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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber
Autoren: Mary Jo Putney
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konnte, verschlungen zu werden?
    Erneut frischte der Wind auf, und Strähnen seines schwarzen Haares lösten sich aus der strengen Frisur. Gwynne verspürte den Impuls, sein Haar zurückzustreichen. Es wäre bestimmt angenehm, die Struktur seiner gebräunten Wange zu spüren …
    Abrupt erkannte sie, dass die elektrisierende Anziehungskraft zwischen ihnen Verlangen war. Sie hatte ihren Ehemann sehr geliebt, und sie war Frau genug, um einen verlangenden Mann zu verstehen. Aber dieses hungrige Drängen war eindeutig anders und überhaupt nicht angenehm.
    Eine Böe traf sie mitten ins Gesicht, und Regen durchnässte ihr Kleid. Ihr Blick löste sich von Ballisters, und sie sah eine niedrig hängende, dunkle Sturmwolke, die über dem Fluss klebte. Das Gebiet, in dem der Regen niederprasselte, war so scharf umrissen wie die Mauern eines Gebäudes. »Woher ist der Regen gekommen? Lady Bethany meinte, das Wetter würde den ganzen Nachmittag schön bleiben.« Sie raffte ihre Röcke und wollte Schutz suchen.
    »Verdammt!« Er blickte in den Himmel. Regen rann über sein Gesicht. »Es tut mir leid, Mylady Ich habe unsere Umgebung nicht ausreichend aufmerksam beobachtet.«
    Sie lachte beinahe, als sie erkannte, dass der Herr über Sturm und Donner den Wetterumschwung nicht bemerkt hatte. Die Gäste weiter oben am Hügel hatten den aufziehenden Regen gesehen und rannten fort, um sich im Pavillon oder im Schloss unterzustellen. Diener versuchten derweil, die Speisen zu retten. »Das habe ich auch nicht, und mein Kleid wird für meine Sorglosigkeit bezahlen.«
    »Geht nicht fort, Mylady.« Er hielt eine Hand hoch, als wollte er ihr befehlen zu bleiben.
    Obwohl sie kurz davorstand wegzulaufen, zögerte sie. Er schloss die Augen. Trotz seines durchnässten Haares und der nassen Kleidung strahlte seine Konzentration wie die Hitze eines Feuers von ihm ab.
    Sie hielt den Atem an, als die Sturmwolke zerrissen wurde, zu beiden Seiten davonzog und dabei den Garten mied. Innerhalb weniger Sekunden hörte der Regen auf. Überrascht sah Gwynne, wie die Wolken sich auflösten. Die Sonne schien wieder, und einen kurzen Moment lang spannte sich ein Regenbogen über Ballisters Kopf. Sie hielt den Atem an. Er war wirklich der Herr der Stürme.
    Der Regenbogen verblasste sogar noch schneller, als der Sturm sich verzog. Auf dem Hügel lachten die Gäste und blieben stehen. Sie waren bereit, die Party fortzusetzen.
    Ballister wischte sich das Wasser vom Gesicht. »Das Wetter hier ist nicht so wechselhaft wie in Schottland, aber es ist genügend unberechenbar, dass ein bisschen Regen keine Aufmerksamkeit auf sich zieht.«
    Sein Tonfall war zu lässig. Sie überging diese Bemerkung und sagte: »Ihr habt den Sturm nicht kommen sehen. Ihr habt ihn verursacht, stimmt s?«
    Er wirkte betreten. »Wenn ich nicht aufpasse, kann ich schlechtes Wetter hervorrufen, sobald meine Aufmerksamkeit anderweitig gefesselt ist.«
    Amüsiert strich sie über ihre Frisur. Wind und Regen hatten eine Strähne gelöst. »Was könnte so interessant an einer Gartenparty sein, dass es so ein kleines Unwetter heraufbeschwört?«
    Sein Blick verfinsterte sich. Die volle Kraft dieser Augen war … gefährlich. Sie konnten eine Frau dazu bringen, sich selbst und alle guten Sitten zu vergessen.
    »Ihr könnt das. Da ist eine Kraft zwischen uns, und Ihr fühlt das auch. Ich weiß, dass Ihr es spürt.« Er berührte ihr nasses Haar dort, wo es unter dem Puder hell schimmerte. Seine Fingerspitzen wanderten über ihren nackten Hals, als er die lose Strähne liebkoste. »Welche Farbe hat Euer Haar?«, murmelte er.
    Ihr fiel das Atmen plötzlich schwer, als schnürten die Stäbe ihres Korsetts sich zu eng um ihren Leib. Das Gefühl brachte sie ebenso aus der Fassung wie seine unglaubliche Männlichkeit. Als Witwe und Wächterin hatte sie mehr Freiheiten als die meisten anderen Frauen, und sie war inzwischen auf den Geschmack gekommen. Gwynne überging seine Frage und sagte: »Kraft klingt für mich so, als suchtet Ihr nur ein anderes Wort für Leidenschaft, Lord Ballister.«
    Sie drehte sich von ihm ab, in der Absicht, den Bann zu brechen, dem sie durch seine Augen unterworfen war. »Ich habe es genossen, mit Euch zu plaudern, aber ich habe nicht das Verlangen nach einer Affäre. Guten Tag, Sir. Es wird für mich Zeit, ins Haus zu gehen und mir etwas Trockenes anzuziehen.«
    »Wartet!« Er griff nach ihrem Handgelenk, und sie spürte ein Kribbeln auf ihrer Haut.
    Ein Teil von ihr wollte
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