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Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition)
Autoren: Shannon McKenna
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fast tödliche Dosis Gift hatten ihr den Rest gegeben. Und natürlich ihre Sehnsucht nach Val. Es vergingen keine zwanzig Sekunden, ohne dass sie an ihn dachte, von ihm träumte und sich vor Lust nach ihm verzehrte, da nun der größte Teil des Gifts von ihrem Körper abgebaut worden war. Allmählich fing sie an, sich wieder halbwegs menschlich zu fühlen, sogar ein wenig weiblich, was bedeutete, dass sie außer den grauenvollen Albträumen nun auch noch erotische Träume von Val hatte. Sie hätte nicht sagen können, welche Träume ihr mehr zusetzten.
    Er hatte weder angerufen noch eine SMS oder E-Mail geschrieben. Zugegeben, sie hatte es auch nicht getan. Kaum dass sie wieder in der Lage gewesen war, aufrecht zu stehen, hatte sie sich Rachel geschnappt und war über Ozeane und Kontinente hinweg vor ihm geflohen – und das viel früher, als die Ärzte sie eigentlich hatten gehen lassen wollen.
    Tam hatte es nicht ertragen können, ihn zu sehen. Sie war überfordert gewesen durch die Vergiftung und hatte sich außerdem beschmutzt und angeekelt gefühlt, vor allem von sich selbst. Es war einfach zu viel gewesen: das Gift, das sie geschluckt hatte, von Georg angesabbert zu werden, Rachel entführt und bedroht zu wissen. Das mentale Gift, das Novak ihr eingeflößt hatte. Diese Videos, die sich wieder und wieder in ihrem Kopf abspielten.
    Und dann dieses letzte schreckliche Gespräch, das sie mit Val geführt hatte. Sie sah ihn vor sich, mit Handschellen ans Bett gefesselt, tobend vor Wut, weil er dachte, von ihr verraten worden zu sein, und sie erinnerte sich nur zu gut daran, wie sie das Betäubungsmittel in sein Gesicht gesprüht hatte, um auszubüchsen und einen Mord zu begehen.
    Wenn man all das bedachte, standen die Dinge zwischen ihnen nicht zum Besten.
    Tam ertrug den Gedanken nicht, er könnte sie so sehen, wie sie sich fühlte. Sie scheute davor zurück, überhaupt von irgendjemandem gesehen zu werden. Es schmerzte, es brannte. Nur Rachel zuliebe gestattete sie es überhaupt irgendjemandem. Nur darum duldete sie die Anwesenheit der McClouds, die sie mit ihren weisen Ratschlägen langsam aber sicher in den Wahnsinn trieben. Tam wollte, dass Rachel neben der duldsamen Rosalia noch eine weitere verlässliche, geistig gesunde Anlaufstelle hatte. Sie konnte das von sich selbst nicht mit Gewissheit behaupten. Ganz im Gegenteil.
    Sie hatte daran gedacht, Val eine E-Mail zu schreiben, in der Hoffnung, dass die elektronische Distanz ihr einen gewissen emotionalen Schutz bieten würde. Sie war sogar so weit gegangen, die Internetkontaktseite von Capriccio Consulting aufzurufen und ein paar Worte zu tippen.
    Aber irgendetwas hatte jeden ihrer Versuche im Keim erstickt. Vermutlich auch, weil sich die erotischen Aufnahmen aus San Vito und dem Huxley wieder und immer wieder in ihrem Kopf abspielten. Durch das kalte, unfreundliche Auge der Kamera wurden die Szenen in ihren Augen auf billigste Weise zu Pornos herabgewürdigt.
    Wann immer sie schlaflos im Bett lag, waren da diese hinterhältigen grünen Augen, die sie anglotzten. Und wenn sie Schlaf fand, träumte sie von sich selbst, ihre kalte, milchweiße Haut von einer Gänsehaut überzogen, bekleidet mit einem schmutzigen, fadenscheinigen roten Seidenunterkleid. Mutterseelenallein, im Schnee bibbernd. Umringt von den vielen Monstern ihres Lebens, die sich die Lippen leckten.
    Und diese flüsternde Stimme. Diese boshafte Stimme. Männer lieben keine Frauen wie dich. Sie benutzen sie, danach entsorgen sie sie wie Abfall, weil sie wertlos sind .
    Hier ging es nicht um ihre alte Angst davor, verarscht zu werden. Das hier war schlimmer, der Einsatz so viel höher. Wenn sie auf Val zugehen und sich ihm gegenüber öffnen würde, nur um feststellen zu müssen, dass sie sich geirrt hatte, würde sie sich nicht nur verarscht vorkommen. Dieses Mal nicht.
    Sie würde tot sein. Zerstört. Es wäre das Ende. Sie hatte nicht den Mut, es zu riskieren. Ihre Mutreserven waren alle erschöpft.
    Ha. Wer war jetzt melodramatisch? Sie schob die Hand unter ihre Schutzbrille und wischte die Tränen fort. Was wollte sie ihm überhaupt in einer E-Mail schreiben? Hallo, wie geht’s? Wie fühlst du dich?
    Großer Gott. Wollte sie es wirklich wissen?
    Selbst jetzt hatte sie das Gefühl, seine Gegenwart zu spüren. Ihre Haut prickelte vor Wärme. Wenn sie sich umdrehte, wäre er da und würde sie sprachlos vor Sehnsucht aus diesen glühenden dunklen Augen ansehen.
    Aber sie würde dem Drang, sich
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