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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst
Autoren: Dean R. Koontz
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Angriffe zu parieren, schien ihre Feindseligkeit bedauerlicherweise noch anzustacheln.
    An dem ummauerten Abstellplatz hinter dem Haus hielt Martie inne, hob den Deckel einer der Mülltonnen und warf den blauen, mit Valets Hinterlassenschaft gefüllten Plastikbeutel hinein.
    Vielleicht hatte das Gejammer ihrer Mutter über Dustys angeblichen Mangel an Ehrgeiz und standesgemäßer Bildung ihre unerklärliche Angstattacke ausgelöst. Martie befürchtete insgeheim, dass die Gehässigkeit ihrer Mutter eines Tages ihre Ehe vergiften würde. Dass sie, ohne es zu wollen, anfing, Dusty mit den gnadenlos kritischen Augen ihrer Mutter zu betrachten. Oder dass Dusty am Ende ihr selbst die Geringschätzung anlastete, die Sabrina ihm so unverhohlen zeigte.
    Dabei war Dusty der klügste Mann, dem Martie je begegnet war. Der Denkapparat hinter seiner Stirn funktionierte perfekter noch als der ihres Vaters, und Strahlebob hatte über eine wesentlich höhere Intelligenz verfügt, als es sein Spitzname vermuten ließ. Und was den Ehrgeiz betraf … Ihr jedenfalls war ein zärtlicher Ehemann lieber als ein ehrgeiziger, und Dusty trug in sich mehr Güte und Zärtlichkeit, als man in ganz Las Vegas an Habgier hätte finden können.
    Zu allem Übel erfüllte auch Martie selbst nicht die Erwartungen, die ihre Mutter in sie gesetzt hatte. Nachdem sie erst ihren Bachelor und dann ihren Magister der Wirtschaftswissenschaften – Betriebswirtschaft im Haupt- und Marketing im Nebenfach – erworben hatte, war sie von dem Weg abgewichen, der sie in die ruhmreichen oberen Etagen der Großkonzerne hätte führen können. Stattdessen war sie freischaffende Künstlerin geworden und entwarf nun Videospiele. Sie hatte ein paar kleinere Erfolge mit eigenen Kreationen zu verzeichnen und darüber hinaus keinen Mangel an Aufträgen, in denen es darum ging, auf der Basis der Konzepte anderer Leute Szenarios, Figuren und Fantasiewelten zu erschaffen. Von dem Geld, das sie damit verdiente, ließ es sich gut, wenn auch nicht im Überfluss leben, aber langfristig hielt sie es für durchaus vorteilhaft, als Frau in einer Männerdomäne zu arbeiten, weil ihr das eine andere, interessante Perspektive verlieh. Ihre Arbeit machte ihr Spaß. Erst kürzlich hatte sie sich vertraglich verpflichtet, in Anlehnung an J. R. R. Tolkiens Trilogie Der Herr der Ringe ein völlig neues Spiel zu kreieren, das ihr möglicherweise Tantiemen einbringen konnte, angesichts deren selbst Dagobert Duck vor Neid erblasst wäre. Ungeachtet dessen tat Sabrina die Produkte ihrer Arbeit als »Karnevalshumbug« ab, wahrscheinlich weil sie Videospiele mit Spielhallen in Verbindung brachte, Spielhallen mit Vergnügungsparks assoziierte und Vergnügungsparks den Gedanken an Karneval in ihr weckten. Vermutlich konnte Martie sich noch glücklich schätzen, dass ihre Mutter nicht so weit ging, sie als reif für die Monstrositätenshow zu verunglimpfen.
    An Valet gewandt, der neben ihr die Stufen zur rückwärtigen Veranda hinauftrottete, sagte sie: »Ein Psychoanalytiker würde vielleicht sagen, dass mein Schatten vorhin symbolhaft für meine Mutter stand, für ihre negative Haltung …«
    Grinsend blickte Valet zu ihr auf und wedelte mit dem buschigen Schwanz.
    »… und in der kleinen Panikattacke kam vielleicht die unbewusste Befürchtung zum Ausdruck, sie könnte … also, sie könnte irgendwann einmal meinen Verstand beeinflussen und mich mit ihrer negativen Haltung anstecken.«
    Martie angelte den Schlüsselbund aus der Jackentasche und öffnete die Tür.
    »Meine Güte, ich höre mich an wie eine HighschoolAbsolventin, die gerade erfolgreich den Grundkurs Psychologie hinter sich gebracht hat.«
    Sie unterhielt sich oft mit dem Hund. Valet hörte stets zu, antwortete aber niemals. Sein Schweigen war gewissermaßen einer der tragenden Pfeiler ihrer wunderbaren Beziehung.
    »Höchstwahrscheinlich«, sagte sie zu Valet, während sie ihm in die Küche folgte, »hat das Ganze nicht den geringsten psychologischen Symbolgehalt, und ich bin einfach nur im Begriff, hoffnungslos den Verstand zu verlieren.«
    Wie zur Bestätigung ihrer Diagnose schnaubte Valet kurz und schlabberte gleich drauf begeistert Wasser aus seiner Schüssel.
    An fünf Tagen der Woche wurde Valet nach dem ausgiebigen Morgenspaziergang gleich anschließend entweder von ihr selbst oder von Dusty auf der Veranda hinter dem Haus eine halbe Stunde lang gebürstet und gekämmt. An den Dienstagen und Donnerstagen wurde die Fellpflege
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