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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality
Autoren: Jennifer Benkau
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sich und schloss kurz die Augen, um sich zu sammeln. Erst brauchte er Gewissheit, dass diese Blutsauger tatsächlich Laines Mörder waren. Er wollte keinen Unschuldigen töten. Nein, wichtiger daran war ihm, dass er den Richtigen erwischte.
    „Wir gehen ihnen entgegen“, befahl Sinead leise. „Hier an der Straße könnten Menschen vorbeikommen.“
    Jamian hob Laines Dolch auf, der immer noch im Vorgarten lag. Gemeinsam liefen sie in den Wald.
    Es waren drei Vampire, sie traten lässig näher, als kämen sie zu einer Verabredung. In etwa zwanzig Metern Entfernung blieben sie stehen. Jamian erkannte den jungen Vampir, der Rachel neulich begleitet hatte. Dreckiger Verräter. Er fragte sich, ob auch Rachel ihn ans Messer geliefert hatte.
    Neben dem Verräter stand ein blonder, schlaksiger Kerl , der spöttisch in seine Richtung sah, als gälte es, einem Kind das Spielzeug wegzunehmen, statt mit einem Kienshi zu kämpfen. Und dann war da noch ein braun gelockter Mann; optisch vielleicht Ende zwanzig , doch in Wahrheit sicherlich Jahrhunderte alt. Er schien eine uralte Überlegenheit auszustrahlen, sein Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass er der Anführer der kleinen Gruppe war. Jamian registrierte, dass Junias ’ Hand bereits an der Pistole lag, aber noch zog niemand seine Waffe. Seine Finger befühlten zärtlich Laines Dolch.
    „Den kenn ich“ , flüsterte Junias. „Ich habe ihn an Mums Grab gesehen.“
    „Jonathan“, sagte Jamian ruhig, und der Braunhaarige lächelte.
    „So ist es. Und du bist Jamian Bryonts, der Wächter von Glen Mertha. Wenn ich deinen Blick nicht fehlinterpretiere, dann hast du mein Geschenk erhalten.“ Der Vampir zeigte den Ansatz von Bedauern in seinem Lächeln. „Es trifft dich, nicht wahr? Ja, mich ebenso. Sie war etwas Besonderes, die süße Laine. Doch sei nicht traurig, junger Freund, denn du darfst ihr bald folgen.“

    *
    Junias spürte, wie ihm die Gesichtszüge entgleisten. Nun ergab alles einen Sinn. Jamians merkwürdiges Verhalten, sein verheultes Gesicht, der Gestank nach verbranntem Fleisch, der in der Luft hing und an Jamian klebte.
    „Sie ist tot? Sie haben sie getötet? Ihre eigenen …“ Er bekam den Satz nicht mehr zu Ende gesprochen.
    Sein Bruder schien zu explodieren. Mit einem Schrei irgendwo zwischen Zorn und Schmerz stürmte er auf die Vampire zu. Ehe Junias begriff , was überhaupt geschah, hatten sie Jamian schon eng eingekreist. Sinead kreischte auf und eilte ihm zu Hilfe und endlich kam auch er aus seiner Starre frei und konnte in den Kampf eingreifen. Im Laufen zog er die Waffe und entsicherte sie mit einem schnellen Handgriff.
    Von einem Moment auf den anderen setzten alle bewussten Gedanken aus und eine seltsame Ruhe nahm Junias in Besitz. Es war das Erbe seines Volkes – die Fähigkeit , furchtlos in einen Kampf zu gehen. Er sah nicht mehr, was Sinead und Jamian taten, er griff wahllos den ersten Vampir an, zerrte ihn zu sich herum und drückte ab. Er fuhr unter dem lauten Schuss selbst zusammen. Glaubte sich im nächsten Moment taub. Sah, wie der Blutsauger aus Glen Mertha sich zeitlupenartig krümmte. Doch Junias hatte sein Herz verfehlt, ihn zu tief getroffen. Der Vampir stürzte ihm mit einem schmerzerfüllten Grollen entgehen, rammte ihm die Schulter in den Magen und riss ihn zu Boden.
    Durch das Rauschen in seinen Ohren vernahm er ein geiferndes Zischen. Nur Zentimeter neben seinem Gesicht schnappten Zähne zu. Der Atem des Vampirs stieß eiskalt in sein Gesicht, Hände krallten sich wie Klauen an seiner Brust fest und zerkratzen ihm Kleidung und Haut. Der Vampir war trotz seiner Verletzung stark, offenbar hatten sie sich mit viel Blut auf den Kampf vorbereitet. So waren sie kaum zu schlagen, solange man ihr Herz nicht traf.
    Junias schlug seinem Gegner den Lauf der Waffe ins Gesicht, nutzte den Moment, in dem sein Arm frei war , und zielte ein zweites Mal. Ein weiterer Schuss schien seine Trommelfelle zu zerreißen. Der Vampir gab einen entsetzen Schrei von sich und sackte schwer auf Junias ’ Körper zusammen. Mühsam rollte er ihn von sich, packte ihn bei der Kehle und nahm das letzte bisschen Kraft, das der sterbende Körper noch hatte. Tote Augen starrten ungläubig ins Leere, als Junias von ihm abließ.
    Er rappelte sich keuchend auf und sah sich um. Jamian und der Anführer der Partisan umkreisten sich gegenseitig in einiger Entfernung. Beider Augen waren allein auf den Gegner gerichtet, als ginge sie alles andere nichts an.
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