Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Stirb ewig

Titel: Stirb ewig
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
Unfall zu sein – können Sie mir etwas darüber sagen?«
    Er wurde mit der Leitstelle verbunden. Eine Männerstimme meldete sich: »Hallo, Detective Superintendent, es gab einen schweren Unfall. Wir haben Berichte über Tote und Eingeschlossene. Die Straße wird noch eine Weile blockiert sein – Sie drehen am besten und nehmen eine andere Strecke.« Ray Grace bedankte sich und hängte ein. Dann zog er sein Blackberry aus der Hemdtasche, suchte Claudines Nummer und schickte ihr eine SMS. Sie antwortete umgehend, er solle sich keine Sorgen machen und kommen, sobald es möglich sei.
    Das machte sie noch sympathischer.
    Und half ihm, nicht an morgen zu denken.
     

    4
     
     
     
    SOLCHE FAHRTEN ERLEBTE ER NUR SELTEN, aber wenn, fand Davey sie ganz toll! Er saß angeschnallt auf dem Beifahrersitz neben seinem Dad, als das Polizeiauto auf der falschen Straßenseite an ihnen vorbeiraste, mit blinkendem Blaulicht, einer Sirene, die wup, wup, wup machte und den ganzen Stau einfach überholte. Mann, das war mindestens so toll wie die Karussells, auf denen er mit seinem Dad gewesen war, sogar wie die in Alton Towers, und das waren die besten überhaupt!
    »Juuhuu!«, schrie er übermütig. Davey war süchtig nach amerikanischen Polizeiserien und sprach gern mit amerikanischem Akzent. Manchmal war er aus New York. Oder aus Missouri. Dann wieder aus Miami. Meistens aber aus L. A.
    Phil Wheeler, ein Trumm von einem Mann mit ansehnlichem Bierbauch, der seine Arbeitskleidung trug – brauner Overall, abgenutzte Stiefel und schwarze Strickmütze – lächelte seinem Sohn zu. Vor Jahren war seine Frau unter der Last, sich um Davey kümmern zu müssen, zusammengebrochen und hatte ihn verlassen. Siebzehn Jahre lang hatte er ihn allein aufgezogen.
    Der Streifenwagen fuhr jetzt langsamer, kam an einer Reihe von Baufahrzeugen vorbei. Auf den Türen des Abschleppwagens und den bernsteinfarbenen Leuchten auf dem Dach war WHEELER’S ABSCHLEPPDIENST zu lesen. Vor ihnen erhellten die zahllosen Scheinwerfer zuerst das zermalmte Vorderteil eines Lieferwagens, das noch halb unter der vorderen Stoßstange des Betonmischers klemmte, und dann den Rest des Fahrzeugs, das platt gequetscht wie eine Coladose in einer zerstörten Hecke lag.
    Blaue Lichter zuckten über den nassen Asphalt und das glitzernde Gras am Straßenrand. Löschzüge, Streifenwagen und ein Krankenwagen waren noch vor Ort, überall standen Feuerwehrleute und Polizisten in reflektierenden Westen. Ein Polizist fegte Glassplitter von der Straße.
    Die Kamera des Polizeifotografen blitzte. Zwei Ermittler rollten ein Maßband aus. Überall glitzerte Metall und Glas. Phil Wheeler sah einen Kreuzschlüssel, einen Turnschuh, einen Teppich, eine Jacke herumliegen.
    »Sieht aber verdammt übel aus, Dad!« Heute Abend also Missouri.
    »Und wie.«
    Phil Wheeler war im Laufe der Jahre abgehärtet worden, ihn konnte nichts so leicht schockieren. Er hatte so ziemlich alle Tragödien gesehen, die bei Verkehrsunfällen denkbar waren. Zu seinen lebhaftesten Erinnerungen gehörte ein enthaupteter Geschäftsmann, noch in Anzugsjacke, Hemd und Krawatte, der angeschnallt in den Trümmern seines Ferrari saß.
    Davey, der gerade sechsundzwanzig geworden war, trug seine Kappe von den New York Yankees mit dem Schirm nach hinten, dazu eine Fleecejacke, Karohemd, Jeans und schwere Stiefel. Davey kleidete sich gern wie die Amerikaner im Fernsehen. Er war auf dem geistigen Stand eines Sechsjährigen und würde es auch bleiben, besaß aber geradezu übermenschliche Kräfte, die seinem Dad oft zugute kamen. Davey konnte mit bloßen Händen Metallblech biegen. Einmal hatte er ganz allein das vordere Ende eines Pkw von einem Motorrad gehoben.
    »Sehr übel«, bekräftigte er.
    »Meinst du, da sind tote Leute, Dad?«
    »Hoffentlich nicht, Davey.«
    »Meinst du denn?«
    Ein Verkehrspolizist mit Schirmmütze und gelb fluoreszierender Weste trat an den Wagen. Phil kurbelte das Fenster hinunter und erkannte den Beamten.
    »‘n Abend, Brian. Sieht schlimm aus.«
    »Wir warten auf einen Kranwagen für den Lkw. Kannst du den Lieferwagen übernehmen?«
    »Kein Problem. Was ist passiert?«
    »Frontalzusammenstoß, Lieferwagen und Lkw. Wir brauchen den Wagen am Abstellplatz.«
    »Wird erledigt.«
    Davey nahm seine Taschenlampe und stieg aus der Fahrerkabine.
    Während sein Dad mit dem Polizisten redete, beleuchtete er mit der Lampe die Ölspuren und den Schaum auf der Straße. Dann spähte er neugierig zu dem hohen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher