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Stirb ewig

Titel: Stirb ewig
Autoren: Peter James
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konnte – Gliedmaßen abtrennen oder fußballgroße Löcher reißen. Der Detective namens Bill Green, den Grace kannte, weil sie in derselben Mannschaft Rugby gespielt hatten, war aus etwa dreißig Metern durchsiebt worden. Auf diese Entfernung hätte man höchstens einen Fasan oder ein Kaninchen töten können, nicht aber einen fünfundneunzig Kilo schweren Rugbystürmer in Lederjacke. Bill Greens Jacke hatte den Körper geschützt, aber mehrere Schrotkörner waren in sein Gesicht, darunter in sein linkes Auge, geflogen.
    Als Grace zum Tatort kam, waren die Punks bereits verhaftet, nachdem sie sich mit ihrem Fluchtjeep überschlagen hatten. Er war fest entschlossen, sie nicht nur wegen bewaffneten Raubüberfalls, sondern auch wegen versuchten Mordes dranzukriegen. Er fand es entsetzlich, dass immer mehr Kriminelle in Großbritannien zu Schusswaffen griffen und die Polizei zunehmend zwangen, ebenfalls bewaffnet zu gehen. Zu Zeiten seines Vaters wären bewaffnete Polizisten undenkbar gewesen. Heute hatten sie in manchen Städten schon routinemäßig Waffen im Kofferraum. Grace war kein rachsüchtiger Mensch, doch wenn es nach ihm ging, sollte man alle Leute aufhängen, die auf Polizisten oder unbeteiligte Zivilisten schossen.
    Auf der Straße rührte sich immer noch nichts. Er warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett, sah hinaus in den Regen, wieder auf die Uhr, auf die leuchtend roten Rücklichter des Wagens vor ihm – der Idiot blendete ihn mit seiner Nebelschlussleuchte. Dann schaute er auf seine Armbanduhr, weil er hoffte, die Uhr im Wagen möge vorgehen. Aber nein, in den letzten zehn Minuten hatte er sich keinen Meter von der Stelle gerührt. Auch aus der Gegenrichtung kam kein einziger Wagen.
    Blaue Blitze zuckten im Rückspiegel und in den Seitenspiegeln. Dann ertönte eine Sirene. Ein Streifenwagen schoss vorbei. Dann ein Krankenwagen. Noch ein Streifenwagen, gefolgt von zwei Feuerwehrautos.
    Scheiße. Vor ein paar Tagen hatte er hier eine Baustelle gesehen und vermutet, dass sich der Verkehr deswegen staute. Nun aber wurde ihm klar, dass es ein Unfall sein musste, und zwar ein schlimmer, wenn die Feuerwehr herbeigerufen wurde.
    Ein weiteres Feuerwehrauto brauste vorbei. Dann noch ein Krankenwagen mit Blaulicht und Sirene. Gefolgt von einem Abschleppwagen.
    Wieder schaute er auf die Uhr. Viertel nach neun. Er hätte sie vor einer Dreiviertelstunde in Tunbrige Wells abholen sollen, das auch ohne Stau noch zwanzig Minuten entfernt war.
    Terry Miller, ein frisch geschiedener Detective Inspector aus seiner Abteilung, hatte ständig mit seinen Internet-Eroberungen geprahlt und Grace gedrängt, sich ebenfalls auf der Seite registrieren zu lassen. Roy hatte sich geweigert, doch als er plötzlich zweideutige E-Mails bekam, stellte er wutentbrannt fest, dass Terry Miller ihn ohne sein Wissen auf einer Seite namens U-Date angemeldet hatte.
    Er konnte sich noch immer nicht erklären, warum er auf eine Mail tatsächlich geantwortet hatte. Einsamkeit? Neugier? Trieb? Er wusste es selbst nicht genau. In den vergangenen acht Jahren hatte er ruhig von Tag zu Tag gelebt. Manchmal versuchte er zu vergessen, dann wieder fühlte er sich schuldig, weil er nicht an sie dachte.
    Sandy.
    Und nun hatte er plötzlich Gewissensbisse wegen der Verabredung. Sie sah toll aus – jedenfalls auf dem Foto. Ihr Name gefiel ihm auch: Claudine. Klang französisch, irgendwie exotisch. Und das Bild war wirklich heiß! Bernsteinfarbenes Haar; ernstes, hübsches Gesicht, enge Bluse, und Brüste, für die man einen Waffenschein gebraucht hätte. Sie saß im Minirock auf einer Bettkante und ließ erahnen, dass sie spitzenbesetzte Strümpfe und womöglich kein Höschen trug.
    Sie hatten nur einmal miteinander telefoniert, wobei sie ihn praktisch durch die Leitung hindurch verführt hatte. Neben ihm lag ein Blumenstrauß, den er an einer Tankstelle gekauft hatte. Rote Rosen, ziemlich kitschig, aber er war nun mal ein unverbesserlicher Romantiker. Die Leute hatten Recht, er musste irgendwie weiterleben. Die Verabredungen, die er in den letzten acht Jahren gehabt hatte, konnte er an den Fingern einer Hand abzählen. Er wollte einfach nicht glauben, dass es noch einmal die Richtige für ihn geben, dass eine Frau es je mit Sandy aufnehmen könnte.
    Vielleicht würde sich das heute Abend ändern.
    Claudine Lamont. Netter Name, nette Stimme.
    Mach deine verdammte Nebelschlussleuchte aus!
    Er roch den süßen Blumenduft. Hoffte, dass er selber auch
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