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Strangers on a Train - Reise der Leidenschaft

Strangers on a Train - Reise der Leidenschaft

Titel: Strangers on a Train - Reise der Leidenschaft
Autoren: Serena Bell
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Brooklyn-Typ. »Sie haben Ihre Reality-Show mit in den Zug gebracht. Sie können die Sendung nicht einfach absetzen, wann Sie wollen. Ich muss wissen, wie es weitergeht.«
    Er war älter, als sie gedacht hatte, vielleicht fünfzig, mit einem fülligen Hängebackengesicht, das mit seinem frühmorgendlichen Bartschatten nach italienischem Ursprung aussah. Er hatte freundliche Augen. In seinem Gesicht lag eine sanfte Neugier, und sie verspürte einen Druck in der Brust und begriff, dass es ihr Bedürfnis war, mit jemandem, irgendjemandem, darüber zu sprechen, wie sehr Jeff sie verletzt hatte.
    »Es geht so weiter«, sagte sie langsam, »dass der Typ ein Workaholic ist, und als es bei ihm auf der Arbeit irgendeine Krise gibt, rennt er hin, um sie zu beheben, und dem Mädchen fällt wieder ein, warum es eigentlich nicht mehr mit ihm leben konnte.«
    »Was. Sie meinen, er ist einfach
gegangen

    »Sie wissen schon, dass ich Ihnen eigentlich nichts schuldig bin, nicht wahr?«, fragte sie, eher als Bekräftigung für sich selbst als für ihn. »Ich
muss
es Ihnen nicht erzählen.«
    Er nickte. »Sie müssen es mir nicht erzählen.«
    »Ich weiß.« Trotzdem war es tröstlich. Dieser Wildfremde war auf geheimnisvolle Weise schon fast so etwas wie ihr …
Pate
kam ihr in den Sinn, aber das erschien ihr leicht diskriminierend, und sie entschied sich stattdessen für
Schutzengel.
    »Also, er ist einfach gegangen«, wiederholte Brooklyn.
    Sie nickte.
    »Und Sie – haben ihn einfach gehen lassen?«
    »Na ja, was hätte ich denn bitte schön sonst tun sollen? So verhält er sich immer. Macht Versprechungen, die er nicht halten kann. Er arbeitet die meiste Zeit. Er hält seine Arbeit für
so wichtig

    »Sie könnten ihm sagen, dass er auf dem Holzweg ist.«
    »Das
habe
ich ihm gesagt.«
    Amy hielt inne. Sie dachte daran zurück, wie sein Telefon geklingelt, das vertraute Geräusch den Raum durchdrungen und ihre Intimität augenblicklich hatte erkalten lassen. An die Zugfahrt vor zwei Tagen, als sie das erste Mal geflohen war, vor dem Endlosgespräch mit seiner Sekretärin. An hundert, vielleicht tausend andere Anrufe. Jedes Mal hatte sie sich von ihm in die Zweitrangigkeit abdrängen lassen. Hatte zugelassen, dass er der Arbeit oberste Priorität gab.
    Sie war gut trainiert. Das Telefon klingelte, und sie verschwand gehorsam im Schatten.
Du willst mich im Stich lassen? Wieder mal? Na schön, dann gehe ich dir mal aus dem Weg.
    Gestern hatte sie behauptet, sie habe ihm eine Million und einmal gesagt, er solle weniger arbeiten, und sie könne sich selbst schon nicht mehr hören. Aber wenn sie jetzt darüber nachdachte, kannte sie die Wahrheit. Diese Stimme hatte nur in ihrem Kopf existiert. Hatte herumgezetert, geschrien und geschimpft, doch wenn es darauf ankam, hatte sie ihre Klagen heruntergeschluckt und den Dingen ihren Lauf gelassen, anstatt einen Aufstand zu machen.
    Sie hatte die Verbindung nicht gesehen, denn sie hatte jede Situation, in der Jeffs sie ansatzweise im Stich gelassen hatte, mit den vielen Weggängen ihres Vaters assoziiert. Aber genau das war das Problem, oder? Sie hatte so sehr versucht, nicht wie ihre Mutter zu sein, dass sie den größeren Zusammenhang nicht gesehen hatte. Jedes Mal, wenn er sie allein ließ und sie ihm die Erlaubnis dazu gab, jedes Mal, wenn er sie ausblendete und sie mitspielte, machte sie es ihm wieder ein bisschen einfacher zu glauben, es könnte immer so weitergehen.
    Was wäre passiert, wenn sie mit ihrer stillschweigenden Billigung aufgehört hätte? Was wäre passiert, wenn sie aufgehört hätte, die Nette und Verständnisvolle zu sein? Wenn sie ihm nur ein einziges Mal das Telefon aus der Hand gerissen und aufgelegt hätte, anstatt sich in ihre eigene Gedankenwelt zurückzuziehen und ihn in Ruhe das Gespräch führen zu lassen?
    Sie würde es wohl nie erfahren.
    Es sei denn …
    Es sei denn, es war doch noch nicht zu spät.
    Sie sah auf ihre Uhr, als würde das Licht auf die Frage werfen, ob diese Erkenntnis noch rechtzeitig gekommen war.
    Sie konnte an der nächsten Station aussteigen, sich bei der Arbeit krankmelden und zum Flughafen fahren. Ihn suchen. Es ihm sagen. Vielleicht würde es nichts ändern, aber zumindest würde sie es dann wissen.
    Der Zug näherte sich White Plains. Sie stand auf, taumelte vorwärts gegen den Sitz, und Brooklyn bekam fast ihre Schulter ins Gesicht.
    »Wo wollen Sie denn hin?«, fragte er. »Gehen Sie nicht! Ich halte jetzt die Klappe.
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