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Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition)
Autoren: Shannon McKenna
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die Füße, stieß dabei seinen Tee um. Barfuß tapste er unbeholfen durch die dampfende Pfütze, während er sich sein Handy schnappte. Hastig zog er sich an, packte seinen Kram zusammen und dann los, los, los .
    Er war außer Atem, benommen. Kämpfte mit einer Panik. Ganz ruhig . Drei Schritte zurück. Panik war ein weiterer Luxus, den er sich nicht leisten konnte.
    Finden Sie die Schwachstelle. Dann nutzen Sie sie aus .
    Seine Eingeweide verkrampften sich schmerzhaft. Allem Anschein nach hatte jemand seine gefunden.

2
    Ein Adrenalinstoß riss sie abrupt aus dem Schlaf.
    Jede Faser in Alarmbereitschaft, setzte Tam sich ruckartig auf, bevor sie sofort jeden ihr bekannten mentalen Trick anwend ete, um den Traum auszusperren, der sie aufgeschreckt hatte. Wenn die Bilder ihre Krallen nicht in ihr Bewusstsein schlugen, ebbten die Gefühle schneller ab. Wenn auch niemals schnell genug.
    In dieser Nacht konnte sie sie nicht abblocken. Eine Salve von Gewehrschüssen. Harte, unnachgiebige Hände, die sie unter einem fleckigen weißen Himmel nach unten drückten. Dunkle Silhouetten, schreiende Münder, aber sie konnte nicht hören, was sie schrien. Sie war taub vom Donnern der Gewehre.
    Tamara kniff die Lider fest zusammen und sah dahinter die leblosen bleichen Gesichter, die blicklosen Pupillen, die aus dem Graben starrten. Die Erde, die in ihre offenen Augen regnete. Sie hatte versucht, sie ihnen zu schließen, es immer und immer wieder versucht, aber sie besaß keine Münzen, als Gewicht. Sie würden für immer offen stehen. Tam konnte nicht verbergen, was diese starrenden Augen aus ihr gemacht hatten.
    Und dann die Angst, die Scham. Ihr brennender, ätzender Hass auf dieses böse, heimtückische Monster. Wegen dem, was er ihnen angetan hatte, was er ihr angetan hatte. Stengl .
    Selbst nach sechzehn Jahren noch juckte es sie in den Fingern, ihn zu töten.
    Tam presste die Hände vors Gesicht und versuchte, tief Luft zu holen, aber ihre Lungen beantworteten jeden halben Atemzug mit einem schmerzhaften Schluckauf, der ihren ganzen Körper schüttelte. Oh Gott. Sie hatte seit Jahren nicht mehr von Stengl und seiner Geheimpolizei oder dem Grauen von Sremska Mitrovica geträumt. Sie hatte die Erinnerung eingefroren, begraben und riesige Steine darauf gewälzt.
    Aber etwas rollte die Steine einen nach dem anderen beiseite. Etwas namens Rachel. Wer hätte das gedacht?
    Tamara schlang die Arme um die Knie. Ihr Körper tat weh, jeder Muskel war verkrampft. Ihr Herz klopfte so heftig, dass es sich anfühlte, als würde es explodieren.
    Mondlicht strömte durch die großen Fenster ihres Schlafzimmers. Jedes Detail im Raum war so gewählt, dass es Ruhe und Trost ausstrahlen sollte, dabei hatte Tam eine geordnete, besinnliche Oase vor Augen gehabt, wo sie Sicherheit und inneren Frieden finden würde. Welch ein Trugschluss. Der Schlaf war für sie ein gefährlicher Ort.
    Die elektronisch programmierten Jalousien würden automatisch kurz vor der Morgendämmerung nach unten fahren, um das Zimmer dunkel zu halten, damit Rachel länger schlief, doch das Mondlicht erschien ihr blendend hell und warf Schatten, kalt und scharf wie Messer.
    Sie betrachtete das Bündel, das neben ihr im Bett lag. Rachel regte sich und murmelte etwas im Schlaf. Tam streckte sich neben ihr aus und streichelte den Rücken des Kindes. Sie wusste nicht, ob es vernünftig war, ihre Albträume mit zu dem unschuldigen kleinen Mädchen ins Bett zu nehmen, aber Rachel würde um keinen Preis der Welt allein schlafen.
    Doch wenn Tam aufrichtig zu sich selbst war, enttarnte sie diese Erklärung als billige Ausrede. Sie mochte es einfach, Rachel nahe bei sich zu wissen. Sie liebte es, ihr beim Schlafen zuzusehen, zu beobachten, wie sich ihr kleiner Brustkorb hob und senkte, die glückselige Ruhe in ihrem Gesicht zu bestaunen. Ihren warmen Körper zu berühren und zu knuddeln. Und sie liebte es, da zu sein, wenn Rachel nachts nach ihr tastete und sie sofort fand. Das war das wenigste, das sie ihr geben konnt e, wenn man bedachte, was dem kleinen Mädchen s chon alles genommen worden war.
    Sie nun anzusehen, schenkte Tam Frieden. Sie mochte selbst keine einzige Nacht durchschlafen, aber Rachel dabei zu beobachten, war fast genauso gut. Wenn Tamara neben ihr lag, verspürte sie immer diese wundersame Empfindung, die sie nach den abenteuerlichen Vorfällen mit den Organpiraten überkommen und seitdem nicht mehr losgelassen hatte. Dieses weiche Glühen in ihrer Brust. Das
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