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Stolen Mortality

Stolen Mortality

Titel: Stolen Mortality
Autoren: Jennifer Benkau
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Frieden. Das war der Fluch des ewigen Lebens, mit dem man einst jene strafte, die es gewagt hatten, sich über den Tod zu stellen, indem sie das Blut der Dämonin Lilith tranken, durch das sie unsterblich und zu den ersten Vampiren geworden waren. Aus deren giftigem Blut wiederum hatten die Kienshi, einst ein kleines Volk aus kampferfahrenen Alchimisten, ihre Macht über die Unsterblichkeit gewonnen. Doch der Fluch, den dieses Blut trug, ließ sich nicht besiegen. Wenn der Körper vernichtet war, verwandelten sich unsterbliche Seelen allesamt in ruhelose Geister. Sklaven der Lilith, an denen sie ihren Zorn auf jene ausließ, die sie einst betrogen hatten.
    „Verdammt , Jamian“, flüsterte Junias zitternd, als er seine Hände mühsam vom Körper der schlafenden Frau löste. „Warum hast du das nur getan?“

    *
    „Eine späte Runde mit dem Hund?“ Jamian grüßte den Mann mit einem freundlichen Nicken. Der Alte zuckte mit den Schultern, nahm die Filzmütze vom Kopf, die er auch im Sommer selten abzulegen schien, und strich sich durch das schüttere Haar.
    „Ist ja schon älter, der Bobby. Schafft es mit seiner Blase nicht mehr die ganze Nacht. Da wandern wir halt noch mal ein Stück hier am Waldrand entlang.“
    „Verstehe.“ Jamian kraulte dem struppigen Setter das Fell. Lange würde er es nicht mehr machen, der alte Bobby.
    Man kannte sich. Schon häufiger war Jamian dem Mann in seinem Wachsmantel über den Weg gelaufen, wenn dieser den Hund ausführte. Zum Pub und wieder zurück. Gelegentlich machte der Alte einen Umweg am Waldrand entlang. Bobby zuliebe, und um heimlich eine Zigarre zu rauchen, obwohl es ihm die Frau wegen seiner kranken Lungen verboten hatte.
    Jamian klopfte dem Hundebesitzer beiläufig auf die Schulter, wie er es oft tat. Im gleichen Moment griff er die Hand des Alten und gab seine mentale Anweisung. Die Augen des Mannes wurden leer, dann gaben seine Knie nach und er sackte in sich zusammen, fiel Jamian in die Arme. Mühelos trug er ihn zu einer Holzbank am Wegrand und nahm dabei von seinem Prana. So alt der Mann auch war, so kränklich sein Körper, aber seine Lebensenergie war gewaltig, gewachsen und gereift an vielen harten Jahren. Von solchen Menschen musste Jamian nicht viel nehmen. Sie erholten sich schnell.
    Er legte den schlaffen Körper auf dem Holz ab. Es würde den Alten nicht wundern, hier mit Kopfschmerzen aufzuwachen. Er hatte getrunken und würde es wieder auf den Whisky schieben. Wie passend, seine Nebenwirkungen gerade auf das sogenannte „Wasser des Lebens“ schieben zu können.
    Jamian spürte die erleichternde Kraft durch seine Fasern kriechen und genoss das kribbelnde Brennen, mit der sich die Wunde an seiner Schläfe schloss.
    „Grüß mir meine Familie im Jenseits, Bobby“, flüsterte er dem Setter zu, als er ihn an der Bank festband. „Und vergiss meine Katze nicht. Beiß ihr ruhig in den Hintern, sie war ein Miststück. Ich hab sie trotzdem gemocht, sagst du ihr das? Meinen Leuten kannst du sagen, dass ich gern irgendwann nachgekommen wäre. Daraus wird jetzt wohl nichts mehr, für mich geht ein anderes Tor auf. Sag ihnen, dass es mir leidtut.“ Er verharrte, erheitert über sich selbst. „Und jetzt verrat mir mal, warum ich mit einem Hund über das Jenseits plaudere ?“
    Kopfschüttelnd stand er auf, vergewisserte sich, dass der Alte auf der Bank nicht zu unbequem lag , und schlenderte den Weg zurück Richtung Kirche.
    Im nächsten Moment vernahm er einen Schrei aus dem Wald. Er dachte nicht nach, war bereits hundert Meter gerannt, als ihm der Gedanke an seinen Bruder kam. Kurz zögerte er.
    Junias sollte dem Blutsauger nicht allein gegenüberstehen. Auch wenn Petters harmlos war – Junias war es nicht immer.
    Doch dann ertönte wieder dieser Schrei, diesmal unmissverständlich von Panik getränkt, und Jamian hatte sich entschieden.
    Junias würde keine Dummheiten machen. Hoffentlich.
    Er rannte , so schnell er konnte , durch den Wald. Die Dunkelheit bereitete ihm keine Probleme, seine Augen sahen nachts kaum schlechter als am Tag. Die Schreie wurden schnell lauter. Und dringlicher. Ein Mädchen war es, das da schrie, und er konnte bereits spüren, dass mehrere Vampire in der Nähe waren. Was zum Geier taten die da? Er kämpfte sich durch ein Gestrüpp und achtete nicht auf die Zweige, die ihm ins Gesicht peitschten. All seine Gedanken kreisten um die Vorstellungen von bestialisch tötenden Vampiren. Oder Schlimmerem . Gerüchten zufolge war sein Vater
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