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Stimmen

Stimmen

Titel: Stimmen
Autoren: Greg Bear
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heimlich vier von Peter Russells leicht anrüchigen Filmen, in denen viel nacktes Fleisch gezeigt wurde, auch wenn es keine echten Pornos waren.
     
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    Peter parkte den Wagen, stieg aus und zog das Jackett über den Ansatz von Bauch, den er inzwischen mit sich herumschleppte. Bei seinen breiten Schultern fiel das Übergewicht zwar nicht besonders auf, aber mittlerweile wirkte er kaum noch wie ein künstlerischer Mensch, sondern eher wie ein in die Jahre gekommener Bodyguard. Allerdings spielte das kaum eine Rolle; den Benoliels war es sowieso egal.
    Peter hob die Bronzefaust, die an der riesigen Eichentür als Klopfer befestigt war, und ließ sie auf die Platte fallen. Ein junger Mann mit kurzem schwarzem Haar, der beigefarbene Hosen und einen blauen Pullover in Übergröße trug, machte auf, musterte ihn von Kopf bis Fuß und hielt ihm irgendetwas hin, als wollte er den Armen spenden. Peter hatte ihn noch nie gesehen.
    »Hier, Mr. Benoliel will es anscheinend nicht«, sagte der junge Mann in dem knappen Ton, mit dem Engländer gewöhnlich ihre Enttäuschung ausdrücken. »Die kosten nichts. Wer sind Sie?« Er drückte Peter ein schwarzes Oval aus Kunststoff in die Hand und trat zurück, um ihn ins Haus zu lassen.
    »Das ist Peter Russell«, erklärte Joseph. »Lassen Sie ihn in Ruhe.« Mit Hilfe seines Gehstocks, dessen Gummispitze er energisch auf den Boden stieß, kam er hastig zum Eingang. Für einen Mann, der humpelte, bewegte er sich schnell. »Ich kann die gottverdammten Dinger nicht leiden.« Allerdings klang er nicht böse, sondern schenkte Peter ein gut gelauntes Lächeln. Er war Anfang siebzig, hatte den massiven Körperbau eines Football-Spielers, mit den Jahren jedoch Fett angesetzt. Da er das Fett aufgrund einer strikten Diät wieder abgebaut hatte, schwabbelte die Haut an seinen Armen, wie das kurzärmelige gelbe Golfhemd deutlich zeigte. Unter den ausgebeulten schwarzen Shorts stachen die von Diabetes geschwächten O-Beine hervor. Sein kurz geschorenes Stoppelhaar war schon seit langem weiß. »Kann es nicht ausstehen, wenn sie in Restaurants piepsen. Oder wenn Leute Auto fahren und dabei quasseln. Müssen immer mit jemandem verbunden sein, als ob sie verschwänden, wenn sie zu reden aufhörten. Auf dieser Welt wird sowieso schon viel zu viel geschwatzt.« Er machte eine Handbewegung, die sowohl ein Sichfügen in das Unvermeidliche als auch Ärger und Ablehnung andeutete. »Falls Sie das verdammte Ding haben wollen, stellen Sie’s ab, solange Sie hier sind.«
    »Sie lassen sich nicht abstellen«, bemerkte der junge Mann und trat näher an Peter heran. Seine großen blauen Augen taxierten den Neuankömmling so, als wollte er seinen Charakter und die Größe seines Geldbeutels abschätzen. »Allerdings kann man den Klingelton leiser stellen.«
    Peter lächelte, als hätte er einen Witz nur halb mitbekommen. »Was ist das überhaupt?«
    »Bietet kostenloses Telefonieren«, erwiderte Joseph. »Nur funktioniert es nicht. Wo ist denn Mischie?«
    »Sie hat mir gesagt, ich soll aufmachen«, erklärte der junge Mann.
    »Ach, zum Teufel, Peter hat doch einen Schlüssel. Mischie!«
    Der junge Mann betrachtete Peter mit neu entwickeltem, wenn auch unsicherem Respekt.
    Mischie – Michelle – kam aus dem Gang, der zum Salon im hinteren Teil des Hauses führte. »Hier bin ich.« Sie lächelte Peter zu und hakte Joseph ein. »Zeit, dass wir dem Äffchen seine Erdnüsse geben, Zeit für die kleinen Muntermacher, Ihre Lordschaft«, verkündete sie mit aufgesetzter Fröhlichkeit. »Komm schon, Liebling.«
    Joseph starrte mit finsterer Miene auf den kleinen Fahrstuhl links von der langen Treppe, als drohte ihm Unheil von dort. »Lassen Sie mich bloß nie allein mit ihr, Peter.«
    »Ihr beiden Hübschen wartet am besten im Salon«, befahl Michelle mit affektierter Stimme. »Dauert nicht lange, wir sind schnell fertig.«
    »Bin jetzt schon fertig«, grummelte Joseph. »Wenn ich irgendwas hasse, dann sind’s Erdnüsse.« Im Vorübergehen strich er Peter über den Arm.
     
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    »Nettes Paar«, bemerkte der junge Mann, nachdem sie in einer Nische Platz genommen hatten, die einen Ausblick auf die Rasenflächen im Westen gewährte. Weit draußen, über den Klippen und dem Meer, neigte sich der Tag versonnen seinem Ende zu. »Die haben doch nur Spaß gemacht, oder?«
    »Das nehme ich an. – Ich bin Peter Russell.«
    »Stanley Weinstein.«
    Sie beugten sich in ihren Sesseln vor – die Sitzgelegenheiten im
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