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Strangers on a Train - Reise der Leidenschaft

Strangers on a Train - Reise der Leidenschaft

Titel: Strangers on a Train - Reise der Leidenschaft
Autoren: Serena Bell
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widerstehen. Vielleicht sollte sie ihm die Wahrheit sagen. Dass sie nicht das Zweitwichtigste in seinem Leben sein konnte.
    Amy öffnete den Mund, aber als sie zu sprechen begann, klingelte sein Telefon. Dieser unverwechselbare, leicht melodische Klingelton wie von einem echten Telefon, den er so mochte.
    Sie sah den Ausdruck, der über sein Gesicht huschte und leichte Panik verriet, und für einen Sekundenbruchteil dachte sie, Jeff würde den Anruf vielleicht nicht annehmen. Dann zog er sein Handy heraus, und die Seifenblase in ihrer Brust zerplatzte und ließ nichts als schale, finstere Leere zurück.
    »Den Anruf muss ich annehmen.«
    Sie zuckte mit den Schultern, als wäre es ihr egal. Egal, dass er den Anruf immer annahm, immer annehmen würde.
    Sie drehte sich weg, als er abnahm. »Ja?« Und das einsilbige Wort klang knapp und ungeduldig. Draußen vor dem Fenster sah sie Bronxville vorbeifliegen, eine der Stationen, an der der Expresszug nicht hielt. Hinter ihr redete Jeff hastig, diktierte einem seiner vielen Untergebenen Punkte, die zu erledigen waren. Am anderen Ende konnte sie eine nervöse Frauenstimme hören, vermutlich seine Sekretärin, und wusste, dass sich das Gespräch noch lange hinziehen konnte, weil beiden immer noch irgendetwas einfiel, was sie vergessen hatten.
    Amy hatte viele Mahlzeiten auf diese Weise eingenommen, hatte ihm gegenübergesessen, während er voller Dringlichkeit in sein Telefon sprach. Sie hatte gelernt, sich in ihren eigenen Gedanken zu verlieren, um nicht ungeduldig zu werden, während sie darauf wartete, dass er wieder für sie da war. Das tat sie auch jetzt und ließ ihre Gedanken frei, ließ sie über die Grenzen dieses Zuges hinausfliegen, nur um sich daran zu erinnern, dass es da draußen eine Welt gab. Dass sie eine Wahl hatte.
    Sie brauchte nicht hier sitzen zu bleiben. Sie brauchte nicht mit ihm zusammen zu sein. Sie brauchte ihn nicht, um sie daran zu erinnern, immer und immer wieder, dass sie in seinem Leben nur an zweiter Stelle stand.
    Amy nahm ihre Tasche und huschte an ihm vorbei; sie ignorierte, wie ihr Bein seines streifte. Ignorierte sein überraschtes Gesicht.
    Er streckte eine Hand nach ihr aus, um sie aufzuhalten, doch sie schüttelte sie ab und riss sich von ihm los. Sie begann fast zu rennen, als sie endlich im Gang und frei von ihm war.
    Amy drehte sich um, aber er war ihr nicht gefolgt, und zum ersten Mal, seit sie aufgesehen und ihn erblickt hatte, füllte sich ihre Lunge mit Luft.
    Sie setzte sich auf einen Platz mehrere Abteile entfernt.
    Ein paar Minuten später hörte sie das Zischen der automatischen Schiebetür am Ende des Wagens. Sie spähte nach hinten und sah ihn. Er hatte sich Aktentasche und Jackett unter den Arm geklemmt, das Telefon war nirgendwo zu sehen.
    Menschen verändern sich nicht.
Wie oft hatte ihre Mutter genau das gesagt.
Menschen verändern sich nicht. Nicht wirklich.
    »Ames«, bettelte er.
    Sie ignorierte ihn.
    »Amy,
bitte

    »Jeff, nein. Nein und basta. Geh nach Hause!«
    Es entstand Unruhe, als die Leute auf den umliegenden Sitzplätzen sich ihr Missfallen über den Lärm anmerken ließen. Den Brooklyn-Typen hatten sie hinter sich gelassen, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis wieder jemand sie angehen würde, weil sie ihren Streit im Zug austrugen.
    Sie hörte, wie Jeff sich hinsetzte. Er war diagonal hinter ihr, und sie spürte, wie er sich vorbeugte.
    Amy hielt die Luft an. Sie musste weg von ihm, so weit weg, dass sie seine Gegenwart nicht mehr fühlte. So weit weg, dass sie ihn nicht mehr riechen konnte, denn so schwach sein Duft auch war, er hatte sie im Griff wie eine entschlossene Hand. Und in Gottes Namen, so weit weg, dass sie sein bescheuertes Telefon nicht klingeln hörte.
    »Entschuldigen Sie?«, rief sie dem Schaffner zu. Er stand ein paar Sitze vor ihr und entwertete Fahrkarten, ein weißhaariger Mann mit einem dekorativen Schnurrbart und der typischen Schirmmütze.
    »Ja, Miss?« Er schob eine Fahrkarte unter einen Lederriemen und näherte sich ihrem Platz.
    »Der Mann, der da schräg hinter mir sitzt …« Sie dämpfte die Stimme, damit Jeff sie nicht hören konnte.
    »Ja, Miss?«
    Sie presste sich ihre Laptoptasche an die Brust. Ihr Mund war trocken. Sie sprach noch leiser. »Ich werde das Abteil wechseln. Wäre es möglich, dass sie ihn bitten, mir nicht zu folgen?«
    »Ihnen folgen?« Der Schaffner runzelte die Stirn.
    »Ja. Ich … ich würde gern in einen anderen Wagen wechseln, und ich will
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