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Stundenlohn für flotte Gangster

Stundenlohn für flotte Gangster

Titel: Stundenlohn für flotte Gangster
Autoren: Stefan Wolf
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hielt er ein Baby im Arm. Das Baby lutschte am Nuckel.
    Hinten im Flur kloppten sich
ein etwa fünfjähriges Mädchen und ein etwas jüngerer Knabe. Das Mädchen
benutzte eine Puppe als Hiebwaffe, ihr Bruder einen Teddy. Der Kampf stand
unentschieden.
    „Wir wollen nicht stören“,
sagte Jim. „Sind Sie Friedemann Läutsälig.“
    „Klar, der bin ich. Ihr stört
nicht. Wollt ihr reinkommen?“
    „Lieber nicht“, erwiderte Tim
rasch. „Wir haben nur eine Frage, das heißt: zwei. Erstens: Hatten Sie am
letzten Donnerstag einen Verkehrsunfall mit Blechschaden, wobei eine Frau Dr.
Riedel Ihren Wagen gerammt hat?“
    „Ganz bestimmt nicht.“
Läutsälig schüttelte den Kopf, wobei ihm fast ein Söhnchen von der Schulter
fiel.
    „Zweitens“, sagte Tim. „Sind
Ihnen in letzter Zeit Ihre Papiere abhanden gekommen: Führerschein und so?“
    „Allerdings.“ Er weitete
staunend die Augen. „Woher wisst ihr das?“
    „Wird gleich erklärt. Haben Sie
die Papiere verloren oder wurden sie gestohlen?“
    „Gestohlen. Ich hatte vergessen
den Wagen abzuschließen. Die Aktentasche mit allem Inhalt lag drin.“
    „Alles klar“, nickte Tim und
erklärte das Nötigste.
     
    *
     
    Die Heidarmer Allee ist eine
vornehme Gegend. Alma Neupott wohnte in einer Villa, für deren Gegenwert man woanders
ein ganzes Stadtviertel kriegt.
    Die Mittfünfzigerin war groß
und schlank. Sie trug einen malvenfarbenen Hausanzug und drei Perlenketten von
unterschiedlicher Länge. An der längsten hatte ein junger Schimpanse turnen
können.
    Weil die Fußgängerpforte nur
angelehnt war — sicherlich ein Zufall — , konnten TKKG bis zur Eingangstür
Vordringen. Dieses schwere Zimmermanns-Kunstwerk besaß ein kleines Fenster mit
einem Gitter davor.
    Anfangs hatte Alma Neupott nur dieses
Fensterchen geöffnet, dann aber gerufen ,Das ist ja die Gaby Glockner‘ und
voller Vertrauen die Tür geöffnet.
    „Hallo, Gaby!“, rief sie jetzt
abermals und gab Tims Freundin die Hand. „Erinnerst du dich an mich?
Weihnachten vor vier Jahren — bei der Feier vom Tierschutzverein.“
    „Aber ja“, strahlte Gaby. „Das
war toll.“
    Null Erinnerung bei Pfote,
stellte Tim fest. Aber sie tut so als ob. Kann ja nicht schaden.
    „Das sind meine Freunde, Frau
Neupott. Tim, Karl und Klößchen.“
    „Aha! Und was kann ich für euch
tun?“

    Tim räusperte sich. „Wir
überprüfen einen Sachverhalt, der vermutlich mit mutwillig herbeigeführtem
Blechschaden-Unfall zu tun hat. Dabei werden gestohlene Kfz-Papiere und
Versicherungskarten verwendet. Und leider...“
    „Sind etwa auch meine Papiere
im Spiel?“, fragte die Frau entsetzt. „Die befanden sich nämlich in meiner
Handtasche und die wurde aus meinem Wagen gestohlen. Vor einem Monat. Ja, genau
vor vier Wochen.“
    Damit, dachte Tim, fügt sich
auch der dritte Fall ins Gesamtbild.
    Indessen erweiterte Gaby Tims
Erklärung ein wenig — gerade so viel, dass Frau Neupott nicht die Nerven
verlor.

4.
Liebe und Rache
     
    Über Handy rief Gaby im
Präsidium an — und zwar bei Christopher Spechthammer, Spechti genannt. Der
28-jährige Assistent von Kommissar Glockner ist TKKG sehr zugetan und hilft, wo
er kann.
    Gaby diktierte ihm die
Kfz-Kennzeichen der Riedelschen Unfallgegner und Spechti rief schon nach sechs
Minuten zurück.
    „Diese Kennzeichen, Gaby, gibt
es nicht. Falls Fahrzeuge mit solchen Nummernschildern unterwegs sind, ist das
der blanke Wahnsinn. Die Kennzeichen wurden selbst gebastelt.“
    „Aha!“, meinte Gaby.
    „Seid ihr einer heißen Sache
auf der Spur oder will TKKG nur meine Hilfsbereitschaft prüfen?“
    „Letzteres, Spechti. Lieben
Dank und tschüs.“
    „He, Gaby!“, rief er, „das
glaube ich dir nicht.“
    „Es ist auch nicht wahr“, sagte
Tim ins Handy. „Sobald die Sache interessant wird, verständigen wir dich. Bis
dahin — Servus.“
    Gaby unterbrach die Verbindung.
TKKG standen im Schatten einer Rotbuche, die an dieser Stelle die Heidarmer
Allee verschönt. Die Stille des Nachmittags schien aufzusteigen in einen
wolkenlosen Sommerhimmel. Nur selten fuhr ein Wagen vorbei. Hier war Tempo 30
Vorschrift. Rüttelschwellen auf der Fahrbahn sorgten dafür, dass das
eingehalten wurde. In den Gärten zischten Rasensprenger. Auf einer Terrasse
hinter dichten Hecken lachten Frauenstimmen. Wahrscheinlich wurden beim
Kaffeekränzchen Bekannte durchgehechelt.
    „Jetzt haben wir Durchblick durch
die Löcher im Käse“, fasste Tim zusammen. „Gegen Anna Riedel läuft
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