Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen
Autoren: LYNNE GRAHAM
Vom Netzwerk:
sie miteinander hatten. Gestern Abend hatte sie die Ringe wieder übergestreift. Ihr war aufgefallen, wie oft Leandro auf ihre Hand schaute, so als würde es ihm gefallen, die Ringe wieder an ihrem Finger zu sehen.
    In dem letzten Monat hatte Molly nach und nach ihre Ängste aufgegeben. Schritt für Schritt hatte sie sich erlaubt, zufrieden zu sein. Aloises Schatten war langsam verblasst, Molly quälte sich nicht länger mit unsinnigen Vergleichen. Selbst wenn Aloise die wahre Liebe in Leandros Leben gewesen war, ihre Ehe hatte nicht funktioniert. Molly konnte gar nicht mehr länger eifersüchtig sein oder sich unwürdig fühlen. Aber die Neugier hielt sich. Sie hatte noch immer vor, Leandro nach den Antibabypillen zu fragen, die sie gefunden hatte, doch im Moment war sie einfach zu glücklich, sodass sie es nicht riskieren wollte, die Atmosphäre zu ruinieren.
    Sechs Monate nach der Hochzeit hatten sie endlich wunderbare Flitterwochen zusammen verbracht. Sie hatten die Gegend um Lucca erkundet, waren durch Florenz und Siena geschlendert und hatten Sehenswürdigkeiten und Museen besichtigt. Die Erinnerungen an die Casa Limone würde Molly auf ewig bewahren. Wenn sie in Zukunft frisch gemähtes Gras roch, dann würde sie immer daran denken müssen, wie Leandro und sie sich im Zitronenhain neben dem Haus geliebt und sich dann am Nachmittag im Schatten der Bäume in den Armen des anderen ausgeruht hatten. Auch der Geschmack erlesener Schokolade würde sie ab jetzt immer an ihre Schwangerschaft erinnern, denn wie ihr nach Schokolade lüstete, so lüstete ihr auch nach Leandros Zärtlichkeiten.
    Molly stützte das Kinn auf die Hände und studierte ihren Ehemann mit verträumter Faszination. Er war einfach schön, und inzwischen hielt sie es für normal, dass sie ihn so oft berühren wollte. Denn sie konnte ihr Glück kaum fassen, daher musste sie sich immer wieder überzeugen, dass er wirklich zu ihr gehörte und sie nicht nur träumte.
    „Denkst du schon an den morgigen Rückflug nach Spanien?“, fragte er jetzt. „Deine Familie kommt dieses Wochenende zu uns.“
    Molly lächelte. Leandro sorgte sich, dass sie vielleicht nur ungern zum castillo zurückkehrte, doch das war nicht der Fall, im Gegenteil. Sie freute sich darauf, überzeugt, dass nun alles anders werden würde, jetzt, da Doña Maria nicht mehr im Schloss wohnte. Molly konnte also nun endlich die Rolle der Hausherrin übernehmen. Leandro war entsetzt gewesen, als er erfahren musste, dass sie keinerlei Mitspracherecht im Haus gehabt hatte. Seine Mutter hatte gelogen, als sie behauptete, es wäre sein Wunsch gewesen.
    „Ich kann es kaum abwarten, Ophelia wiederzusehen“, sagte sie.
    „Aber ihr beide telefoniert doch ständig miteinander.“ Leandro schüttelte leicht verwundert den Kopf.
    „Und übermorgen gehst du wieder an die Arbeit, nicht wahr?“ Natürlich war ihr klar, dass es das normale Leben war, dennoch fürchtete sie sich ein wenig vor dem bevorstehenden Alltag.
    Er streichelte ihre Hand und hielt ihre Augen mit seinem Blick gefangen. „Ich werde nicht mehr so lange Stunden wie früher arbeiten. Vorerst gehe ich auch nicht auf Geschäftsreisen. Und ich verspreche, ich rufe dich regelmäßig jeden Tag an.“
    „Dein Heiligenschein strahlt heller als die Sonne“, neckte sie ihn.
    „Es ist mir sehr, sehr wichtig, dass du glücklich bist.“
    Sie war überzeugt, dass er seine erste Ehe ebenso ernst genommen hatte, und fragte sich, was so schrecklich falsch gelaufen war. Am Abend aßen sie in einer kleinen Trattoria, und auf der Rückfahrt zur Villa bat Molly leise: „Erzähl mir von Aloise.“
    „Vielen Leuten bedeutete sie auch viel. Für ihre Familie war sie ein leuchtendes Idol. Ihre Kollegen bewunderten sie. Für mich war sie eine enge Freundin. Unsere Familien drängten auf eine feste Beziehung zwischen uns, da waren wir beide Mitte zwanzig. Bis dahin hatte ich meine Freiheit genossen, ich nehme an, sie hielt es ebenso. Wir hätten uns weigern sollen, aber irgendwie schien es uns logisch. Ich dachte, sie und ich wollten die gleichen Dinge vom Leben, und du weißt ja selbst, ich bin nicht unbedingt der romantische Typ“, sagte er, obwohl er der Mann war, der für Molly Kerzen um die Badewanne stellte und Rosenblätter ins Wasser gab.
    „Also sahst du eure Ehe als ein vernünftiges Arrangement?“
    „Und ich dachte, Aloise würde auch so denken. Sie war ebenso wenig verliebt wie ich. Aber sie war schön und feminin, ich fand sie sehr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher