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Strangers on a Train - Reise der Leidenschaft

Strangers on a Train - Reise der Leidenschaft

Titel: Strangers on a Train - Reise der Leidenschaft
Autoren: Serena Bell
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ein Kopf auf und sagte mit einem breiten Brooklyn-Akzent: »’tschuldigung. Sie sind nicht die Einzigen hier im Zug.«
    Jeff gab einen Laut von sich, der vielleicht ein Lachen darstellen sollte. Er beugte sich näher zu ihr, so nah, dass sie den Bartwuchs eines Tages an seinen Wangen und seinem Kinn sehen konnte, und fragte: »Kann ich mich zu dir setzen?«
    Sie zögerte. Aus Angst. Angst vor ihrer eigenen Anfälligkeit für seine körperliche Präsenz. Angst, dass sie, wenn sie ihn auf den Platz ließ und er so nah bei ihr saß und nach Jeff roch, wieder in ihre alten Muster verfallen würde: Sie würde vergessen, dass sie sich schmerzhaft von ihm losgerissen hatte, wie ein Pflaster von der Haut, und ein ganzes Land durchquert hatte, um vor genau dieser Schwäche zu fliehen.
    Hinter ihm stauten sich die Leute und warteten darauf, vorbeigelassen zu werden, und Amy hatte sich immer noch nicht von der Kante ihres Platzes wegbewegt. Also setzte Jeff sich diagonal vor sie. Während die anderen Fahrgäste vorbeigingen, drehte er sich auf seinem Sitz um und versuchte, Blickkontakt zu ihr herzustellen. »Ich war so überrascht.« Er hatte die Stimme gesenkt, war aber über das Rattern des Zuges hinweg deutlich zu hören. »Du hast nie was darüber gesagt, dass du einen anderen Job willst, geschweige denn in New York. Und du hast auch niemals erwähnt, dass du dich auf irgendeine Stelle bewirbst.«
    Schuldig im Sinne der Anklage. Sie war mit den Neuigkeiten, dass sie den Job bekommen hatte, mit der Tür ins Haus gefallen, aber es war alles so schnell gegangen – sie hatte keine andere Wahl gehabt. Und das entschuldigte nicht …
    »Das ist keine Ausrede. Ich weiß, dass du das hasst.«
    Ha, er wusste es noch! Allerdings. Sie hasste es, wenn auf eine Entschuldigung eine Ausrede folgte.
    Seine Miene verfinsterte sich. »Ich war zu hart. Ich war diktatorisch.«
    »Du warst mittelalterlich.« Ihre Stimme überraschte sie. Sie war lauter als beabsichtigt.
    »Leute«, sagte der schwergewichtige, dunkelhaarige Kerl vor ihr. »Wenn ich Reality- TV gucken will, mach ich das daheim. Könnt ihr euch das nicht verkneifen?«
    Von einigen anderen Fahrgästen war Gekicher zu vernehmen. Amy wurde rot.
    Jeff lehnte sich über den Gang zu dem Kommentator. »Sagen Sie ihr, dass sie mich neben ihr sitzen lassen soll! Dann brauchen Sie unser Gespräch nicht mehr mit anzuhören.«
    »Sein Glück kann man nicht erzwingen, Kumpel«, meinte der Mann. »Andererseits …« Er drehte sich zu Amy um. »Lady, kann er neben Ihnen sitzen? Bitte! Uns anderen zuliebe?«
    Sie beschwor den Brooklyn-Typ in Gedanken zu verschwinden … und Jeff auch. Herrje, sie wollte, dass der ganze verdammte Zug voller lachender Augenzeugen verschwand. »Eigentlich nicht so gern.«
    Aber Jeff war bereits von seinem Platz aufgestanden und hatte sich neben ihr auf dem gepolsterten Vinyl niedergelassen, und sie musste vor seinem muskulären Oberschenkel zurückweichen. Eben war ihr noch kalt gewesen, und jetzt wünschte sie sich nichts mehr, als in seiner Hitze zu versinken. Ihre Körperseite an ihn zu pressen, sich zu ihm zu drehen und seine Wärme vollends mit ihrer Haut und ihrem Mund aufzusaugen.
    Stattdessen rutschte sie, so weit es ging, in die Ecke, an den kalten Rand aus Formplastik und Metall. Sie zog die Knie hoch, um noch mehr Abstand zu ihm zu bekommen. Trotzdem konnte sie ihn über den allgemeinen Zuggeruch nach Vinyl und Desinfektionsmittel hinweg riechen. Er roch nach – nach ihm. Nach frisch gereinigtem Wollanzug, Whiteboard-Markern und Old-Spice-Deo. Nach Macht und Erfolg.
Nicht,
sagte sie sich streng, nach zu Hause.
    Es sei denn, er hatte sich geändert.
    »Amy.«
    Sie drehte sich nicht zu ihm. Sie hatte schreckliche Angst, dass sein Anblick so dicht vor ihr, zusätzlich zu all der Hitze und Nähe, ihr zu viel wäre.
    »Schön. Dann rede ich, und du hörst zu. Oder auch nicht.«
    Natürlich war es unmöglich, nicht zuzuhören. Sein Mund war nur dreißig Zentimeter von ihrem Ohr entfernt. Seine Stimme war ein tiefer, dunkler Bariton, bei dem sie schon immer weiche Knie bekommen hatte. Die Worte konnte sie in ihrem Kopf zermalmen, doch diese Stimme würde in jede ihrer Poren kriechen, zu ihren Schwachstellen vordringen und sie mürbe machen.
    »Ich war mittelalterlich«, sagte er. »Und dafür gibt es keine Entschuldigung. Aber …«
    Sie seufzte, und es war laut über das
Sch-sch, Sch-sch
des Zuges hinweg zu hören.
    »Es tut mir leid«, sagte er wieder.
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