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Stundenlohn für flotte Gangster

Stundenlohn für flotte Gangster

Titel: Stundenlohn für flotte Gangster
Autoren: Stefan Wolf
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viel Geld abwerfen. Oder ist der Ferrari
geborgt?“
    „Ich glaube, der gehört ihm“,
antwortete Anna. „Außerdem ist die Bar bestimmt nicht seine einzige
Einnahmequelle. Er macht noch andere Geschäfte. Das hat er mal angedeutet.“
    „Wir kümmern uns“, versprach
Tim und dachte: Für heute können wir den Klarbacher Waldsee vergessen. Die
Ermittlungen sind wichtiger.

3. Kittvogel, Läutsälig, Neupott
     
    Haus Nummer 102 in der
Beethoven Straße war das letzte vor einem Stück Brachland, wo auf steinigem Boden
Gräser und Wildblumen ihr Dasein fristeten.
    Weiter hinten war eine Kreuzung
ohne Ampel, der Anfang einer langweiligen Gegend.
    Nr. 102 bestand aus einem
kleinen Einfamilienhaus, drei angebauten Schuppen, einer windschiefen
Fertiggarage und einem Gärtchen ringsum, in dem Gemüse gezüchtet wurde. Tim sah
Johannis- und Stachelbeersträucher.
    TKKG standen an der
Eingangstür, wo ein Messingschild verriet, dass hier Ludwig Kittvogel wohne.
Gaby hatte geklingelt.
    Nach etwa zwei Sekunden wurde
die Tür aufgerissen und ein zottiger Typ füllte mit seiner 100-Kilo-Breite den
Rahmen.
    „Ich kaufe nichts. Habe schon
alles. Ich gebe auch keine Spenden. Ich abonniere keine Zeitung. Die
Flutwellenopfer sollen sich selber helfen. Außerdem kenne ich euch nicht.“
    „Da müssen wir ja froh sein“,
meinte Tim, „dass Sie nicht gleich auf uns schießen. Wir kommen aus einem
anderen Anlass. Sind Sie Ludwig Kittvogel.“
    „Bin ich. Was wollt ihr?“
    TKKG musterten ihn.
    Kittvogel mochte 50 sein, war
ein mittelgroßer Fleischsack und ließ sein Haar wohl seit Jahren wuchern. Es
war grell rot und lockig. Mit Bart und Schopf hätte man die Füllung einer
Rosshaarmatratze erneuern können.
    „Es geht um den Unfall“,
erklärte Tim. „Den Unfall vom vorigen Dienstag, als Sie hinterm Dom von Dr.
Anna Riedel gerammt wurden — als Ihr Wagen gerammt wurde, meine ich.“
    „Hä?“ Er hatte giftgrüne,
kleine Augen.
    „Haben Sie nicht verstanden,
was ich sagte?“
    „Doch. Jedes Wort. Aber ich
weiß nicht, wovon du redest.“
    „Von dem Unfall.“
    „Welcher Unfall? Ich hatte seit
Jahren keinen Unfall. 1994 bin ich mal mit dem Fahrrad gestürzt. Ausgerutscht.
Weil Essen-auf-Rädern auf der Fahrbahn Kartoffelsuppe vergossen hatte. Ein
Kübel ist denen aus der Heckklappe gefallen. Das war glitschig wie Öl.“
    TKKG tauschten Blicke untereinander.
Hatte der Typ einen Dachschaden?
    „Herr Kittvogel“, hob Tim an.
„Erinnern Sie sich nicht mehr? Ihr Wagen ist am letzten Dienstag mit dem Wagen
von Frau Riedel zusammengestoßen. Hinterm Dom.“
    „Zum Teufel! Welcher Wagen? Ich
besitze kein Auto. Ich fahre Motorrad. Eine Harley Davidson habe ich. Und eine
1000er Yakaputi. Die ist tarnfarben angestrichen. Mit der fahre ich nur ins
Gelände.“
    „Herr Kittvogel, Sie haben Frau
Riedel Ihren Führerschein vorgelegt, Ihre Versicherungskarte und Sie haben
außerdem...“
    „He! Moment mal!“, fiel ihm der
haargekrönte Fleischsack ins Wort. „Sprichst du von meinen Papieren?“

    „Exakt.“
    „Die wurden mir geklaut. Vor
sechs Wochen. Die ganze Brieftasche. Vielleicht habe ich sie auch verloren.
Kann ja passieren. Zum Glück war nicht viel Geld drin. Aber ein Liebesbrief von
meiner ersten Freundin, meiner Jugendliebe. Seit 35 Jahren hebe ich den auf.
Jetzt ist er futsch. Neue Papiere habe ich inzwischen, aber den Brief ersetzt mir
niemand.“
    Das ist ‘n Hammer!, dachte Tim.
Da hat Annas Unfallgegner also gestohlene oder verlorene Papiere vorgezeigt.
Und jetzt wette ich meinen linken Daumen darauf, dass der Zusammenstoß nicht
zufällig geschah. Das war absolute Absicht.
    Versonnen wurde Gaby von
Kittvogel gemustert.
    „Sie hieß Claudia“, sagte er —
und dachte offenbar an seine Jugendliebe.
    „Jemand hat missbräuchlich Ihre
Papiere benutzt, Herr Kittvogel“, erklärte Tim. „Aber wahrscheinlich nur am
Unfallort. Trotzdem sollten Sie mal bei ihrer Versicherung nachfragen, ob da
irgendwas gemeldet wurde. Allerdings halten wir das für unmöglich. Zumal Sie ja
gar kein Auto besitzen.“
    Natürlich hatte der Mann noch
Fragen. TKKG informierten ihn vordergründig. Annas begründeter Verdacht ging
ihn nichts an.
     
    *
     
    Friedemann Läutsälig im
Kronbecher Weg 22, einem Mehrfamilienhaus, war ein netter Mittdreißiger und
offenkundig Vorstand einer großen Familie.
    Als er TKKG die Tür öffnete,
turnten zwei Kleinkinder an ihm herum — eins auf dem Rücken, eins auf der
Schulter. Außerdem
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