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Stolz und Verlangen

Stolz und Verlangen

Titel: Stolz und Verlangen
Autoren: LYNNE GRAHAM
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Whiskey, wie Molly erstaunt feststellte, dabei trank er fast nie. Auch sah er lange nicht so gepflegt aus wie sonst, er hatte die Krawatte abgezogen, sein Hemd stand offen und war zerknittert, und er brauchte dringend eine Rasur.
    Molly ging an ihm vorbei in den großen Wohnraum, wo eine halb leere Flasche Whiskey stand, ein Glas und ein unangerührtes Abendessen. „Ich habe dir einen Vorschlag zu machen“, hob sie sachlich an.
    Leandro musterte sie argwöhnisch, was wohl sehr viel einschüchternder gewirkt hätte, würde er nicht leicht wanken und hätte klar aus den Augen schauen können. Doch Mollys überkorrekter Ehemann war alles andere als nüchtern. „Fein, dann mach.“
    „Ein Urlaub, mindestens drei Wochen, nur wir beide. Damit wir sehen, ob wir überhaupt etwas aus dieser Ehe machen können.“
    „Sicher, das lässt sich machen!“, erwiderte er sofort.
    „Leandro, in Spanien hast du nicht einmal einen Abend mit mir verbracht, also unterschätze die Aufgabe nicht“, sagte sie mit einem Seufzer.
    Er riss sich angestrengt zusammen. „Ich werde alles tun, um dich und das Baby nicht zu verlieren, mi preciosa .“
    „Und keine Geheimnisse mehr. Ich weiß, du bist nicht der Mann, der seine Gefühle die Oberhand gewinnen lässt, aber … du hast doch Gefühle, oder?“
    Leandro studierte sie ausgiebig, wie sie dastand in ihrem knallroten Regenmantel, den Kopf leicht zur Seite gelegt, die schwarzen Locken vom Wind zerzaust – ein winziger, unnachgiebiger Engel. Er holte tief Luft. „Sí.“
    „Also abgemacht – langer Urlaub, Offenheit, wesentlich mehr Aufmerksamkeit von dir in jeder Hinsicht“, fasste Molly zusammen.
    „Willst du gleich losfahren?“, fragte er hoffnungsvoll.
    „Ich denke, du solltest erst deinen Rausch ausschlafen“, konterte sie trocken. „Wie wär’s mit morgen Nachmittag? Kannst du irgendwo eine Villa mieten?“
    „Ist so gut wie erledigt. Das wird der Urlaub deines Lebens“, schwor Leandro inbrünstig.

10. KAPITEL
    Die Casa Limone lag mitten in der atemberaubenden toskanischen Landschaft, umgeben von grünen Hügeln. Das ehemalige Weingut bot mit seinem modernen Inneren einen faszinierenden Kontrast zu den altehrwürdigen Olivenhainen und den ausgedehnten Weinbergen.
    Überrascht erfuhr Molly, dass es nur eines von vielen Häusern war, die Leandro über die Jahre als Investition gekauft hatte und die von einem Immobilienmakler vermietet und betreut wurden.
    Sie wollte die Frage gar nicht stellen, doch als sie aus dem Geländewagen stieg und zum Haus schaute, konnte sie sich nicht zurückhalten. „Hast du Aloise auch hierher gebracht?“
    „Nein.“ Erst nachträglich merkte Leandro, dass diese einsilbige Antwort nicht reichte, und so fügte er hinzu: „Sie zog das Stadtleben vor.“
    Da sie einen ganzen Satz zu diesem kontroversen Thema aus ihm herausbekommen hatte, verschwendete sie keine Zeit und setzte zum Frontalangriff an. „War es wirklich die perfekte Ehe?“
    Die Stille hallte wie Donner in ihren Ohren.
    „Nein“, stieß Leandro aus. „Wir beide waren unglücklich.“
    Mit seiner Antwort hatte er sie praktisch mundtot gemacht. Sie war so verdattert, dass sie keinen Ton mehr herausbekam. Sie wusste einfach nicht, was sie sagen sollte. Mit wenigen Worten hatte er ihre Überzeugung, nur die unzureichende Zweite zu sein, zerbersten lassen. Molly wurde jäh klar, dass sie sich auf unbekanntem Gebiet befand, und sie fragte sich, wie sie diskret und taktvoll sein konnte, wenn sie doch nichts anderes wollte, als jedes winzige Detail genau zu erfahren.
    Wie hatte sie nur so begriffsstutzig sein können? Ein Mann, der keine Hochzeiten mochte, musste auch seine Gründe dafür haben. Normalerweise redeten die Leute über ihre glücklichen Erinnerungen, doch Leandro hatte Aloises Namen niemals von sich aus erwähnt. Jetzt wusste Molly endlich, warum.
    „Was hat Nikolai dir zum Abschied gesagt?“, riss er sie mit der Frage aus ihren Gedanken.
    „Abbey hat uns alles Gute gewünscht“, wich sie aus. „Nikolai hat bisher nicht die Möglichkeit gehabt, dich kennenzulernen, und ihr seid euch wirklich unter den falschen Umständen begegnet.“
    „Aber was hat er gesagt?“, beharrte Leandro.
    „Dass es nie klappen wird, wenn ich nicht ich selbst sein kann“, stieß sie hervor.
    Ein grimmiges Lächeln zog auf seine Lippen. „Ein cleverer Mann.“
    „Das bist du auch.“ Und der Mann, den ich liebe .
    „Ich hielt mich dafür, bis du deinen Ehering abgelegt hast“,
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