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Stundenlohn für flotte Gangster

Stundenlohn für flotte Gangster

Titel: Stundenlohn für flotte Gangster
Autoren: Stefan Wolf
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nachdenken. Heute Abend
rufe ich dich nochmal an. Bei dem nächtlichen Terror muss alles glatt laufen.
Okay? Ihr wechselt euch ab — jede Nacht einer: du, dann Pönke, dann Gilli, dann
die Biberkuhl.“
    „Alles klar, Chef. Ich...“
    Flappe sprach nicht weiter. Der
Unbekannte hatte schon aufgelegt.
     
    *
     
    TKKG standen immer noch unter
der Rotbuche in der Heidarmer Allee. Aber Karl hatte sich mit seinem Bike zehn
Schritte entfernt, nämlich bis zu der nagelneuen Telefonzelle. In ihr lagen die
beiden ebenso neuen dickleibigen Rufnummer-Verzeichnisse der Millionenstadt
aus. Karl blätterte.
    „Was sucht er?“, fragte
Klößchen. „Ich denke, er weiß sämtliche Nummern auswendig, hähä. Bei seinem
Computer-Gedächtnis!“
    „Ein Gehirn bleibt ein Gehirn“,
sagte Tim, „und wird nie eine Info-Speicher-CD-Rom.“
    Karl kam zurück. „Es gibt nur
einen Paul-Egon Flappe mit Telefon“, erklärte er. „Und dessen Adresse stimmt
exakt überein mit jener Adresse, die Annas Unfallgegner Flappe angegeben hat.
Nämlich Weichröder Landstraße 79. Wenn du dir schon die Mühe exakter
Überprüfung ersparen willst, Tim, könnten wir doch wenigstens mal anrufen und
fragen.“
    „Wenn du meinst.“ Tim zuckte
die Achseln.
    Die Telefonzelle war von der
Sonne aufgeheizt wie eine Sauna. Tim hielt mit dem Fuß die Tür offen, benutzte Karls
Telefonkarte und wählte.
    „Besetzt“, erklärte er seinen
Freunden.
    Er wartete eine halbe Minute.
Der zweite Versuch glückte.
    „Paul-Egon Flappe — ja bitte“,
meldete sich der Teilnehmer.
    Tim führte einen kleinen Hüpfer
aus, einbeinig.
    Mit total verstellter Stimme —
krächzend wie ein Kettenraucher, der an chronischer Bronchitis leidet — redete
er dann.
    „Ist dort die Autofirma
Laputzke und Kracher? Ich rufe an wegen des Lkws, den meine Großmutter kaufen
will.“
    „Wie? Was?“, fragte Flappe.
„Hier ist keine Autofirma. Hier ist privat. Sie haben falsch gewählt.“
    „Tut mir Leid“, krächzte Tim.
„Aber wie soll ich mir jetzt helfen? Ich bin hier auf dem Müllplatz. Ich sichte
Sperrmüll — zum Basteln und Wiederverwerten. Sie wissen nicht zufällig die
Telefonnummer von Laputzke und Kracher?“
    „Nein, weiß ich nicht.“ Flappe
klang ungehalten. „Probieren Sie’s bei der Auskunft.“
    „Ja, danke. Werde ich tun“,
sagte Tim in die tote Leitung, denn Flappe hatte aufgelegt.
    Grinsend trat der
TKKG-Häuptling ins Freie.
    „Wenn ich nicht mal irgendwo
gelesen hätte“, sagte Klößchen, „dass dunkelhaarige Typen mit dichter
Kopfwolle, mit Locken — dass diese Typen nur ganz selten einen Sonnenstich
kriegen — dann würde ich jetzt denken, dich hätte es erwischt.“
    Tim streckte Karl die Hand hin,
die dieser ergriff. Doch der TKKG-Häuptling dankte seinem Freund nicht nur mit
einem Händedruck.
    „Deine Idee erweist sich als
super, Karl. Ich hätte es geschmissen. Aber deine Sorgfalt bringt uns jetzt
vielleicht ein Riesenstück weiter. Denn dieser Flappe — hört und staunt — ist
unser Flappe. Der Unfallgegner vom Schwimmbad.“
    „Wahnsinn!“, staunte Gaby.
    „Ich habe ihn sofort an der
Stimme erkannt“, informierte Tim. „Um ganz sicher zu gehen, wollte ich ihn
etwas länger reden hören. Deshalb mein Geblubber von Laputzke und Kracher. Kein
Zweifel — er isses!“
    Die vier sahen sich an,
Verständnislosigkeit in den Mienen.
    Gaby sprach es aus. „Dann passt
aber dieser Unfall nicht zu den andern. Würde Flappe zu den Gangstern gehören,
die auf Anna angesetzt sind, hätte er gestohlene Papiere benutzt — wie die
Komplizen. Aber er ist offensichtlich mit eigener Identität (die Person, die
er ist) rübergekommen. Wieso?“
    Tim begann zu lachen.
„Vielleicht war der Unfall echt. Ohne bösen Hintergrund. Und ich habe das Geschehen
witzigerweise für eine provozierte Falle gehalten. Manchmal führt eben auch ein
Irrtum auf die richtige Spur. Oder...“ Er dachte nach, schüttelte dann den
Kopf. „Nee, zu abwegig.“
    „Woran hast du gedacht?“,
forschte Gaby.
    „Oder Flappe ist doch einer der
Gangster und leichtsinnig wie ein Vielflieger. Indem er die eigenen Papiere
benutzt. Vielleicht ist es ihm noch nicht gelungen, sich andere zu beschaffen.
Und im Grunde — kann ihm ja auch gar nichts passieren. Schließlich
handelt es sich um einen glasklaren, ordnungsgemäßen Sachschaden-Unfall.“
    „Aber wir überprüfen ihn doch,
den Flappe“, fragte Klößchen.
    „Selbstverständlich. Und da der
Klarbacher Waldsee für
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