Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Titel: Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)
Autoren: Hannes Kaczmarzyk
Vom Netzwerk:
Pfütze im Wald. Aber ich schoss nicht. Das Risiko war anscheinend kalkulierbar. Sie haben mich studiert und durchschaut, meine Schwachpunkte entdeckt, obwohl ich dachte, es würden keine existieren. Wann wurde ich dermaßen unvorsichtig?
    » Kein Puls. Er ist tot. Hab ihn wohl ins Herz getroffen«, bemerkt Hanna nüchtern, als sie die eisigen Finger von meiner Halsschlagader wegzieht. Das dritte schlechte Zeichen übrigens.
    » Wollen wir ihm trotzdem noch eine Ladung verpassen? Nur um sicher zu gehen?«, fragt der Kerl heimtückisch.
    Seine Stimme erinnert mich an einen Auftrag. Wie lange war das her? War es gestern, vor drei Monaten oder vor zehn Jahren? Wenn ich doch nur einen Moment klar denken könnte. Mein Gehirn spielt mir Streiche. Es hat andere Sorgen, als sich an Stimmen zu erinnern. Er könnte zu Hannas Verwandtschaft gehören , meldet sich ein letzter Funken Verstand zu Wort. Natürlich. Dieser Spur sollte ich nachgehen, wenn ich noch die Gelegenheit dazu bekomme. Ich bin vorerst zufrieden mit dem Kompromiss und verwende meine verbleibende Energie dafür, die Lebensflamme am Lodern zu halten.
    » Lass gut sein! Die Würmer kümmern sich um ihn. Wir sind hier fertig«, sagt Hanna unterkühlt. 
    » Gute Reise, du Arschloch!«, grunzt der Typ verächtlich.
    Ein dumpfer Schmerz breitet sich in meiner rechten Seite aus. Ich bleibe stumm, wahre meine Tarnung. Wahrscheinlich hat er mich zum Abschied noch getreten. Ich freue mich innerlich. Sie werden es nicht glauben, aber manchmal ist Schmerz was Schönes. Er beweist einem, dass man noch am Leben ist. Ich fühle, also bin ich! Gibt es doch noch eine Chance für mich? Ich will leben, auch wenn ich es gewiss nicht verdient habe. Es gibt eine neue Rechnung zu begleichen. Ich will nicht abtreten, ohne zu bezahlen. In dieser Hinsicht bin ich sehr altmodisch.
    Die Schritte entfernen sich wortlos von meinem reglosen Körper. Irgendwann sind sie verstummt. Übrig bleiben ich, die Vögel in den Bäumen und ein frischer Wind, der den Herbst ankündigt. Ich werde müde. Die Erzählstimme in meinem Kopf setzt sich endgültig durch. Ich lasse sie gewähren. Soll sie die Wahrheit in die Welt hinausposaunen und alle Ungereimtheiten aufdecken. Vielleicht erkennt sie sogar die Fehler, die mich an diesen einsamen Ort geführt haben. Außerdem werden Sie bestimmt viele Fragen haben, liebes Publikum. Wer ist der Kerl, der liebend gerne mit sich selbst spricht? Wie ist er in diesen elenden Wald geraten? Und vor allem: Warum wollte er ein junges Mädchen erschießen? Ich möchte Ihnen diese Fragen ausführlich beantworten. Doch dafür muss ich etwas weiter ausholen. Bitte haben Sie Verständnis dafür! Lesen Sie bloß nicht das Ende zuerst, um Ihre Neugier zu befriedigen! Lassen Sie sich von mir in eine fremde Welt entführen, in mein Leben. Das, was ich zu berichten habe, ist durchaus unterhaltsam, und naja, eventuell sind es meine letzten Worte. Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit ist demnach nur eine Frage des Anstands.
     
    Wie die findigen Beobachter unter Ihnen bestimmt schon bemerkt haben, bin ich von Beruf Auftragskiller. Wenn Sie jetzt denken, dass ich Ihnen einen Bären aufbinden will, liegen Sie falsch. Die empörten Ausrufe aus den hinteren Reihen möchten bitte aufhören. Ich habe das Wort!
    Auftragsmörder gibt es in jedem Land de r Welt, auch in einer scheinbar zivilisierten Nation wie Deutschland. Leute wie ich sind ein Virus, der verborgen in den Eingeweiden der Gesellschaft gärt. Unerforscht, zurückgezogen und immer bereit, zuzuschlagen. Mein Berufsstand ist so etabliert wie das Abhören privater Telefonate oder das Öffnen Ihrer Post durch die Regierung. Das glauben Sie auch nicht? Herr Gott, wachen Sie auf! Sie leben in einem rosafarbenen Schlaraffenland. Sie schauen doch Nachrichten und haben von diesem ominösen Bundestrojaner gehört. Wenn die Regierung unsere Rechner ausspioniert, warum sollten dann nicht auch die anderen Kommunikationswege betroffen sein? Aber das ist ein kompliziertes Thema und tut nichts zur Sache. Ich möchte stattdessen lieber weiter über meinen Job reden.
    Ich hatte diese außergewöhnliche Karriere nicht explizit geplant . Es war nicht unbedingt mein Kindheitstraum Leute umzubringen. Ich schwärmte eher für Ärzte, die Leben retteten. Wenn man aber zu einem erwachsenen Mann heranreift und kein besonders gutes Abschlusszeugnis hat, muss man zusehen, wie man mit dem »Arsch an die Wand kommt«. Ich bezeichnete mich früher immer als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher