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Stundenlohn für flotte Gangster

Stundenlohn für flotte Gangster

Titel: Stundenlohn für flotte Gangster
Autoren: Stefan Wolf
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aussieht, wissen wir.“
    „Zu dem müssen wir auch noch
hin“, meinte Klößchen. Tim schüttelte den Kopf. „Das wäre Zeitverschwendung. Er
ist so unecht wie die andern. Dem echten Flappe wurden irgendwann die Papiere
geklaut.“

5. Flappe hat Mist gebaut
     
    An der schmutzigen
Fensterscheibe kletterten Fliegen auf und ab. Manchmal flog eine durch den
miefigen Wohnraum, drehte eine Kurve unter der Hängelampe und klatschte dann
gegen die Scheibe.
    Draußen war ein schattiger
Hinterhof, gepflastert und von Mauern umgrenzt. An der Nordseite waren
Mülltonnen aufgereiht. An der westlichen Mauer lehnten fünf oder sechs
Fahrräder. Keins war gesichert. An keinem hätte sich ein Dieb vergriffen.
Schrott.
    Die Ausfahrt führte auf die
Weichröder Landstraße und war zu schmal für Autos. Außerdem hätten höchstens
zwei Kleinwagen Platz gehabt auf dem Hof.
    Deshalb parkte Flappes BMW aus
vierter Hand auf der Weichröder Landstraße, ein Dutzend Schritte vom Hauseingang
entfernt. Viele Wagen parkten hier. Es gab keine Garagen. Die Häuser waren
schmucklose Menschen-Silos mit zig Wohnungen — die Mieten billig.
    Flappe war gern hier — Luxus
nicht sein Ding. Hier lebte er unauffällig, hofseitig, parterre. Die Fenster
hielt er geschlossen und abends zog er die Vorhänge zu.
    Jetzt saß er auf der Couch und
trank aus einem Literglas, in dem er Zitronenlimonade mit Wacholderschnaps
gemischt hatte — nicht ganz halbe-halbe, aber fast. Der Alkohol machte ihm
nichts aus. Er trank seit seiner Lehrzeit als Maurer. Jetzt war er 32, sah
allerdings aus wie jemand, der bald in Frührente geht. Würde man ihn je am
Steuer erwischen, wäre der Führerschein weg. Aber bislang hatte er, Flappe,
Glück gehabt.

    Er war ein bisschen nervös. In
wenigen Minuten würde sich sein Auftraggeber melden, würde anrufen wie jeden
Tag.
    Er wusste nicht, wer das war.
Aber der Unbekannte mit dem leichten Akzent in der Stimme bezahlte ihn gut.
    Diesmal allerdings hatte Flappe
Mist gebaut — nicht insgesamt, aber in einer Beziehung.
    Noch einen Schluck aus dem
Literglas.
    In diesem Moment klingelte der
Apparat und Flappe schwang sich den Hörer ans Ohr.
    „Paul-Egon Flappe — ja bitte?“
    „Ich bin’s“, sagte die
Männerstimme.
    „Hallo, Chef!“
    „Wie sieht’s aus?“
    „Vorhin — hat sie den vierten
Crash (Zusammenstoß) gebaut.“
    „Na, wunderbar. Ich höre.“
    Flappe erzählte ausführlich von
dem Vorfall beim Schwimmbad, hüstelte dann und nahm noch einen Schluck.
    „Gefällt mir“, sagte der
Unbekannte. „Jetzt beginnen wir mit den nächtlichen Anrufen. Und die machst du
genau nach meinen Anweisungen.“
    „Klar! Mache ich. Aber... äh...
Ich glaube, ich sagte es noch nicht. Bei der Sache vorhin ist leider was schief
gelaufen.“
    „Was meinst du? Hat sich doch
alles gut angehört.“
    „Äh... leider habe ich zu spät
gemerkt, dass ich die andere Brieftasche nicht mit hatte. Hatte ich nicht im
Wagen. Hatte sie einfach vergessen. Sie steckte in meiner Lederjacke — und die
hing hier im Schrank. Denn für ‘ne Lederjacke — also, bei der Hitze — ist ja
heute nun wirklich kein Wetter.“
    „Was, zum Teufel, schwafelst
du? Welche Brieftasche meinst du?“
    „Na, die geklaute. Die von
diesem Hans-Herbert Bruchsieber.“
    „Ja, natürlich. Als der hast du
doch die Riedel gerammt.“
    „Eben nicht, Chef.“
    „Wie bitte?“
    „Ich hatte nur meine eigenen
Papiere im Wagen, die echten. Und ich wer auch nicht in dem alten Fiat
unterwegs, sondern in meinem BMW. Den habe ich... voll eingesetzt, Chef. Obwohl
er mir am Herzen hängt. Es war einfach... die Gelegenheit war so günstig.
Eigentlich wollte ich die Riedel nur beobachten. Dann habe ich kurz
entschlossen gehandelt.“
    Der Unbekannte schwieg.
    Jedenfalls brüllt er nicht,
dachte Flappe, kriegt keinen Wutanfall. Das ist doch schon was.
    „Ich bin sicher, Chef, damit
ist nichts verbockt. Bei dem Unfall handelt es sich um ‘ne klare Sache. Was will
man mir also? Selbst wenn man die anderen Zusammenstöße — die Pönke, Gilli und
die Biberkuhl gemacht haben — untersucht, könnte man mir nichts am Zeuge
flicken. Nicht wahr? Was habe ich denn zu tun mit den anderen Vorkommnissen?“
    „Mann — bei der Riedel bist du
jetzt aktenkundig. Das muss zwar keine Folgen haben. Aber besser wäre, du
bliebst im Dunkeln wie die andern auch.“
    „Es tut mir Leid, Chef.“
    „Jedenfalls liegt dein Geld im
toten Briefkasten. 3000 wie vereinbart. Ich muss jetzt
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