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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber
Autoren: Mary Jo Putney
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sich zu ihm umdrehen, aber der Teil von ihr, der fliehen wollte, war stärker. Sie befreite sich aus seinem Griff und rannte davon, stürmte den Hügel hinauf und hoffte im Stillen, dass er ihr nicht folgte.
    Ballister folgte ihr nicht. Als sie sich dem Haus näherte, drehte sie sich um und sah, dass er noch am Steg stand. Er blickte ihr grübelnd nach. Einen Moment hatte sie das sichere Gefühl, dass er nicht für immer aus ihrem Leben verschwand.
    Sie betrat das Haus und stieg die Treppe hinauf zu ihren Räumen. Jetzt, da sie von Ballister fort war, fiel es ihr schwer, sich daran zu erinnern, was an ihm so beunruhigend war. Sein Verhalten war nicht anstößig. Er selbst war es, mit seiner machtvollen Ausstrahlung, der sie in die Flucht geschlagen hatte.
    Sie betrat ihr Schlafzimmer und verharrte einen Moment, als sie am Spiegel vorbeiging. In den Jahren ihrer Ehe hatte sie sich zu einer Frau entwickelt, die es wert war, an der Seite ihres Mannes zu stehen. Sie war sittsam, diskret und so gut gekleidet, wie es einer Countess zustand. Emery war auf ihr Erscheinungsbild ebenso stolz gewesen, wie er ihre Gesellschaft und die gemeinsame Liebe zu Büchern geschätzt hatte.
    Aber die Frau im Spiegel war nicht mehr die züchtige Ehefrau und Witwe. Ihre Augen strahlten hell, die Wangen waren gerötet und das nasse Kleid klebte in schamloser Weise an ihrem Körper.
    Sie berührte eine Locke ihres feuchten Haares, das über ihre Schulter fiel. Sie mochte es nicht, wenn das Haar von der Pomade schwer und vom Puder klebrig war. Sie hatte es nie gemocht, ihr Haar zu pudern, aber sie hatte nach ihrer Hochzeit damit begonnen, da ihre natürliche Haarfarbe für eine Countess zu grell und zu vulgär war. Mit gepudertem Haar sah sie kultivierter und erwachsener aus. Es war angemessen für die Frau eines Earls.
    Ballisters bloße Anwesenheit brachte mehr Farbe in ihr Leben. Er zog sie magnetisch an, war ein faszinierender Mann. Und er sah sie an, als wäre sie die schönste Frau, die je das Licht der Welt erblickt hatte. Seine Aufmerksamkeit war erregend, und dennoch …
    Athena sprang vom Bett und trottete zu ihr herüber, um sich an Gwynnes Knöchel zu schmiegen.
    Sie hob die bejahrte Katze hoch, drückte sie an sich und kraulte das weiche Nackenfell. »Athena, ich bin gerade einem Mann begegnet, bei dem ich mich fühle wie eine Maus, die Von einer Katze gejagt wird. Und es handelt sich um keine süße, liebe Katze, wie du eine bist.« Ballister war eher ein Tiger.
    Sie schlenderte in ihren Salon, wo ein Dutzend oder mehr Bücher auf ihre Aufmerksamkeit warteten. Allein in diesem Raum gab es mehr Bücher als in so manchem herrschaftlichen Anwesen. Auf ihrem Schreibtisch lagen das Journal eines Magiers aus elisabethanischer Zeit, eine lateinische Abhandlung über Zaubersprüche, verfasst von einer flämischen Zauberin, und ein teilweise verbranntes Buch über Kräuterkunde, das sie zu rekonstruieren versuchte. All ihre Projekte verlangten langsame, akribische Sorgfalt. Es war schwer vorstellbar, bei dieser Arbeit einen Gedanken an Ballister zu verschwenden.
    Sie konnte die Leidenschaft spüren, die in ihm brannte, und wie eine Motte vom Licht wurde sie von diesem Feuer angezogen. Aber sein Feuer hatte die Macht, ihr ruhiges, geordnetes Leben zu zerstören, das sie so sehr liebte. Eine Witwe konnte Affären haben, wenn sie diskret vorging, doch eine Affäre mit Ballister würde sie so verändern, dass es für sie kein Zurück gab. Sie musste ihn auf Distanz halten. Schon bald würde er nach Schottland zurückkehren, und er würde seine Stürme mitnehmen.
    Doch als sie nach ihrer Zofe läutete, dachte sie einen Moment, sie hörte erneut ein geflüstertes Wort …
    »Bestimmung …«

2. Kapitel
     
     
     
    In Gedanken versunken ging Duncan langsam den Hügel hinauf. Er achtete nicht auf die anderen Gäste, die um ihn herum plauderten. All seine Gedanken konzentrierten sich auf Lady Brecon, die so zauberhaft und intelligent wie schön war. Obwohl sie ihm gegenüber wachsam blieb, hatte sie ihn nicht abgewiesen. Auf der anderen Seite jedoch …
    Simons nüchterne Stimme erklang neben ihm. »Jetzt, da du die Lady in die Flucht geschlagen hast, ist es wohl an der Zeit, nach London zurückzukehren.«
    Duncan nickte. Er war froh, dass Simon bereit war zu gehen. Zu viele Dinge gingen ihm im Kopf herum, sodass er nicht in der Lage war, Kontakte zu knüpfen. Außerdem war er ausgelaugt von der Kraft, die es ihn gekostet hatte, den Sturm zu
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