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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality
Autoren: Jennifer Benkau
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zu regeln und sich nur auf sich selbst zu verlassen, dachte Sinead, aber das sprach sie nicht aus. „Meinst du? Jamie, ich weiß besser als jeder andere, wie du für gewöhnlich kämpfst. Miserabel. Und ich habe gesehen, wie du gegen den Blutsauger gekämpft hast. Das war kein Vergleich, absolut gar keiner. In einer Sache bin ich mir sicher: Wenn du vor Zorn nicht derart außer dir gewesen wärst, dann hätte er dich mühelos um die Ecke gebracht.“
    „Willst du damit sagen, es war gut, dass sie sie hingerichtet haben? Meinetwegen? Weil ich sonst …“
    „Ich will gar nichts damit sagen“, unterbrach sie ihn , so sanft sie konnte. „Es ist geschehen, wie es geschehen ist.“
    „Und warum habe ich ihr nicht geglaubt? Sie wollte mit mir weggehen, wusstest du das? Warum hab ich es nicht getan?“
    „Weil es falsch gewesen wäre. Vielleicht hättet ihr eine Flucht beide nicht überlebt. Keiner kann dir sagen, was gewesen wäre, wenn … Es lässt sich nicht mehr ändern und du solltest nicht mehr darüber grübeln.“
    „So funktioniert das aber nicht mit dem traurigen Märchen. Man legt sie nicht zur Seite und denkt an etwas anderes. Man sinniert, was schiefgelaufen ist.“
    „Darum bevorzuge ich die Märchen mit dem guten Ende. Und wenn sie nicht gestorben sind …“
    Er zuckte mit einer Schulter. „Sie sterben aber. Alle. Und es ist wichtig, die traurigen Märchen zu erzählen, denn wenn wir es nicht täten, würde bald niemand mehr an Märchen glauben.“
    „Es gibt Sinnvolleres, um daran zu glauben. Glaub lieber an die Realität, Jamie. Du lebst, dein Bruder lebt. Hey, sogar ich lebe.“
    „Na das ist doch was. Oo-de-Lally!“, gab er gekünstelt amüsiert zurück, ehe sein Gesicht wieder ausdruckslos wurde.
    Schönen Dank auch, Mister Sarkastic , dachte Sinead, und mühte sich erfolglos damit ab, vor sich selbst zu verbergen, dass sie seine Worte schmerzten.
    Gemeinsam schwiegen sie eine Weile und lauschten dem Plätschern des Baches, dem Rauschen von Wind in den Bäumen und den Geräuschen der hastig eilenden Tiere, die sich auf den Winter vorbereiteten. Doch lange hielt Sinead die Ruhe nicht aus. Unruhig verlagerte sie ihr Gewicht von einer Seite auf die andere, während Jamian immer noch so reglos an die Mauer gelehnt stand wie zuvor, und sich auch nicht davon stören ließ, dass ihm das Haar vom Wind ins Gesicht gepeitscht wurde. Steinern war er geworden. Ein anderes Wort fiel ihr dafür nicht ein.
    „Ich mach mir Sorgen um dich“, sagte sie schließlich sanft. „Du solltest dich bemühen, darüber hinwegzukommen. Fang wenigstens damit an. Du solltest dich mal wieder etwas amüsieren, ein bisschen Spaß haben.“
    „Ah ja?“ Jamian sah auf. „Spaß. Mit dir?“ Seine Stimme war neutral, sein Gesicht das reinste Pokerface.
    Sie lachte und verbarg das bisschen Nervosität, das seine Bemerkung geweckt hatte. Alles auf den Lucky Punch. „Warum denn nicht?“
    „Aye, das ist vielleicht keine so schlechte Idee. Noch ein kleines Abenteuer, ehe ich in die weite Welt aufbreche, wo die großen auf mich warten.“ Er lächelte sein Träumerlächeln, von dem er wusste, wie es auf Frauen wirkte, und das Sinead schon lange nicht mehr gesehen hatte.
    „So gefällst du mir.“ Geschmeidig sprang sie von der Mauer. Volltreffer! Gong – und die Runde geht an Sinead.
    „Geh doch schon mal vor, Sin.“ Sein Lächeln wurde zu einem schalkhaften Grinsen und er biss sich in die Unterlippe. „Warte im Haus, ich komme gleich nach, ja?“
    Mit einem erwartungsfrohen „Okay“ machte sie sich auf den Weg und schlenderte den Pfad entlang zurück.
    Vielleicht brauchte er ja nur einen guten Grund , zu bleiben.
    Sie war schon ein ganzes Stück gegangen, als ein seltsames Gefühl von ihr Besitz ergriff. Eine eigenartige Unruhe. War das eben tatsächlich der alte Jamie gewesen? Sinead gab selten etwas auf nicht greifbare Dinge wie Intuitionen, aber nun drehte sie sich um und lief den Weg zurück.
    „Ich hätte es mir denken müssen“, murmelte sie, als die Brücke in all den verschiedenen Grautönen ihrer Steine vor ihr im Mondschein auftauchte. Nur die Brücke. Sinead hätte sich ohrfeigen können. Besiegt durch k. o.
    Das war mal wieder typisch. Jamian war weg. Und nun musste sie auch noch Junias klar machen, dass sein verdammter Bruder ohne Abschied verschwunden war.

Outro

    Irgendwo am Stadtrand von Glen Mertha entfernt sich ein vom Mond beobachteter Schatten und läuft in schnellen Schritten Richtung
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