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Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Titel: Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)
Autoren: Hannes Kaczmarzyk
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dein Schmuckstück meinetwegen zum Zahnarzt bringen! Vielleicht kann er das Elfenbein wieder ankleben.« Ich war über meine plötzliche Schlagfertigkeit so überrascht, dass ich mir ein lautes Gelächter verkneifen musste.
    Der Schmale zeigte eine verzerrte Grimasse. »Du Scheißkomiker! Sehe ich so aus, als ob ich die Kohle hätte? Bin ich eine beschissene Bank?«
    » Du solltest das Geld besser bei dir haben, sonst verlierst du noch andere Körperteile. Und glaub mir, die wirst du mehr vermissen, als diesen mickrigen Zahn.« Ich hätte vor Freude in die Luft springen können, so überzeugend spielte ich meine Rolle. Hatte ich doch ein weiteres nützliches Talent in mir entdeckt? Solange ich kein Geld hatte, musste ich standhaft bleiben und meine Drohung mit einem steinernen Gesicht verkaufen. Ich konnte später feiern.
    Er s tarrte mich an, suchte nach einer Unsicherheit in meinem Blick und fand keine. »Na gut!«, fauchte er schließlich. Er griff in seine Hosentasche und fummelte ein Bündel Hundert-Mark-Scheine hervor. »Nimm es halt! Erstick daran!«
    Ich lächelte und griff eilig nach dem Geld. Ich blätterte die rissigen Scheine auf und zählte bis zehn. Sie müffelten streng, aber es war mein erbeutetes Geld. Mein erstes selbstverdientes Geld. Der Geruch stieg mir keineswegs unangenehm in die Nase. Ich war stolz. Ich war doch zu etwas nütze, auch wenn es sich bei der Tätigkeit nicht die ehrbarste Arbeit handelte. Aber sind wir einen Moment mal ehrlich. Was ist schon ehrbar? Sind es beispielsweise Anwälte, die schuldigen Steuerhinterziehern oder Mördern durch Tricks und Winkelzüge eine milde Haftstrafe verschaffen? Sind sie ehrbar, nur weil sie ihrer Arbeit in einem feinen Zwirn nachgehen? Meiner Meinung nach nicht, aber sie haben ihre Daseinsberechtigung wie ich auch.
    Kommen wir zurück zu meinem ersten Auftrag. Ich schweife gelegentlich ab, aber manchen Dingen muss man eben genauer auf den Grund gehen. Ich will keine Rechtfertigung für mein Handeln abgeben, lechze nicht nach Mitleid. Ich will nur meinen Standpunkt verteidigen. Ein gesunder Verstand wird merken, dass ich oftmals ganz nah an der ungeschönten Wahrheit liege, auch wenn der eine oder andere manche Ansichten vielleicht als zu radikal abstempelt. Ups, es ist schon wieder geschehen. Thema verfehlt! Ich bitte um Verzeihung. Zurück zur Geschichte!
    Ich nahm also das Geld und ließ den Punk danach in Ruhe. Ich weiß nicht, was aus ihm und seinem Zahn geworden ist. Soll mir auch egal sein. Ich wollte nur den Auftrag erledigen und das hatte ich geschafft. Ich brachte das Geld anschließend zu Ratte. Selbstverständlich hatte ich einen winzigen Moment überlegt, damit durchzubrennen. Doch die Vernunft (und die Angst) siegten.
    Ratte hielt Wort und überließ mir einen Hunderter. Damit konnte ich mir endlich wieder den Kühlschrank füllen. In den nächsten Tagen rollten weitere Aufträge von Ratte in meinen bis dato leeren Terminkalender, die ich allesamt mit Bravour abschloss. Damals tötete ich noch keine Menschen, falls Sie das denken. Das kam erst später. Ich war mehr oder weniger der Geldeintreiber und Knochenbrecher vom Dienst. Das war ein weitaus härterer Job als der, den ich später ausführte. Bei Exekutionen muss ich dank meiner Desert Eagle selten in den Nahkampf übergehen. Früher ließ sich das nicht vermeiden.
    N icht alle säumigen Zahler gaben ihr Geld kampflos heraus. Ich lernte, mich zu verteidigen, entdeckte die Schwachstellen am menschlichen Körper, und nutzte sie unbarmherzig zu meinem Vorteil aus. Ein perfekt getimter Leberhaken richtet zum Beispiel mehr Schaden an, als ein Hieb ins Gesicht. Ein Schlag in die Niere raubt dem Gegner die Luft und lässt ihn tagelang Blut pissen. Das weiß nicht jeder, aber es stimmt. Ich wurde wendiger, geschickter und immer skrupelloser. Anfangs erschrak ich noch, wenn im Kampf mal ein Knochen meines Widersachers brach. Später legte ich es geradezu darauf an. Das Knacken war mein Applaus. Gut gemacht, Junge! Der Kerl ist reif für das Krankenhaus und wird noch lange an dich denken.
    Ich erarbeitete mir einen gewissen R uf und zog immer mehr Auftraggeber an Land. Anfangs Bekannte von Ratte, dann Leute aus anderen Stadtteilen und irgendwann arbeitete ich auch bundesweit. Manche geprellten Kreditgeber lernte ich nie persönlich kennen. Ein Anruf genügte. Es war eine tolle Zeit. Ich hätte nie gedacht, einmal so viel Geld zu besitzen. Ich entwickelte mich stetig zum absoluten Profi. Und
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