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Strangers on a Train - Reise der Leidenschaft

Strangers on a Train - Reise der Leidenschaft

Titel: Strangers on a Train - Reise der Leidenschaft
Autoren: Serena Bell
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nicht infrage.«
    Das hatte sie nicht von ihm erwartet. Weder die beeindruckende Geste, überhaupt hier aufzutauchen, noch den eisernen Willen, diese Sache durchzuziehen, nachdem sie am Morgen die Security auf ihn gehetzt hatte. Und definitiv nicht den sturen Blick, den er ihr jetzt zuwarf. Dieser Jeff – dieser beeindruckende und sture Jeff – war ihr völlig fremd, obwohl sie monatelang in Seattle mit ihm zusammengelebt hatte.
    Aber wenn sie jetzt darüber nachdachte, hatte sie eigentlich gewusst, dass er eine gewisse Sturheit besaß. Tatsächlich war es Sturheit, die seine Beziehung zu seiner Arbeit definierte. Er redete sich ein, dass ohne ihn nichts funktionieren würde, dass die Firma, die in ihrer Anfangszeit seiner Fürsorge so dringend bedurft hatte, ihn immer noch brauchte wie ein Neugeborenes seine Mutter.
    Sein Ego, nur darum ging es.
    »Ich werde meine Meinung nicht ändern«, bekräftigte sie.
    »Ich werde sie ändern.«
    Da war es wieder: sein Ego.
    »Und wie willst du das anstellen?«
    »Weiß ich noch nicht. Aber ich fahre mit diesem Zug, bis ich es weiß.«
    Sie erreichten das Ende des Tunnels, und vor ihnen war Tageslicht zu sehen.
    »Und was ist mit Streamline?«
    Streamline war seine Firma, sein Baby. Die andere Frau am fernen Ende der Leitung.
    »Ich kann von hier arbeiten. Per Telefon.« Er klopfte sich auf die Hosentasche, wo sie die Umrisse seines iPhones sehen konnte wie ein futuristisches Implantat unter dem gespannten Stoff seiner Hose. Und dann zog er reflexartig das Handy aus der Tasche, wischte mit einem Finger über das Display und blickte darauf.
    »Du hast nicht die leiseste Ahnung, oder?«, sagte sie.
    Es dauerte lange, so lang wie die Szene eines Zugunglücks in Zeitlupe, bis er die Augen vom Bildschirm losriss und Amy wieder anschaute. Sie konnte sehen, wie er sich mühsam konzentrierte, als er, absolut ohne jede Ironie, fragte: »Die leiseste Ahnung wovon?«
    Am Mittwochmorgen erwachte Jeff in seinem Hotelzimmer in New York City, noch bevor sein Wecker klingelte, so sehr freute er sich darauf, Amy zu sehen. Er war das reinste Nervenbündel. Er fuhr mit dem Zug stadtauswärts, stieg aus, überquerte die Gleise und fuhr wieder stadteinwärts zu ihrer Haltestelle. Dort sah er aus dem Fenster, als sie einstieg, groß, weit entfernt und schön. Sie wählte einen Platz in Fahrtrichtung, einen Zweisitzer. Heute trug sie eine gekräuselte brombeerfarbene Bluse mit einem tiefen V-Ausschnitt und mit stoffüberzogenen Knöpfen. Die dunkle Masse ihres Haares war in einem tief sitzenden Pferdeschwanz mit einem kreuz und quer verlaufenden, schwarzen Haargummi zurückgenommen. Er wollte es lösen und sein Gesicht in der seidigen Fülle vergraben.
    »Was dagegen, wenn ich mich zu dir setze?«, fragte er stattdessen.
    »Du? Oder du und dein Telefon?«
    Nachdem er gestern sein Telefon rausgeholt hatte, hatte sie sich geweigert, noch ein Wort mit ihm zu sprechen. Er hatte sie nicht mehr aus der Reserve locken können, sie nicht einmal mehr zu einem Schulterzucken bewegen können.
    »Ich.«
    »Na gut.«
    Sie war sehr wütend. Er hatte ihre Wut verdient, aber er hasste es, sie auf sich zu ziehen. Wie sie sich gestern hatte erweichen lassen – es hatte ihm Hoffnungen gemacht. Licht in eine Dunkelheit gebracht, von der er gar nicht gewusst hatte, dass er sie mit sich herumtrug. Zum ersten Mal, seit er ins Flugzeug nach New York gestiegen war, hatte er geglaubt, dass seine große Geste doch funktionieren könnte. Dann hatte er auf sein Telefon gesehen, und sie hatte die Schotten dichtgemacht, die Tore runtergeknallt.
    »Ich werde nicht telefonieren.«
    »Wirst du deine Mailbox checken? Deine E-Mails? Deine SMS ?
Twitter

    Er schüttelte den Kopf.
    »Was, wenn es ein ›Notfall‹ ist?« Ein Schuss Sarkasmus lag in ihrer Stimme.
    »Nicht mal dann.«
    »Dann ist das wohl die Stelle, an der ich Dankbarkeit verspüren sollte.«
    Ihre Zornesausbrüche überraschten ihn immer wieder. Er war so ein Idiot gewesen anzunehmen, dass es reichte, durch das ganze Land zu fliegen, um sie zurückzugewinnen. Nach allem, was er getan hatte. Nach allem, was er
nicht
getan hatte.
    »Setz dich hin!«
    Perplex blickte er auf sie hinab. Die harten Linien um ihren Mund waren ein ganz kleines bisschen weicher geworden. Diese Linien hatte er immer gern geküsst. Er hatte es geliebt, sie von der Sache, die sie wütend machte, ablenken zu können.
    Jetzt war
er
diese Sache.
    »Jetzt setz dich schon!«, wiederholte sie. »Du
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