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Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)

Titel: Storm - Aus dem Leben eines Auftragskillers (German Edition)
Autoren: Hannes Kaczmarzyk
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die Summe recht stattlich ist.« Er legt eine bedeutsame Pause ein und redet weiter: »Du siehst, es gibt überzeugende Gründe. Bei Geschäften kann man mir immer vertrauen.«
    Ich lese keine Lüge in seinem Gesicht. Er meint das Angebot ernst. Ist das zu fassen? Fünf Millionen Euro für das Leben eines Menschen. In meinem Kopf kämpft die alte Gier gegen meine neuentdeckten Moralvorstellungen. »Was passiert, wenn ich das Mädchen nicht töte, sondern dich?«, will ich wissen.
    Waldenburg tippt sich mit der freien Hand an die Stirn, um seinen Scharfsinn zu demonstrieren. »Dann stirbt ein alter Mann, und es ändert sich nicht viel. Mein Posten wird neu besetzt, und alle sind glücklich.« Er grinst diabolisch. »Und was dich betrifft: Sollte ich eines unnatürlichen Todes sterben, öffnet sich irgendwo ein Bankschließfach, in dem einige geheime Unterlagen liegen. Die Akten beinhalten Informationen über dich, welche in den Händen der Polizei landen werden. Es sind fehlende Beweise, die dich des mehrfachen Mordes überführen. Zudem enthalten sie deine zahlreichen gefälschten Identitäten und deine verstreuten Wohnsitze. Du wärst nur noch gejagtes Freiwild und könntest dich nirgends mehr verstecken.«
    Ich nicke anerkennend. »Du hast scheinbar alles bedacht, deine Hausaufgaben gemacht. Wie lange lässt du mich schon beschatten?«
    » Lange genug. Ich habe Fotos schießen lassen, die dich an den Tatorten zeigen, und sogar eine Tonbandaufnahme ergattert, die den Mordauftrag an einem einflussreichen Politiker dokumentiert. Ich mache keine krummen Geschäfte, ohne ein entsprechendes Druckmittel in der Hand zu halten, das ich im Notfall gegen meinen Vertragspartner einsetzen kann. Diese Methode hat mir schon oft den Arsch gerettet.«
    » Sehr clever!«, raune ich. Ich glaube ihm jedes Wort und sorge mich um meine Zukunft. Selbst ich könnte einer landesweiten Großfahndung nicht ewig entfliehen. Waldenburg hat sich jedes Puzzleteil perfekt zurechtgelegt. Wie sollte ich seinem Angebot jemals widersagen? Ich könnte ein reicher, freier Mann sein oder ein heimatloser Sträfling, der zum Abschuss freigegeben wird. Aber in dem Fall würde wenigstens noch Hanna am Leben bleiben. Nur wie lange? Die Vita brevis wird ihr auf die Spur kommen. Meine Entscheidung steht trotz aller Bedenken schon fest. Sie ist in einen Stein gemeißelt, der niemals verwittern kann.
    Ich schinde Zeit und will Waldenburg über die Hintergründe seines Werkens ausquetschen. Mir brennen noch einige Fragen auf der Zunge, die dringend einer Antwort bedürfen. »Ich muss dir wirklich Respekt zollen. Du weißt, wo man einen Mann meines Schlages kitzeln muss, damit er in deinen Stall übersiedelt.«
    » Danke«, schmunzelt Waldenburg.
    » Aber ganz so leicht kommst du mir nicht davon. Du musst mir erst noch etwas erklären.«
    » Frag nur!«
    Meine Augen wandern verträumt zur Decke. Ich spreche sehr ruhig, auch wenn es in mir heftig brodelt. »Warum bist du mir damals im Wald in den Rücken gefallen, obwohl du mich selbst auf deine Sippe angesetzt hast?«
    Waldenburg pustet unbekümmert Luft aus seinem Mund. »Ich habe nicht mehr an deinen Erfolg geglaubt. Du bist zu oft an Hanna gescheitert. Und dann hat sie mich irgendwann um Hilfe gebeten. Ich durfte ihr gegenüber meine Tarnung nicht aufgeben.«
    Das hatte ich bereits vermutet. Die Bestätigung meiner Annahme befriedigt mich trotzdem. »Okay, das kann ich sogar nachvollziehen. Business as usual.« Meine Hand fährt durch mein Gesicht. »Kommen wir zu einer anderen Sache! Da du mich privat auszahlen willst und außer Drago keine Hilfe hattest, nehme ich an, dass die Aktion just in diesem Moment nicht mit dem Einverständnis der Vita brevis abläuft, oder?«
    Er seufzt. »Natürlich nicht. Die Sache ist außer Kontrolle geraten. Erst kommt mir meine eigene Brut erneut auf die Schliche, und letztlich wendet sich der Killer, den ich für Hanna beauftragt habe, auch noch gegen unsere Organisation. Der Höhepunkt der Katastrophe war der Mord an Kingston. Er war ein hohes Tier in der Berliner Abteilung. Bald werden meine Bosse dämliche Fragen stellen, und ich möchte die Angelegenheit noch halbwegs glimpflich über die Bühne bringen, bevor ihre Finger in meine Richtung zeigen.«
    » Die würden dich kurz und schmerzlos absetzen«, bemerke ich.
    » Eher langsam und qualvoll. Ich würde meinen Job, einige Körperteile und zum Schluss mein Leben einbüßen. Wenn du der Vita Brevis schadest, egal ob
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