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Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst
Autoren: Dean R. Koontz
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Verhandlung über die rechtliche Zuständigkeit für die Lebenden und die Toten führten. Wäre Chaos Brot und Verdacht Fisch gewesen, so hätte es keines Wunders bedurft, um die Massen zu speisen.
    Die erstaunliche Offenbarung, dass die Frau im rosafarbenen Chanel-Kostüm sowohl auf Skeet als auch auf Ahriman geschossen hatte, stürzte Martie in noch größere Verwirrung. Die Frau gab die Schüsse zu, verlangte ihre Festnahme und war nicht bereit, weitere Angaben zum Tathergang zu machen, beklagte sich allerdings über den nachhaltigen Gestank, den die verbrannten Haare des Arztes verbreiteten.
    Skeet lag, leblos für das Auge des Laien, auf einer fahrbaren Trage und wurde von vier kräftigen Sanitätern versorgt, deren Uniformen im Neonlicht des Gangs merkwürdig phosphoreszierend wirkten. Sie sahen aus wie Verteidigungsspieler einer Footballmannschaft, die in den Himmel gekommen und nun in dieser modernen Ausgabe eines Engelsgewandes auf die Erde zurückgekehrt waren. Einer sprintete voraus, um die Aufzugtür offen zu halten, einer zog, einer schob die Trage, einer rannte neben ihr her und hielt die Infusionsflasche hoch, und Martie hatte, als die Männer sich eilig und umsichtig mit Skeet entfernten, das Gefühl, als würden weder deren Füße noch die Räder der Trage den Boden berühren, als würden sie durch den langen Korridor fliegen und als wäre dies nicht der Transport eines Verletzten zum Krankenhaus, sondern der Begleitschutz für eine unsterbliche Seele, die eine viel längere Reise antrat.
    Nachdem Dusty durch Jennifer – und durch das knappe Geständnis der Frau in Rosa – von jedem Verdacht befreit war, durfte er mit polizeilicher Erlaubnis seinen Bruder begleiten. Er legte Martie die Hände auf die Schultern, zog sie heftig an sich, hielt sie einen Moment lang fest, küsste sie und rannte dann hinter den Sanitätern mit der Trage her.
    Sie sah ihm nach, bis er in der Aufzugsbucht verschwunden war, dann entdeckte sie, dass seine Finger blutige Abdrücke auf ihrem Pullover hinterlassen hatten. Zitternd verschränkte sie die Arme über der Brust und bedeckte die furchtbaren roten Spuren mit den Händen, als könnte sie, indem sie diese flüchtigen Spuren berührte, eine geistige Verbindung mit Dusty und Skeet herstellen, sodass sie sich gegenseitig Kraft geben konnten.
    Martie durfte den Schauplatz des Verbrechens noch nicht verlassen. Da die Polizeibehörde von Malibu – zu spät – Kontakt mit der Polizei in Newport aufgenommen hatte, war die Verbindung zwischen der Schießerei hier und Eric Jaggers gewaltsamem Tod dort ebenso festgestellt worden wie die Tatsache, dass Martie und Dusty in beiden Fällen die Hauptaugenzeugen waren. Ein Beamter war auf dem Weg ins Krankenhaus, um Dusty zum Tathergang zu hören, aber die Polizei bestand darauf, die Erstbefragung wenigstens eines der Zeugen sofort an Ort und Stelle vorzunehmen.
    Polizeifotografen, die Leute von der Spurensicherung, Vertreter der Staatsanwaltschaft und Kriminalbeamte sammelten, während sie sich allesamt über das Durcheinander am Tatort beschwerten, eifrig Indizien für den Fall, dass die Dame in Rosa ihr bereitwilliges Geständnis später widerrufen würde, was ja immer wieder vorkam.
    Jennifer wurde an ihrem Schreibtisch in der Rezeptionskabine befragt, während zwei äußerst höfliche, rücksichtsvolle Beamte Martie baten, sie in Ahrimans Sprechzimmer zu begleiten. Dort setzte sich einer der beiden neben sie auf das Sofa, der andere in einen der Sessel ihr gegenüber.
    Ein eigenartiges Gefühl, wieder im Mahagoniwald ihrer Albträume zu sein, in dem der Blättermann herrschte. Sie spürte seine Gegenwart immer noch, obwohl er jetzt tot war. Sie überkreuzte die Arme, legte die linke Hand auf die rechte, die rechte Hand auf die linke Schulter, die Finger über den roten Abdrücken von Dustys Fingern gespreizt.
    Die Kriminalbeamten sahen es, und einer fragte sie, ob sie sich die Hände waschen wolle. Martie schüttelte wortlos den Kopf, auch wenn sie das nicht verstehen würden.
    Und dann wehten, wie die Blätter in ihrem Haiku vom Westen her geweht waren, die Worte der langen Geschichte aus ihr heraus. Sie verschwieg nichts, kein einziges Detail, so fantastisch und unwahrscheinlich es auch klingen mochte – mit einer Ausnahme: Als sie von den Glysons in Santa Fe und von Bernardo Pastore und seiner Familie erzählte, erwähnte sie ihre Begegnung mit Kevin und Zachary in der verschneiten nächtlichen Wüste von New Mexico mit
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