den Reusen-Weg abbiegen
wollte. Und einmal auf dem Parkplatz hinterm Dom.“
    „Immer beim Zurücksetzen?“
    „Ja. Seht euch nur meinen Wagen
an. Der ist hinten schon ganz zerdellt. Aber das ersetzt mir niemand. Auch das
geht auf meine Tasche. Vielleicht lasse ich’s gar nicht mehr reparieren. Ich
muss ja doch bald zu Fuß gehen. Oder mit dem Rad fahren.“
    Tim hatte den Blick in die
Ferne gerichtet, wo eine Zeile von Hochhäusern den ungemütlichen Teil der
Millionenstadt ankündigt. Vor seinem geistigen Augen spielte er noch einmal den
Unfall ab.
    „Vielleicht sehe ich
Gespenster, Frau Doktor. Aber jetzt im Nachhinein kommt mir einiges seltsam
vor. Ich glaube, diese Sache ist nicht astrein.“
    „Was... meinst du, Tim? Und
bitte, ihr könnt mich mit Anna anreden. Wir sind ja jetzt nicht in der Schule.
Und“, sie lachte etwas schrill, „so viel älter bin ich ja nicht als ihr.“ Etwa
doppelt so alt, dachte Tim und sagte: „Da ich jetzt von der Anhäufung Ihrer
Karambolagen (Zusammenstöße) höre, bringt mich das auf eine bedrückende
Idee. Könnte es sein, dass diese Unfälle provoziert sind?“
    „Dass sie absichtlich
herbeigeführt wurden?“
    „Nehmen wir mal den von soeben.
Sie sind auf einer Einfahrt-Gasse — wie der weiße Pfeil auf dem Boden eindeutig
zeigt — rausgefahren. Noch dazu rückwärts. Und Flappe kam von rechts — von
dort, ordnungsgemäß. Er benutzte eine Ausfahrt-Gasse zur Ausfahrt. Aber er
hätte Sie sehen müssen. Und hören. Denn Sie sind ja losgegeigt wie so ein
Formel-eins-Blödel in seiner Selbstmordkiste. Und was tut Paul-Egon Flappe? Mit
Fleiß fährt er Ihnen vors Heck, sodass Sie ihn breitseitig erwischen mussten.
Kann natürlich Zufall sein. Kann ja sein, dass Flappe die Augen gerade fest
geschlossen hielt und an was Abscheuliches dachte. Aber — seltsam ist es
schon.“
    Anna schluckte. „Das... Mein
Gott! Es wäre ungeheuerlich. Aber... es würde passen.“
    „Passen?“, fragte Gaby. „Wozu?“
    „Zu allem. Ich... habe einen
unsichtbaren Feind. Ich weiß nicht, wer es ist. Ich habe nur einen Verdacht.
Es... ich glaube, dieser Mann will mich vernichten.“
    Tim fiel sofort der Adonis ein,
spürte aber, dass es besser war, Anna nicht zu drängen, nicht mit Fragen zu
löchern, sondern ihr das Reden zu überlassen.
    Immerhin, dachte Tim, ist sie
die jüngste
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