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Stirb ewig

Titel: Stirb ewig
Autoren: Peter James
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schmeckenden Gummischlauch, wie sie im Krankenhaus verwendet werden, in den Mund. Als Michael ihn ausspuckte, hörte er ein Kratzen, dann verdeckte etwas die Gesichter. Alle Geräusche verstummten. Der Geruch von Holz, Stoff und Kleber drang in seine Nase. Einen Moment lang fühlte er sich warm und geborgen. Dann kam Panik auf.
    »Hey, Leute – was – «
    Robbo nahm einen Schraubenzieher zur Hand, während Pete die Taschenlampe auf den Sargdeckel richtete.
    »Du schraubst ihn doch nicht fest, oder?«, fragte Luke.
    »Und ob!«, meinte Pete.
    »Meint ihr wirklich?«
    »Ihm gehts gut«, sagte Robbo. »Er hat doch den Schlauch zum Atmen.«
    »Ich finde, wir sollten ihn nicht festschrauben!«
    »Natürlich – sonst kann er ja raus!«
    »Hey – «, sagte Michael.
    Doch niemand konnte ihn hören. Und er selbst hörte auch nichts außer einem leisen Schaben über sich.
    Robbo nahm sich alle vier Schrauben vor. Es war ein erstklassiger handgefertigter Teakholzsarg mit verzierten Messinggriffen, den er sich im Bestattungsinstitut seines Onkels ausgeliehen hatte, in dem er nun nach einigen beruflichen Umwegen eine Ausbildung zum Einbalsamierer machte. Gute, solide Messingschrauben. Sie ließen sich mühelos anziehen.
    Michael sah hoch, seine Nase berührte beinahe den Deckel. Im Licht der Taschenlampe war er von elfenbeinfarbenem Satin umschlossen. Er trat mit den Beinen, sie fanden keinen Spielraum. Er wollte die Arme ausstrecken. Auch kein Platz.
    Als er begriff, wo er sich befand, wurde er vorübergehend wieder nüchtern.
    »Hey, ihr wisst doch, ich hab Angst vor engen Räumen – das ist nicht witzig! Hey!« Seine Stimme kam als gedämpftes Echo zurück.
    Pete öffnete die Wagentür, beugte sich hinein und schaltete die Scheinwerfer ein. Wenige Meter vor ihnen befand sich das Loch, das sie am Vortag ausgehoben hatten, daneben ein Haufen Erde, Seile lagen bereit. Dazu noch eine Wellblechplatte und zwei der Spaten, die sie benutzt hatten.
    Die vier Freunde traten an den Rand und spähten hinein. Plötzlich wurde ihnen klar, dass nichts im Leben je so hundertprozentig abläuft, wie man es geplant hat. Das Loch wirkte tiefer, dunkler, mehr wie ein – nun ja, wie ein Grab.
    Der Boden glitzerte im Schein der Taschenlampe.
    »Da steht Wasser«, meinte Josh.
    »Nur ein bisschen Regenwasser«, sagte Robbo.
    Josh runzelte die Stirn. »Na, wenn das mal kein Grundwasser ist.«
    »Scheiße«, warf Pete ein. Auch in der Freizeit sah er immer wie ein BMW-Verkäufer aus, Stoppelschnitt, schicker Anzug, selbstsicher. Nun wirkte er nicht mehr ganz so selbstsicher.
    »Das ist nichts, nur ein paar Zentimeter«, beschwichtigte ihn Robbo.
    »Haben wir wirklich so tief gegraben?«, fragte Luke, ein frisch gebackener Anwalt, der erst vor kurzem geheiratet hatte. Er fühlte sich noch nicht ganz erwachsen, akzeptierte aber allmählich die neue Verantwortung.
    »Es ist schließlich ein Grab, oder? Wir hatten uns für ein Grab entschieden«, meinte Robbo.
    Josh blinzelte in den Regen, der immer stärker fiel. »Aber wenn das Wasser nun steigt?«
    »Scheiße, Mann, wir haben es gestern gegraben, und in vierundzwanzig Stunden ist es nur um ein paar Zentimeter gestiegen. Kein Grund also zur Sorge.«
    Josh nickte nachdenklich. »Und wenn wir ihn nicht wieder rauskriegen?«
    »Klar kriegen wir ihn raus«, sagte Robbo. »Wir müssen nur den Deckel abschrauben.«
    »Na los, machen wir weiter, okay?«, meinte Luke.
    »Er hat es verdient«, versicherte Pete seinen Freunden. »Luke, weißt du noch, was er bei deinem Junggesellenabend angestellt hat?«
    Das würde Luke nie vergessen. Er war im Nachtzug nach Edinburgh aus einem Alkoholrausch aufgewacht und am nächsten Nachmittag mit vierzig Minuten Verspätung vor den Altar getreten.
    Auch Pete erinnerte sich nur zu gut. Am Wochenende vor seiner Hochzeit war er in Spitzenunterwäsche und mit umgeschnalltem Dildo an die Clifton-Gorge-Hängebrücke gefesselt worden und musste von der Feuerwehr befreit werden. Beide Scherze gingen auf Michaels Konto.
    »Typisch Mark, dieser Verpisser«, sagte Pete. »Hat die Sache organisiert, und jetzt ist er verdammt noch mal nicht da…«
    »Der kommt. Er wartet im nächsten Pub, er kennt die Strecke.«
    »Ach ja?«
    »Er hat angerufen und ist unterwegs.«
    »Nebel in Leeds, wer’s glaubt«, meinte Robbo.
    »Er wartet im Royal Oak auf uns.«
    »Verpisser«, sagte Luke. »Der will bloß die harte Arbeit nicht machen.«
    »Dabei verpasst er den ganzen Spaß«, gab Pete zu
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