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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality
Autoren: Jennifer Benkau
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landete neben ihr im kiesigen Bachbett. Wasser spritzte auf und durchtränkte seine Schuhe. Er ließ sich auf die Knie fallen und hob den Kopf der Frau an, damit sie Luft bekam. Falls ihr die noch etwas nützte. Sie ertrinken zu lassen, wäre vielleicht gnädiger gewesen. Er presste seine freie Hand auf die nächstbeste Verletzung, um die Blutung einzudämmen, doch es waren zu viele Wunden, er hätte fünf Hände gebraucht und sie wäre trotzdem in seinen Armen verblutet. Auch an ihrem Hinterkopf spürte er einen klaffenden Riss. Blut rann ihm über die Hände und in den Bach, färbte eine rötliche Spur ins Wasser.
    „Oh nein, Scheiße!“ Er war eindeutig zu spät. Das Mädchen – Himmel, sie musste noch jünger sein als er -, war mehr tot als lebendig. Zu viele klaffende Wunden zerfurchten ihre durchscheinende Haut. So viel Blut überall. Die Hilflosigkeit machte ihn schwindlig. Er konnte nichts tun. Hier draußen hatte er keine Möglichkeit , die Blutungen zu stoppen, von den anderen Verletzungen ganz zu schweigen. Mit all den Vampirbissen und den grausigen Erinnerungen war es ihm nicht einmal erlaubt, sie in ein Krankenhaus zu bringen, selbst wenn dazu noch Zeit geblieben wäre. Ihre Rippen waren obskur verformt, ebenso die Finger ihrer linken Hand.
    „Scheiße“, schluchzte er wieder, als ihm bewusst wurde, wie barbarisch dieses Mädchen gefoltert worden war. Normalerweise hinterließen Vampire nur winzige Löcher durch ihre Reißzähne, die sie durch einen Tropfen ihres eigenen Blutes innerhalb von Sekunden schließen konnten. Ihr hatten sie die Adern buchstäblich aufgerissen. Was sie ihr sonst noch angetan hatten, wollte er gar nicht wissen. Aber da keines ihrer Kleidungsstücke unbeschädigt war und der Vampirgeruch überall an ihr haftete, ahnte er nichts Gutes.
    Was konnte dieses Mädchen den Blutsaugern Böses getan haben? Er fragte sich, woher sie kam, und wo man vergeblich auf ihre Heimkehr warten würde. Mit der engen Röhrenjeans und den hochhackigen Stiefeln aus cremefarbenem Leder passte sie nicht aufs Land. Sicher war sie aus der Großstadt und hatte nicht geahnt, in was für ein Rattenloch sie gekommen war.
    Um irgendetwas tun zu können, zog er sein Hemd aus, legte es um ihren halb nackten Oberkörper und hob sie vorsichtig aus dem Wasser. Sie wimmerte kaum hörbar an seiner Brust.
    „Schon gut, bald ist es vorbei“, flüsterte er ihr zu. Lieber hätte er vor Wut geschrien, aber das Einzige, was er für sie tun konnte, war, ihr das Sterben ein klein wenig zu erleichtern, und ihr nicht noch mehr Angst zu machen. Mit beruhigendem „Schschsch“ wiegte er sie in den Armen und wartete darauf, dass ihr Herzschlag aussetzte.
    Er hätte es beschleunigen und ihr die Schmerzen nehmen können. Dass sie litt , war offensichtlich, dass es nichts als einen seiner düstersten Gedanken bedurfte, um dies zu beenden, ebenso. Doch er hatte noch nie getötet. Sein Bruder hatte es getan, wenn auch aus einer anderen Situation heraus, und Jamian hörte fast jede Nacht die Schreie, mit denen die Schuld Junias aus dem Schlaf riss.
    Er wagte es nicht, ihr das Leben zu nehmen und schämte sich, ihr diese Gnade zu verweigern.
    Sie starb entsetzlich langsam und schaffte es immer wieder, ein paar Laute zu wimmern, die Jamian nicht verstehen konnte. Schließlich glaubte er, ein schwaches „Verzeih“ zu vernehmen. Dabei wäre ein Fluch auf seine Feigheit angebrachter gewesen. Was tat sie nur, betet e sie? Schmerzlich getroffen drückte er sie an sich und sah zum Himmel. Bat etwas, an das er längst nicht mehr glaubte, es möge wenigstens schneller gehen.
    Plötzlich machte das Mädchen eine krampfartig zuckende Bewegung und nahezu im gleichen Moment spürte er, dass sich etwas wie ein Messer in seinen Hals grub. Zwei oder drei Herzschläge lang war er vor Schmerz und Schreck wie versteinert und drückte den schwachen Körper an sich. Er spürte das heftige Pulsieren seiner Halsschlagader, den saugenden Mund unter seinem Wangenknochen im gleichen, panischen Rhythmus. Als er sie schockiert losließ, hatte sie bereits ihre Arme um ihn geschlungen und hielt sich selbst an ihm fest. Entsetzen hämmerte durch seinen Kopf, er wollte zurückweichen und sie von sich reißen, doch er stolperte und fiel.
    „Nein – hör auf!" Er zerrte an ihr und schlug auf sie ein. Dann wurde ihm jäh dunkel vor Augen. „Hör auf!" Der Schock war zu groß, als dass er rechtzeitig an das Naheliegende hätte denken können – ihr Prana zu
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