Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Straße nach überallhin

Straße nach überallhin

Titel: Straße nach überallhin
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
und golden und lieblich, man traute sich kaum, sie anzusehen. Über jedem Nasenloch hing ein kleines Rauchwölkchen. Mit einer plötzlichen Bewegung schritt es zwei Meter vor und streckte den Hals. Seine Stimme war delikat, merkwürdig nasal, aber anmutig und sanft. Es wandte sich weder an Chadwick noch an Red.
    „Was haben Sie diesem armen Geschöpf angetan?“ fragte es.
    Der Marquis wand sich unbehaglich.
    „Sir oder Madam“, verkündete er, „ich bin phasengeschaltet mit seinem Nervensystem, und ich kann Ihnen versichern, es verspürt überhaupt kein Unbehagen. Es hat ein Implant in seinem Lustzentrum, das ich, wenn Sie darauf bestehen, aktivieren kann, um dem armen Geschöpf soviel Freude wie möglich zu vermitteln …“
    „Genug!“
    „Frazier? Dodd?“ fragte Red.
    „Ja“, antwortete es. „Aber ich will nichts von Ihnen. Ich suchte Chadwick, und Sie haben mich zu ihm geführt. Aber zuerst …“ Flammen rollten aus seinem Mund. „Es ist eine Sünde, dieses arme Tier so zu behandeln!“
    „Ich stimme Ihnen voll und ganz zu“, sagte der Marquis. „Und ich schätze mich glücklich, daß nicht ich derjenige war, der dafür verantwortlich ist.“
    „Sie haben ein Verbrechen an seiner Magnifizenz begangen! Sie manipulieren es!“
    „Ich versichere Ihnen, ich habe es mir nur kurz ausgeborgt. Meine Intensionen …“
    Chadwick zupfte an Reds Ärmel und zog ihn langsam in Richtung der Tür.
    „Ihre Intensionen interessieren mich überhaupt nicht, Sir! Lassen Sie es frei, und entschuldigen Sie sich bei ihm!“
    „Ich würde es gerne tun, aber dann wäre mein Leben in Gefahr.“
    „Ihr Leben – und mehr – ist bereits in Gefahr. Lassen sie es frei!“
    Chadwick stieß die Tür mit einem Fuß auf, da heulte der Tyrannosaurus gerade auf und sprang auf den Drachen zu, der seiner Umarmung geschickt auswich. Er schlüpfte hinaus, zog Red mit sich, schloß die Tür und versperrte sie.
    „Du parkst dort unten, nicht wahr?“ fragte Chadwick wild gestikulierend.
    „Ja.“
    „Komm schon! Sie können jeden Augenblick hier ausbrechen!“
    Während sie den Korridor hinabrannten, wurden klirrende Geräusche laut, das ganze Gebäude bebte.
    „Wir machen uns am besten sofort auf den Weg“, forderte Chadwick. „Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht mit einem Angriff durch einen Angestellten gerechnet. Wir können unterwegs anhalten und uns um das Notwendigste kümmern.“
    Hinter ihnen erklang ein Geräusch wie das einer Explosion. Es folgte ein Augenblick der Stille, dann wurde es wieder laut. Zurückblickend sahen sie eine Mauer in dem Zimmer einstürzen, in dem sie sich gerade noch befunden hatten. Rauch stieg in die Luft, wo er von Klimaanlagen sofort wieder abgesaugt wurde.
    Chadwick warf sich gegen eine Tür, Red folgte ihm dichtauf. Fast gleichzeitig kollidierte er mit einem kleinen Mann, der ein auffälliges Hemd, einen Kilt und eine blaue Sonnenbrille trug und der sich ebenfalls der Tür genähert hatte. Zurückfallend kam der Mann mit erstaunlicher Behendigkeit wieder auf die Beine und griff nach der Kameratasche, die von seiner linken Schulter herabbaumelte.
    „Um Himmels willen, nein!“ schrie Chadwick.
    Als er die Kamera parat hatte, stand Red auch schon neben dem Mann. Seine linke Hand umklammerte den Riemen und zerrte, wobei er wieder aus dem Gleichgewicht geriet.
    „Töten Sie ihn nicht!“ befahl Chadwick. „Die Zehn ist vorüber. Ich habe bereits eine Eingabe an den Rat gemacht.“
    „Ihn?“ fragte der kleine Mann, der zurückwich, als Red ihm die Kamera abgenommen hatte. „Ihn? Ihm wollte ich kein Härchen krümmen. Niemals! Auch was mich anbelangt, so ist das Spiel vorbei. Ich kam einzig und allein hierher, um mir die Befriedigung zu verschaffen und Sie zu töten. Aber nun …“
    Er wandte sich an Red.
    „Was machen Sie hier?“
    „Ich kam, um alles zu klären. Mittlerweile ist manches auch schon viel klarer. Ich glaube nicht, daß wir uns schon mal begegnet sind …“
    „Sind wir, aber wie ich sehe, erinnern Sie sich nicht. Mein Name ist Timyin Tin, und mir geht es nur um den Drachen. Eine Art religiöser …“
    Aus dem Inneren des Hauses erklangen eine Reihe klopfender Laute, begleitet von klirrenden und scheppernden Geräuschen. Sie kamen immer näher.
    „In diesem Fall bleiben Sie getrost, wo Sie sind“, sagte Chadwick. „Dann werden Sie eine profunde religiöse Erfahrung machen.“ Er umklammerte Reds Arm. „Zum Teufel, verschwinden wir von hier.“
    Er rannte die Stufen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher