Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stimmen der Angst

Stimmen der Angst

Titel: Stimmen der Angst
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
dass Jennifer ihn mit dem Beutel sah. Außerdem würde er ihn stören, wenn er gezwungen war, sich mit Skeets Kumpan zu befassen. Wie hatte Dusty ihn doch gleich genannt? Fig. Richtig. Der blaue Beutel würde ihn nur behindern, wenn dieser Fig irgendwo auf ihn lauerte und unschädlich gemacht werden musste.
    Schnell, schnell.
    Er wollte den Beutel in eine der Innentaschen seiner Jacke stecken, aber der Gedanke, dass er platzen und seinen eleganten Zegna-Anzug ruinieren könnte, war ihm unerträglich. Also ließ er ihn stattdessen vorsichtig in das leere Schulterholster gleiten.
    Stolz auf seine Geistesgegenwart und überzeugt, dass er kein Detail übersehen hatte, das ihm zum Verhängnis werden konnte, ging er, die Beretta vor Jennifers Blicken verborgen, ins Wartezimmer hinaus.
    Sie stand zitternd und mit ängstlich aufgerissenen Augen in der geöffneten Tür zur Rezeption. »Er blutet, Dr. Ahriman, er blutet.«
    Jeder Idiot konnte sehen, dass Skeet blutete. Tatsache war jedoch, dass er unmöglich seit achtzehn Stunden so stark bluten und es dennoch bis hierher geschafft haben konnte.
    Der Arzt ließ sich neben Skeet auf ein Knie nieder. Die Augen auf die Tür zum Flur geheftet, fühlte er ihm den Puls. Der kleine Dopefresser lebte noch, aber sein Puls war sehr schwach. Es würde ein Leichtes sein, ihm das Lebenslicht auszublasen.
    Aber zuerst zu diesem Fig. Oder wer immer da draußen auf ihn wartete.
    Der Arzt ging zur Tür, legte ein Ohr daran, lauschte.
    Nichts.
    Vorsichtig machte er die Tür auf und spähte hinaus.
    Niemand.
    Er trat über die Schwelle und sah sich, mit einer Hand die Tür aufhaltend, nach rechts und links um. Nirgendwo im Gang war eine Menschenseele zu sehen.
    Hier war offensichtlich nicht auf Skeet geschossen worden, denn der Lärm hätte bestimmt Aufmerksamkeit erregt. Niemand hatte sich an der Tür des Kinderpsychologen auf der anderen Seite des Gangs gezeigt – Dr. Moshlien, ein ungehobelter Mensch und unerträglicher Hohlkopf, dessen Theorien über die Ursachen der Jugendkriminalität ebenso unmöglich waren wie seine Krawatten.
    Das Rätsel, wie Skeet hierher gekommen war, würde möglicherweise nie gelöst werden, was Ahriman mehr als eine schlaflose Nacht bereiten würde, aber im Augenblick war es wichtiger, Ordnung zu schaffen.
    Er würde ins Wartezimmer zurückgehen und Jennifer bitten, nun doch die Polizei und den Notarzt zu rufen. Während sie am Telefon beschäftigt war, würde er sich mit Skeet befassen und so tun, als würde er ihm nach allen Regeln der Kunst Hilfe leisten, in Wirklichkeit aber würde er ihm ungefähr eineinhalb Minuten lang Mund und Nase zuhalten, was angesichts seiner jämmerlichen Verfassung ausreichen musste, um ihn zu erledigen.
    Dann schnell in den Flur zurück und ohne Umwege zum nächsten Putzschrank, den er mit seinem Praxisschlüssel öffnen konnte. Das Holster und den blauen Beutel weit hinten unter den Toilettenpapiervorräten verstecken und die Sachen später, wenn die Polizei verschwunden war, wieder herausholen.
    Trotze dem Zahn der Zeit.
    Schnell, schnell.
    Er kehrte dem Gang den Rücken und wollte gerade in seine Praxis zurückgehen, als ihm auffiel, dass keine Blutflecken auf dem Flurteppich zu sehen waren, der eigentlich über und über damit hätte besudelt sein müssen, wenn Skeet, so blutend, wie er jetzt in seinem Wartezimmer lag, hier entlanggekommen wäre. In dem Moment, als sein messerscharfer Verstand ihm signalisierte, was dieses merkwürdige Detail zu bedeuten hatte, hörte der Arzt, wie hinter ihm Moshliens Tür geöffnet wurde. Er zog die Schultern ein in Erwartung des gewohnten Sagen Sie mal, Ahriman, haben Sie einen Augenblick Zeit? , und des Sturzbachs von Idiotien, die dieser Einleitung folgen würden.
    Die Worte sollten nie kommen, dafür aber Kugeln. Der Arzt hörte keinen einzigen Schuss, aber er spürte sie deutlich, drei mindestens, in einer schrägen Linie vom Steiß bis zur linken Schulter.
    Nicht annähernd so würdevoll, wie er es sich gewünscht hätte, stolperte er in sein Wartezimmer. Stürzte halb über Skeet. Rollte angewidert von dem Drogenfreak herunter. Rollte auf den Rücken, wo er liegen blieb und zur Tür hochblickte.
    Die Keanuphobin stand auf der Schwelle. Sie hielt die Tür mit der Schulter auf und hatte mit beiden Händen eine Pistole mit Schalldämpfer umfasst. »Sie sind eine der Maschinen«, sagte sie. »Darum haben Sie mir in den Therapiestunden nie zugehört. Den Maschinen sind echte Menschen wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher