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Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition)
Autoren: Shannon McKenna
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würde. Ich übrigens auch nicht, obwohl es schon passiert ist, bevor wir uns das erste Mal trafen.«
    Verwirrt schaute sie zu ihm hoch. »Wie konntest du … ?«
    »Ich habe dich und Rachel zehn Tage lang observiert. Das reichte mir. Du warst so sanft mit ihr, so geduldig. Du warst so stark. Meine kühnste Fantasie in Fleisch und Blut. Dabei war mir noch nicht mal bewusst, dass es eine Frau meiner Träume gab. Aber du warst … du bist es.«
    Er umfasste ihren Po und hob sie auf den Tisch. »Jetzt bin ich an der Reihe, Tamar. Wie konntest du mir das antun?«
    Ihre Finger gruben sich in seine Schulter, dann erinnerte sie sich an seine Wunde und riss sie weg, als hätte sie sich verbrannt. »Was genau meinst du?«
    »Hm, wo soll ich anfangen? Bei den Handschellen, den Drogen?« Seine Stimme klang verbittert. »Der Tatsache, dass du einfach abgehauen bist, während ich praktisch im Koma lag? Als würde ich dir nicht das Geringste bedeuten, als wäre da nichts zwischen uns?«
    Der Impuls, seine Anschuldigungen zornig zurückzuweisen, überkam sie fast automatisch, aber sie überwand ihn. Sie atmete tief und langsam ein, dabei schluckte sie die scharfen Worte hinunter. Sie entsprachen sowieso nicht länger der Wahrheit, und eigentlich wollte sie sie auch gar nicht sagen. Es war nur ein Reflex. Ein Tick.
    Im Grunde wollte sie, dass Val sie verstand. Sie konzentrierte sich auf die Knöpfe an seinem Hemd und öffnete einen nach dem anderen, während sie sprach, um ihren Händen etwas zu tun und ihren Augen einen Fixpunkt zu geben.
    »Du kennst den Grund. Ich musste einen Schlussstrich unter die Sache mit Stengl ziehen. Er hat meine Familie ermordet, mein Dorf, mein Zuhause zerstört. Er hat mir meine Kindheit geraubt, mich vergewaltigt und in etwas verwandelt, das zu sein mir niemals vorherbestimmt war. Ich habe mein ganzes Leben darauf gewartet, es ihm heimzuzahlen.«
    Vals Augen wurden schmal. »Warum hast du ihn dann nicht getötet? Ich weiß, dass du es nicht getan hast. Santarini hätte mir andernfalls längst die Camorra auf den Hals gehetzt, und ich wäre nicht in der Verfassung gewesen, mich gegen sie zu verteidigen. Bist du nicht nah genug an ihn rangekommen? Oder hat Ana … ?«
    »Nein. Ich … habe meine Meinung geändert«, gestand sie zögerlich. Sie öffnete den letzten Knopf und schob das Hemd vor seiner Brust auseinander.
    Val runzelte die Stirn. »Du hast deine Meinung geändert? Wann?«
    »Als ich in sein Zimmer kam. Als ich in seine Augen sah. Da begriff ich … «
    »Was?«, drängte er sie ungeduldig.
    »Dass du recht hattest. Stengl war es nicht wert. Er war ein Nichts verglichen mit dem, was ich zu verlieren hatte. Auch wenn ich glaubte, es schon verloren zu haben, nach dem, was ich dir angetan hatte. Ich dachte, dass du mich sicher niemals wiedersehen wolltest.«
    Val hob ihren rechten Arm an, beugte sich hinunter und hauchte einen zärtlichen Kuss auf die Narbe. Dann noch einen und noch einen.
    Tam schöpfte Mut aus dieser Geste. »Ich rannte aus der Klinik, um zu dir zu fahren, als András mich erwischte.« Mit fest geschlossenen Augen genoss sie jeden einzelnen warmen, weichen schmetterlingszarten Kuss auf ihrer sensiblen Haut. »Du musst mich für eine Idiotin halten.«
    »Ganz und gar nicht«, murmelte er. »Aber erklär mir eines: Warum hast du dir die Sache mit uns plötzlich anders überlegt und mich im Stich gelassen? Hat dir die Vorstellung, mit mir glücklich in einem tropischen Paradies zu leben, nicht länger gefallen?«
    Tam schüttelte den Kopf. Sie konnte sich nicht überwinden, darüber zu sprechen. Über den Kern des Problems. Ihre geheime Schande, ihre innere Schwäche, die sie so sehr verabscheute. Sie bestand nicht aus Edelstein oder Metall. Der Fleck ließ sich nicht abwaschen. Nicht mehr.
    Val nahm ihr Gesicht in beide Hände. »Antworte mir, Tamar.«
    Sie schluckte, schmeckte die Bitterkeit des Gifts. Eine Bitterkeit, die sie noch immer in jeder Sekunde eines jeden Tages wahrnahm. »Ich konnte nicht«, flüsterte sie.
    »Warum nicht?«
    Sie kniff die Augen zusammen und suchte in sich den Mut, um es auszusprechen. »Ich fühlte mich … beschmutzt«, sagte sie leise. »Vergiftet, beschädigt. Ich fühlte mich wie ein schwarzes Loch. Als verdiente ich nicht … oh Gott. Ich dachte, es wäre besser, wegzugehen und wegzubleiben. Ich wollte niemandem zur Last fallen. Und dir am allerwenigsten.«
    Er reagierte völlig erstaunt. »Ach, Tamar«, sagte er hilflos.
    »Es tut mir
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