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Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition)
Autoren: Shannon McKenna
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drohen.
    Skrupel. Noch so eine Sache, die er sich nicht leisten konnte. Skrupel waren die meiste Zeit seines Lebens ein Problem für ihn gewesen. Ziemlich ironisch, wenn man bedachte, welche Karriere das Schicksal für ihn vorgesehen hatte. Sie waren ohne Zweifel Imres Einfluss zu verdanken. Im Geist konnte Val exakt hören, was sein Ziehvater zu dieser Geschichte zu sagen hätte, doch er blockte die Tirade ab, bevor sie ihm im Kopf herumschwirren konnte. Er hatte weder die Zeit noch die Energie für Schuldgefühle.
    Er hatte Hegel gegenüber behauptet, dass er nicht wisse, ob Steele sich genug aus dem Kind machte, um es als Druckmittel einzusetzen, doch das war eine Lüge. Keine Frau mit ihrem Naturell würde auch nur eine Minute ihres Lebens auf Mutter-Kind-Schwimmen verschwenden oder darauf, im Park stundenlang einen Ball durchs Gras zu kicken, wenn keine Liebe im Spiel wäre. Sie machte sich sehr viel aus dem Kind.
    Vom Standpunkt der Zweckmäßigkeit aus betrachtet, ließ sich schwerlich rechtfertigen, warum er nicht tat, was Hegel verlangte: das Kind kidnappen und mit den Verhand lungen begin nen.
    Aber es widerstrebte ihm zutiefst, Kinder zu verletzen. Indem er das Mädchen entführte, würde er es verletzen. So etwas würde jedes Kind verletzen. Erst recht ein so kleines, ohnehin schon verwundetes.
    Und dieses Kind war verwundet. Val kannte seine Geschichte, er hatte die Akten gelesen, die Befunde studiert. Er würde nicht derjenige sein, der Rachel den nächsten Schlag in einer endlosen Reihe von Schlägen versetzte. Die logistischen Probleme, die damit einhergingen, sich um ein kleines Kind mit medizinischen Problemen zu kümmern, mal völlig außen vor gelassen. Er würde ein Team benötigen. Es wäre eine chaotische, komplizierte, unschöne Angelegenheit. Eine Situation, die er gern vermeiden würde.
    Im Lauf seiner Karriere war es ihm gelungen, Kinder zu verschonen und trotzdem erfolgreiche Resultate zu erzielen. Er hatte sich auf sein Glück und seine Cleverness verlassen, bis ihm das Glück letztes Jahr in Bogotá einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte.
    Das Problem war den Bossen von PSS überdeutlich bewusst gewesen, was – abgesehen von dem winzigen Detail der Schussverletzungen, die er davongetragen hatte – den langen Urlaub erklärte, den sie ihm gegeben hatten.
    Seither stand er nicht mehr in ihrer Gunst, sondern rechnete permanent damit, wie ein tollwütiger Hund abgeknallt zu werden. Jeden Morgen empfand er leises Erstaunen darüber, noch zu leben. Sie hatten bisher nicht die Zeit gefunden.
    Val hatte schon zu hoffen begonnen, dass sie ihn für den Rest seines Lebens ignorieren würden, aber nein. Sie hatten ihn angerufen, damit er Steele aufspürte – und siehe da: Sie hatte eine kleine Tochter. Es war ein Test, und er konnte es sich nicht erlauben, den zu verpatzen.
    Er klickte automatisch auf die Duschsequenz, in der Erwartung, dass ihn das feuchte weibliche Fleisch ablenken würde. Es half ihm nicht, ihr zuzusehen, wie sie mit der Kleinen spielte. Es machte ihn nervös, trieb ihm den Schweiß auf die Stirn. Er konnte nicht klar denken, konnte sich nicht distanzieren und die drei Schritte zurückgehen. Nie zuvor hatte etwas seine Selbstkontrolle in diesem Ausmaß erschüttert.
    Finden Sie die Schwachstelle. Dann nutzen Sie sie aus . Die Anweisung dröhnte durch seinen Kopf.
    Vaffanculo , antwortete er gedanklich, um sie zu verjagen.
    Der an seiner Hose befestigte Beeper schlug an. Val warf einen Blick darauf, und sein Magen krampfte sich zusammen. Es war ein numerischer Code, gesendet von Imres Hausreinigungsdienst in Budapest. Sie hatten die Anweisung, ihn zu benachrichtigen, sollte sich an Imres Gesundheitszustand oder Wohlergehen etwas ändern. Er hatte sich nie zuvor gemeldet. Der Code ließ ihn wissen, dass eine dringende Nachricht in seiner Mailbox auf ihn wartete. Etwas stimmte nicht mit Imre.
    Vals Herzschlag beschleunigte sich unwillkürlich. Seine Hand zitterte, als er die entsprechenden Passwörter in den Computer eingab, die Nachricht anklickte und dechiffrierte.
    Ein paar knappe Zeilen informierten ihn darüber, dass die Frau, die er dafür bezahlte, für Imre zu kochen, zu putzen und einzukaufen, an diesem Tag gekommen war und die Tür aufgebrochen, die Wohnung verwüstet und Imre brutal zusammengeschlagen und bewusstlos auf dem Boden vorgefunden hatte. Er war im Krankenhaus, sein Zustand bedenklich.
    Val starrte etwa drei Sekunden auf den Text, dann sprang er auf
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